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Rote, grüne, blaue Strähnen? Wenn haarige Experimente im Teenager-Alter gefragt sind

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Video-Tutorials, Beauty-Seiten in Zeitschriften und Internet, Lifestyle-Magazine im Fernsehen: Wohl nie zuvor waren Jugendliche und auch schon Jüngere so gut informiert über Trends und Tricks rund ums gelungene Styling. Waren in der Kindheit heutiger Mütter der unkomplizierte Zopf oder die eher schnörkellose Kurzhaarfrisur an der Tagesordnung – als Haare auch nicht wirklich ein Thema waren, dem viel Beachtung geschenkt wurde -, sind heute schon Grundschülerinnen up to date, was die schier grenzenlose Vielfalt möglicher Frisuren betrifft.

Mit wenigen Handgriffen entstehen scheinbar mühelos beeindruckende Flechtfrisuren am Hinterkopf. Haare werden ganz und gar ohne Haargummi, Kamm oder Haarspange zu haltbaren Frisuren drapiert. Es wird geglättet, gekämmt und gesteckt, was das Zeug hält, um (sich) zu gefallen und hier und da mit außergewöhnlichem Styling zu glänzen.

Und konsequenterweise reden auch schon die Jüngsten natürlich beim Friseurbesuch mit. Ob lang oder kurz, stufig oder nicht: Viele Jungs und Mädchen haben heutzutage sehr konkrete Vorstellungen davon, was ihnen gefällt und was angesagt ist. Und in vielen Fällen ist dies keinesfalls: Einheitsbrei!

Gefragt ist stattdessen Individualität, die Kindern seitens ihrer Eltern auch durchaus großzügig zugestanden werden sollte. Träumt die Tochter von der langen Mähne oder möchte der Sohn seine Frisur mit etwas Wachs vor dem Gang in die Grundschule in Form bringen, schadet das niemanden und Eltern sollten Kindern die Chance geben, ihre Erfahrungen zu machen. Jene, Komplimente einzuheimsen, oder aber auch solche, dass einer Frisur eben mal keine Aufmerksamkeit geschenkt wird oder gar negative Reaktionen unter Mitschülern hervorruft. Was in diesem Alter mit den Haaren geschieht, ist schließlich in der Regel nicht von langer Dauer. Nerven die sehr langen Strähnen irgendwann, sind sie im Nu auf Wunschlänge gekürzt. Ist beim Friseur zu viel Haar gefallen, wächst es wieder. Und Gel und Wachs sind mit der nächsten Wäsche wieder heraus gewaschen.

Doch was, wenn die Veränderungen im Teenie-Älter plötzlich größer und dauerhafter ausfallen sollen?

Aus Dunkel soll Hell werden, aus glatten Strähnen Dreadlocks, aus Blond Pink oder Blau? Dann werden sicherlich viele Eltern nicht gerade Luftsprünge vor Begeisterung machen… . Aber gleich Empörung zeigen, Verbote aufstellen, sich auf keinerlei Diskussion einlassen? Das wird nicht der Weg sein, der alle zu einer gütlichen Einigung bringen wird. (Und sehr selbstbewusste Teenager werden allen Verboten zum Trotz mit großer Wahrscheinlichkeit Möglichkeiten finden, ihre Vorstellungen auf anderem Weg als beim Friseur in die Tat umzusetzen. Ob dies zu einem befriedigenden Ergebnis führt, sei dahin gestellt…)

Besser ist sicherlich:

Beweisen Sie Fingerspitzengefühl Fragen Sie nach dem „Warum?“.  Der Wunsch nach extremer Veränderung hat meistens Ursachen. Will Ihr Kind jemandem nacheifern oder sich bewusst abgrenzen? Findet es sich selbst zu langweilig? Vielleicht gibt es andere Mittel und Wege, das Gewünschte zu erreichen, zum Beispiel mit neuer Kleidung?

Suchen Sie nach Kompromissen

Mit Teenagern zu diskutieren kann einen mitunter an die Grenze der Geduld bringen, vor allem dann, wenn von vornherein klar ist, dass dies zu nichts führen wird, weil die Entscheidung „Komplett blaue Haare!“ für den Teenie nun mal feststeht. Den Versuch, dennoch einen Kompromiss zu finden, ist es natürlich wert, vielleicht:

  • Es wird nicht auf eigene Faust an den Haaren herumexperimentiert, sondern ein Frisörsalon aufgesucht, in dem gemeinsam mit allen Beteiligten nach einer professionellen Beratung eine Entscheidung über eine potentielle neue Haarfarbe gefällt wird.
  • Beim Frisör werden auch andere Alternativen nicht von vornherein ausgeschlossen, beispielsweise Strähnchen oder farbige Extensions.
  • Die Haare werden nicht dauerhaft gefärbt, stattdessen wird ein neuer Ton erst mit einer auswaschbaren Tönung getestet. Dies schränkt allerdings die potentielle Farbenvielfalt stark ein.

Zeigen Sie Verständnis, aber erwarten Sie dieses auch für Ihre Bedenken!

Sie waren auch mal jung und vielleicht experimentierfreudig? Erzählen Sie Ihrem Teenie davon – und natürlich auch von den Versuchen, die vielleicht so richtig schief gegangen sind! Worüber Sie heute lachen können, kam damals womöglich einer Katastrophe gleich? Ihr Kind wird verstehen, dass Sie es mit Ihren Ratschlägen und Bedenken vor einer ähnlichen in seinem „jugendlichen Leichtsinn“ bewahren wollen.
Machen Sie ihm an dieser Stelle einmal mehr deutlich: Sie wollen ihm nichts ausreden oder gar verbieten, um Macht zu demonstrieren oder um ihn zu ärgern, sondern weil Sie stets sein Wohl im Blick haben. Kindern und Jugendlichen scheint es häufig gar nicht bewusst zu sein, wie viele Gedanken und – manchmal tatsächlich unnötige – Sorgen sich Eltern tatsächlich um sie machen.

Argumentieren Sie sachlich

„Was wird denn die Oma dazu sagen?“ – So ein Satz wird vermutlich keinen Teenager vom Wunsch nach einer extremen Haarfarbe abbringen. Sind sachlich Argumente gefragt, können Sie diese hervorbringen:

  • „Haarefärben kann zu allergischen Reaktionen führen“
  • „Das neue Styling könnte sich negativ auswirken“ – beispielsweise auf potentielle Arbeitgeber abschreckend wirken, wenn die Suche nach einem Ausbildungsplatz ansteht.
  • „Der Look könnte dir später unangenehm sein.“
    Fotos sind heute schneller gemacht und langlebiger als früher. „Das Netz vergisst nicht“, so heißt es oft. Ist der Jugendliche sich dessen bewusst und kann die langfristigen Konsequenzen abschätzen?
  • „Es dauert lange, bis die letzte Farbe herausgewachsen sein wird.“
    Womöglich viel länger, als der angesagte Trend, der ruck zuck vom nächsten abgelöst werden könnte, dauert.

Was dürfen Kinder und Jugendliche und was dürfen Eltern ihnen verbieten?

Sehr interessant in diesem Zusammenhang ist „Ein Ratgeber für Jugendliche zum Thema Erziehung“, der natürlich auch für Eltern spannend zu lesen ist. Die leicht verständliche, über 100 Seiten starke Broschüre unter dem Titel „Meine Erziehung – da rede ich mit“, herausgegeben vom „Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz“ ist hier kostenlos zum Download zu finden.

Bildquelle: Nika Suchá/Pixabay.de

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