Vom Kleinkind bis zum Teenie: Wann sollte es abends heißen „Schlafenszeit“?

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Was? Eure Kinder sind abends sooo lange auf?“
So früh schickt Ihr die Kinder schon ins Bett? Kein Wunder, dass sie schon frühmorgens wieder hellwach sind!“
Also bei uns geht ohne Mittagsschlaf gar nichts!“

Es gibt vermutlich wenige Themen unter Eltern, bei denen so viele unterschiedliche Meinungen und Erfahrungen, Grundsätze und Ansichten zusammen fließen.
Der Schlaf der eigenen Kinder verglichen mit dem von anderen bietet eigentlich immer Gesprächsstoff. Vor allem in den ersten Lebensjahren des Nachwuchses.

Egal, ob das eigene Kind gern einmal die Nacht zum Tage macht oder vom ersten Lebenstag an ein wahres Murmeltier ist.
Egal, ob das Einschlafen meist unter Protest geschieht oder das Kind – man traut es sich anderen Eltern gegenüber kaum zuzugeben… – einfach immer und überall selig einschlummert.

Ist das Thema Schlafen ein Problem, erkennt man schnell, dass Geheimrezepte anderer Eltern und Patentlösungen aus Ratgebern selten ein Allheilmittel sind.
Zu unterschiedlich sind Kinder nun mal, zu verschieden die Lebensrhythmen der Familien.

Was wie so oft weiter hilft: Geduld und Gelassenheit, wenn die Abende zu lang, die Nächte zu kurz und der Schlaf zu wenig erholsam ist.
Und: Ein Vertrauen auf das eigene Bauchgefühl! Mut, es anders zu handhaben als andere (vermeintlich perfekte) Eltern es vorleben und ein feines Gespür für das, was das Kind wirklich in Sachen Schlaf benötigt!

Im Kleinkindalter

Mittagsschlaf oder nicht?“ ist eine der Fragen, die man sich als Eltern eines Kleinkindes früher oder später stellen wird.
Spätestens dann, wenn der Mittagsschlaf so erholsam ausfällt, dass das Kind mehr als genug Schlaf bekommt.
Die Folgen liegen auf der Hand und sind offensichtlich. Abends ist der Nachwuchs zur angedachten Schlafenszeit noch putzmunter. Das Einschlafen dauert. Und nachts fällt der Schlaf unruhig aus.

Natürlich rechnet man auch den Schlaf am Tag auf die in diesem Alter übliche Schlafdauer an. Diese wird sich üblicherweise zwischen 12 und 14 Stunden bewegen, wobei Ausnahmen natürlich die Regel bestätigen können.

Dabei gibt es überdies kein „Falsch“ oder „Richtig“, wann der Schlaf beginnen und enden sollte! Solange Kinder zu Hause betreut werden und man selbst nicht zur Arbeit muss, darf man sich den Luxus gönnen, einen ganz eigenen Tagesrhythmus zu finden.
Wenn Kinder morgens ausschlafen können, darf es abends auch später werden. Zum Beispiel, damit auch der arbeitende Elternteil abends mehr Zeit mit dem noch putzmunteren Nachwuchs verbringen kann. Oder um als Familie noch etwas gemeinsam zu unternehmen.
Es spricht nichts dagegen, mit dem Kind an einem lauen Sommerabend noch lange auf der Terrasse zu sitzen, einen Spaziergang zu unternehmen oder sich ein Abendessen außerhalb der eigenen vier Wände zu gönnen, während andere gleichaltrige Kinder längst im Bett sind.

Im Kindergartenalter

Kommen die Kinder mit etwa drei Jahren in den Kindergarten, sind sie wieder ein Stück älter und größer geworden. Ihr Schlafbedürfnis dürfte sich ein wenig reduziert haben. Der Mittagsschlaf ist eventuell schon kein Thema mehr.
Aber: Gerade in der Eingewöhnungszeit in der KiTa sammelt das Kind viele neue Eindrücke. Es gewöhnt sich an eine trubelige Umgebung mit vielen Kindern. Es bekommt jede Menge „Input“! Da kann sein Schlafbedürfnis noch einmal steigen!
Vielleicht fällt es nach den ersten Kindergartentagen kaum zu Hause angekommen erst einmal wieder in einen tiefen Mittagsschlaf.

Wurde das Kind vorher überwiegend oder ausschließlich zu Hause betreut, ändert sich mit dem Start in den Kindergarten vielleicht auch der Tagesrhythmus.
Ausschlafen unter der Woche dürfte passé sein, was gleichzeitig eine frühere Schlafenszeit am Abend bedeuten wird.

