Auf kurzen Strecken und langen Touren komfortabel unterwegs im Fahrradanhänger

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Wer gerne als Familie – mit bis zu zwei kleinen Kindern – mit dem Fahrrad unterwegs ist, für den ist ein Fahrradanhänger vielleicht eine Alternative oder eine sinnvolle Ergänzung zu herkömmlichen Fahrradsitzen.

Bevor man sich auf die Suche nach „seinem“ Modell macht, gilt es jedoch einige grundsätzliche Überlegungen anzustellen, die maßgeblich über Art und Ausführung des letztlich erworbenen Anhängers mitentscheiden:

  • Wie oft und auf welchen Strecken wird der Anhänger zum Einsatz kommen?
  • Bei jedem Wetter? Rund ums Jahr? Oder nur bei gelegentlichen Touren bei angenehmen Temperaturen und Sonnenschein?
  • Wo kann der Anhänger bei Nicht-Gebrauch gelagert werden? Kann er draußen in der Garage oder wettergeschützt in einem Unterstand „geparkt“ werden oder muss er zwischendurch jedes Mal beispielsweise in den Keller gebracht werden?
  • Soll sich der Anhänger möglichst klein „zerlegen“ lassen, um ihn z. B. für eine Radtour fernab von daheim im Kofferraum transportieren zu können?
  • Wer aus der Familie wird überwiegend mit dem Anhänger unterwegs sein?
  • Soll der Anhänger auch zum Transport der Kinder ohne Fahrrad – umgebaut zum Jogger – zum Einsatz kommen?
  • Soll er – beispielsweise während der Pause in einer Eisdiele o.ä. – abgeschlossen werden können?
  • Werden (langfristig) ein Kind oder zwei Kinder im Fahrradanhänger befördert? Auch, wenn nur ein Kind zur Familie gehört, lohnt sich evtl. die Anschaffung eines Doppel-Sitzers, damit gelegentlich auch ein Freund/eine Freundin mitgenommen werden kann.
  • Soll der Anhänger nur für Radtouren mit wenig, leichtem Gepäck geeignet sein oder werden evtl. auch mal größere Lasten befördert, beispielsweise nach der Erledigung von Einkäufen?
  • Soll der Anhänger eine stabile Wanne haben oder genügt ein Stoffboden?
  • Wie kompliziert ist es, einen platten Reifen zu reparieren?
  • Was darf der Anhänger samt Zubehör maximal kosten?
  • Ab/bis zu welchem Alter bzw. ab/bis zu welcher Körpergröße des Kindes soll der Anhänger verwendbar sein?

Die Antworten auf diese Fragen sind eine gute Basis, um bei der Suche erste Modelle auszuschließen bzw. andere in die nähere Auswahl zu ziehen.

Damit der Fahrradanhänger später wirklich zum gerne genutzten Begleiter wird, der Eltern eine Extra-Portion Sport verschafft, muss er darüber hinaus viele Anforderungen und Kriterien erfüllen:

Die Sicherheitsaspekte
Keinen Spaß wird dem Kind die Tour machen, wenn es nicht auch auf längeren Strecken bequem sitzen und die Aussicht genießen, zwischendurch vielleicht auch mal gemütlich schlafen kann.
Kein gutes Gefühl wird man als Eltern haben, wenn man nicht davon überzeugt ist, dass das Kind im gewählten Modell möglichst sicher unterwegs ist!

Wichtige Kriterien dafür sind – ohne Gewähr für Vollständigkeit! -:

  • ein geeignetes und mit guten Bremsen ausgestattetes Fahrrad zum Ziehen des Hängers
  • gute Sichtbarkeit des Fahrradanhängers dank heller, leuchtender Farben
  • Rückstrahler und Leuchten, Speichenreflektoren gemäß Straßenverkehrsordnung
  • ein Wimpel, damit der Anhänger besser wahrgenommen wird
  • 5-Punkt-Anschnallgurte, die von Kinderhänden nur schwer zu öffnen sind
  • eine robuste Rahmenkonstruktion + Überrollbügel
  • ein tiefer Schwerpunkt und ein großer Reifenabstand für die Kippsicherheit
  • ein Schutz, der verhindert, dass das Kind vom Hänger aus in die Reifen greifen oder seine Hände während der Fahrt seitlich heraus halten kann
  • ein stabiles Insektennetz, das Bienen und ähnliche Tiere vollständig draußen lässt
  • die Möglichkeit, ein Baby in einer geeigneten Babyschale sicher zu transportieren
  • wenn das Modell zwei Kinder zulässt: Die Möglichkeit, bei nur einem mitfahrendem Kind dieses mittig anzuschnallen. (wichtig in Bezug auf Kippsicherheit und gegen potentielles Schlingern)
  • Schadstofffreiheit der verwendeten Materialien

Die „Wohlfühl-Ausstattung“
Manche Kinder lieben es, im Fahrradanhänger chauffiert zu werden, andere sind von Anfang an skeptisch und der Funke für diese Art der Fortbewegung will nie so recht überspringen.

Einem Kind, das bereits im Kleinkind oder Kindergartenalter ist, die Möglichkeit zu geben, sich einen ersten Eindruck vom Fahren im Anhänger zu verschaffen, ist einer der wichtigen Punkte auf der Liste für die Kaufberatung samt Probefahrt beim Fahrradhändler.

Dazu kommen für den hohen Komfort – neben einer moderaten Fahrweise des Ziehenden auf dem Fahrrad! – in puncto Ausstattung des Fahrradanhängers:

  • ein integrierter Sonnenschutz
  • eine gute Federung
  • bequeme Sitze
  • genügend Bein- und Kopffreiheit (auch, wenn das Kind einen Helm tragen soll)
  • ein wasserdichtes Verdeck
  • Schutz gegen Spritzwasser, Splitt u.ä.
  • gerade im Sommer sehr wichtig: eine ausreichende, aber nicht unangenehme Belüftung während der Fahrt oder kurzen Pausen 
  • eine Möglichkeit, Getränkeflaschen in Reichweite des Kindes unterzubringen, damit es sich diese allein nehmen und wieder zurück stellen kann, und nicht für jeden Schluck Wasser ein Halt eingelegt werden muss

Die praktischen Aspekte
Je nachdem, wer in der Familie den Anhänger hauptsächlich nutzen wird und wo er bei Nicht-Gebrauch verstaut werden kann, gilt es Folgendes zu entscheiden:

  • Soll der Anhänger eine feste Kunststoff- oder Metallwanne haben oder ein Gestell mit Stoffbespannung, das Platz sparender zusammen geklappt werden kann?
  • Soll der Anhänger umrüstbar zum „Kinderwagen“ sein?
  • Wie schwer soll der Anhänger maximal sein? Auch wenn der Hänger „nur“ leichte 14 kg wiegt, kommen mit Kind und etwas Gepäck kommen schnell 30 kg zusammen, mit denen vielleicht auch mal größere oder kleinere Steigungen bewältigt werden wollen.
  • Wie viel Kilogramm soll die maximale Zuladung betragen? Bei zwei Kindern wird das Maximalgewicht schnell erreicht.
  • Soll der Anhänger schnell einsatzbereit montiert und sehr einfach am Fahrrad anzubringen sein?

Der Kaufpreis
Schaut man sich nach einem passenden Modell um, mag man erstaunt sein über die enorme Preisspanne zwischen unterschiedlichen Marken und Modellen.

Vorneweg: Qualität hat ihren Preis. Dafür lässt sich für einen hochwertigen Fahrradanhänger später mit größerer Wahrscheinlichkeit aber auch ein guter Wiederverkaufs-Preis erzielen.

Beim Abwägen zwischen „Kosten und Nutzen“ kann man dem eher günstigen Modell den Vorrang geben, wenn man bereits im Vorfeld weiß, dass der Anhänger beispielsweise nur selten – vielleicht nur im Sommerurlaub – oder eher sporadisch auf ebenen, geraden, wenig befahrenen Wegen zum Einsatz kommen wird.