Vielleicht klappt es wunderbar mit dem abendlichen Zubettgehen, dem pünktlichen Aufstehen am Morgen und ausreichend Schlaf dazwischen?
Ansonsten nutzen Sie ein – möglichst langes – Wochenende oder Ferienzeiten, um noch einmal den tatsächlichen, ungefähren Schlafbedarf des Kindes zu ermitteln.
Einfach einmal nachhalten, wie viele Stunden vom (freiwilligen) Zubettgehen bis zum ausgeruhten Aufwachen vergehen. Und dann versuchen, diese Dauer möglichst in normalen Nächten unterzubringen. So sollte das Kind abends weder lang wachliegen noch morgens nicht aus den Federn kommen.

Im (Grund)Schulalter

Wenn die Kinder erst einmal große Schulkinder geworden sind, rückt das Thema Schlafen noch einmal in den Fokus.
Im Kindergartenalter kam es auf einige Minuten mehr oder weniger morgens vielleicht nicht an. Nun wird der Ablauf womöglich straffer. Denn ein Bus wartet garantiert nicht und die Schule lässt generell wenig Spielraum bezüglich pünktlichen Erscheinens.

Dennoch soll das Kind morgens topfit und ausgeruht im Klassenzimmer sitzen.
Und auch das tägliche Morgenritual aus Aufstehen, Frühstücken, Anziehen, Zähneputzen, aus dem Haus gehen soll ohne Druck verlaufen. Idealerweise ohne man das Kind zuvor mehrmals wecken musste. Und es kaum aus seinen müden Augen gucken kann.

So individuell die Kinder, so unterschiedlich auch ihr Schlafbedarf. Manche brauchen 9 Stunden Schlaf pro Nacht, manche vielleicht 10 oder 11 oder sogar noch mehr oder weniger.

Vielleicht noch wichtiger als die reine Schlafdauer ist jedoch die Schlafqualität.

Voraussetzungen für guten Schlaf? Das sind in diesem Alter, in dem Bewegung immer weniger zum Alltag gehört, lebhaftes Spielen und Austoben! Idealerweise an der frischen Luft als Ausgleich für das viele Sitzen in der Schule und am Schreibtisch im Kinderzimmer.

Typische „Schlafverderber“ hingegen? Zu viel Süßes, Würziges, Fettiges vor dem Schlafengehen. Sorgen, die das Kind mit ins Bett nimmt. Zuviel Aufregung durch Computerspiele oder spannendes Fernsehprogramm.

Schaffen Sie Ihrem Kind eine Wohlfühlatmosphäre, in der es rechtzeitig abschalten und zur Ruhe kommen kann. Vielleicht kann beruhigende Musik helfen oder Ihre Stimme. Denn um vorgelesen zu bekommen, fühlen sich selbst die großen Schulkinder selten zu alt!

Im Teenager-Alter

Je älter die Kinder werden, desto selbstständiger werden sie auch. Und desto mehr schwinden die Möglichkeiten von Eltern, auf Dinge wie Schlafenszeiten Einfluss zu nehmen.
Dabei sind gerade in diesem Alter die Verlockungen groß, die Nacht zum Tag zu machen.
Noch schnell die Hausaufgaben für den nächsten Tag erledigen, die in Vergessenheit geraten sind.
Noch kurz ein wenig am Laptop surfen, „wichtige“ Nachrichten mit Freunden austauschen oder den ausgeliehenen Roman zu Ende schmökern.
Dunkle Ringe unter den Augen, herzzerreißendes Gähnen am frühen Morgen sind nicht selten die Folgen.

Früheres Zubettschicken hat in diesem Alter eher dürftige Chancen auf Erfolg. Daher ist es einen Versuch wert, zunächst an die Vernunft zu appellieren und auf Einsicht zu hoffen.
Und ganz nebenbei das „Unterhaltungsprogramm“, das vom Schlafen abhält ein wenig einzudämmen, wenn dies alleine keine Veränderungen herbei führt…

Was da bedeutet im „Notfall“, wenn gar nichts hilft? Smartphone und/oder Laptop einkassieren. WLAN früher ausschalten. Und möglichst erst gar keinen Fernseher im Jugendzimmer aufstellen.
Und wenn das große Kind dennoch kein Schlafbedürfnis verspürt und dann zu einem Buch greift? Dann mag man damit als Elten doch gut leben können… .

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