Optimal ist es, wenn man sich im Vorfeld im Freundeskreis oder bei einem Fahrradgeschäft mit guter Auswahl einen Anhänger ausleihen kann, um einen ersten Eindruck vom Fahren damit zu bekommen.
Nichts ist ärgerlicher als sich für ein sehr einfaches Modell entschieden zu haben und dann nach wenigen Wochen einsehen zu müssen, dass weder Kind noch Eltern richtigen Spaß bei den gemeinsamen Touren haben.
Umgekehrt wird man schnell die Ausgaben für ein sehr hochwertiges Modells bereuen, wenn man feststellt, dass der Bedarf für den Anhänger doch nicht so groß ist wie anfangs gedacht und der Anhänger – außer bei vielleicht vier bis fünf Touren im ersten Sommer – praktisch nie zum Einsatz kommen wird.

Niemals sparen sollte man jedoch in puncto Sicherheit und nicht vergessen werden dürfen bei der Kalkulation die Kosten für eventuelles Zubehör wie

  • eine passende Babyschale
  • die Kupplung fürs Fahrrad. Evtl. auch eine zweite, wenn der Anhänger regelmäßig von wechselnden Personen auf unterschiedlichen Rädern gezogen wird
  • eine Regenplane für starke Regengüsse
  • eine Abdeckplane, wenn der Anhänger öfter im Freien geparkt wird
  • ein Winterfußsack, wenn der Anhänger auch in der kalten Zeit regelmäßig zum Einsatz kommen soll
  • evtl. Umrüstsets beispielsweise zur Benutzung des Anhängers als Jogger

Abschließend einige persönliche Erfahrungen der Abc-Mama, in deren Familie solch ein Anhänger über viele Jahre im Gebrauch war, nachdem bei einem Nordsee-Urlaub bei direktem Vergleich zwischen Fahrradsitz und Fahrradanhänger bei langen Radtouren die Begeisterung für diese Art der Kinderbeförderung geweckt wurde.

Gleich nach der Rückkehr wurde ein Modell bestellt, das auch zwei Kindern ausreichend Platz ließ. Über die Jahre betrachtet erwies sich der Fahrradanhänger als gute und sinnvolle Anschaffung, wenngleich auch nur der „Abc-Papa“ als „Zugtier“ eingespannt wurde – und diese Aufgabe mit Freude übernahm.

Vor der ersten Fahrt
Bevor man sein Kind das erste Mal im Anhänger mitnimmt, ist eine Übungsfahrt nicht verkehrt!
Auch wenn das Fahren mit Anhänger nicht wirklich kompliziert ist, so können doch an vielen Stellen kleine Tücken lauern, die einem beim Radfahren bislang nicht aufgefallen sind.
Idealerweise wird der Anhänger dafür mit einem vergleichbaren Gewicht (z. B. Wasserflaschen) gefüllt, um ein Gespür zu bekommen, was bei verschiedenen Gegebenheiten beachtet werden muss und wie sich Folgendes anfühlt und bewältigen lässt:

  • Bremsen
  • enge Kurven
  • Steigungen Gefälle
  • „Engpässe“ wie Absperrpfosten
  • Bordsteinkanten

Nach wenigen gefahrenen Kilometern hat man ein Gefühl für das Fahren mit Anhänger gewonnen und fühlt sich gleich viel sicherer unterwegs.
Anschließend kann man sich langsam an immer längere Touren heran tasten, deren Streckenverlauf ausreichend Gelegenheit für Pausen – idealerweise an einem schönen Spielplatz – bieten sollte. Die Kinder können sich nach dem längeren Sitzen oder einem Schläfchen bewegen und austoben, der Ziehende kann derweil in Ruhe etwas trinken und Kräfte tanken.

Zu guter Letzt noch ein Tipp: mit einem Rückspiegel am eigenen Rad lässt sich gefahrlos ein kurzer Blick zwischendurch auf den kleinen Passagier im Anhänger werfen.

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3 Kommentare

  1. Klasse Artikel! Hat uns enorm geholfen dabei, einen geeigneten Fahrradanhänger für den Transport unserer Kinder auf gemeinsamen Radtouren auszusuchen.

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