Freud und Leid dicht beieinander: Zeugnisglück und Zeugniskummer

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Halbjahrsende = Zeugniszeit.
Wenn die eigenen Kinder erst einmal Zeugnisse bekommen, stellen sich bei Eltern oft gemischte Gefühle ein.
Einerseits vielleicht wieder einmal eine Spur von Erleichterung, diesem Schulstress schon längst nicht mehr selbst ausgesetzt zu sein. Andererseits eventuell der Wunsch, dem eigenen Kind Leistungsdruck und Zeugnissorgen gerne abnehmen zu wollen.
Egal, ob das Kind zu den guten, mittelmäßigen oder eher schlechten Schülern zählt: ein bisschen Kribbeln im Bauch bringt jedes Zeugnis mit sich. Für Kindern und Eltern.
Erleichterung und Freude machen sich breit, wenn die Leistungen insgesamt gut sind, im Vergleich zum vorherigen Zeugnis gehalten oder vielleicht sogar übertroffen werden konnten! Weniger schön ist es, wenn die Noten deutliche Schwächen in dem ein oder anderen Fach aufzeigen.

Gut vorbereitet in Richtung Zeugnis

Ganz unvorbereitet wird wohl kein Schüler sein Zeugnis in die Hand gedrückt bekommen. Und auch Eltern haben ausreichend Gelegenheit, sich im Laufe des Schuljahres bei den Elternsprechtagen über den Leistungsstand von Sohn oder Tochter zu informieren.
Wirklich jeden Fachlehrer zu besuchen gestaltet sich jedoch umso schwieriger, je mehr Kinder man hat und je älter die Kinder werden und ist sicher auch nicht erforderlich bei Fächern, die generell keine Probleme bereiten.
Abgesehen davon geben Tests und Arbeiten ein ungefähres Bild wieder, was das Zeugnis bringen wird und die Schüler selbst bekommen vor der Zeugnisausgabe ihre Noten oft mitgeteilt.
Als Eltern sollte man daher immer um das Gespräch mit dem Kind bemüht sein – auch wenn im Alltag vielleicht wenig Zeit bleibt – um rechtzeitig die Anzeichen für mögliche Schulprobleme entdecken zu können.

Eine verpatzte Klassenarbeit oder ein berechtigter Lehrerkommentar unter hingeschlampten Hausaufgaben sind allerdings nicht das Lieblingsthema von Schülern.
Wissen sie jedoch, dass auch bei nicht so passablen Ergebnissen kein elterliches Gemecker zu erwarten ist, werden schulische Sorgen gemäß „Geteiltes Leid ist halbes Leid“ hoffentlich immer eine Thema sein, das daheim rechtzeitig und angstfrei zur Sprache gebracht werden kann.

Bitte nicht schimpfen!

Auch wenn die Ermahnungen seitens der Eltern, doch bitte mehr für die Schule zu tun, im Laufe des Schuljahres oft ungehört verklungen sind und minimalistisch erledigte Hausaufgaben und mangelnde Lust, für die nächste Klassenarbeit zu lernen, ein stetes Ärgernis innerhalb der Familie waren:
Für die meisten Schüler wird das schlechte Zeugnis vor Augen erst einmal Strafe genug sein. Und für ein „Siehste, wir haben es dir doch gesagt...“ ist dann vielleicht nicht der richtige Moment.
Mindestens genauso schlimm wie unfreundliche Worte zum Zeugnis sind enttäuschte Blicke oder resigniertes Schweigen seitens der Eltern.
Daher, auch wenn es schwer fällt: Aufmunternde Worte sind in diesem Moment wichtiger als Vorwürfe und Analysen, warum es natürlich zum schlechten Zeugnis kommen musste.

Noten nicht überbewerten

Gute Leistungen mit Belohnungen anerkennen, schlechte bestrafen? Besonders bei mehreren Schulkindern innerhalb der Familie ein sehr heikles Thema!
Das Zeugnis selbst sollte keine Basis darstellen, das Kind als Ganzes zu beurteilen.
Letzten Endes sind Noten auch „nur“ Zahlen, die wenig über ihr Zustandekommen aussagen. Manche Kinder sind eben geborene Zeichenkünstler, Sportskanonen oder Mathegenies. Andere werden auch mit viel Fleiß und Übung schwerlich an deren Leistungen heran reichen.

Wichtiger als die Note, die auf dem Zeugnis erscheint, sollte das sein, was das Kind geleistet hat. Seine Bemühungen und Anstrengungen sollten in jedem Fall honoriert werden.

Die Flinte nicht ins Korn werfen und am Ball bleiben

Das Halbjahreszeugnis kann als eine Art Momentaufnahme betrachtet werden. Selbst, wenn nach deren Stand die Versetzung gefährdet sein kann: das Schuljahr ist zum Glück noch lang. Viel Zeit, die Ursachen heraus zu finden und anzugehen:
Hat das Kind gerade eine „Null-Bock“-Phase, gibt es Probleme mit Lehrern oder Mitschülern, ist es mit dem Stoff überfordert?

Gespräche zwischen Eltern, Lehrern und Kindern sind eine nützliche „Erste-Hilfe-Maßnahme“. Und auch im weiteren Verlauf sollten Eltern und Lehrer regelmäßig – vielleicht in vereinbarten Abständen – in Kontakt bleiben. So können sich beide Seiten bei der Beurteilung, wie es um Motivation und Leistung des Kindes bestellt ist, sinnvoll ergänzen.

Gerade, wenn „nur“ Faulheit das Problem ist, wird wahrscheinlich für das Kind das bloße Wissen darüber, dass Eltern und Lehrer in Kontakt miteinander stehen, Ansporn genug sein, in Zukunft nicht weiter durch Nichtstun im Unterricht und beim häuslichen Lernen zu glänzen.

Hier finden Kinder Hilfe

Angst, mit dem schlechten Zeugnis nach Hause zu kommen? Andere Probleme, über die man mit den Eltern nicht reden kann oder mag? Niemanden, mit dem man Kummer und Sorgen teilen kann?
Neben den Beratungsstellen vor Ort finden Kinder – und Eltern! – hier ein offenes Ohr für ihre Sorgen::

Bei der „Nummer gegen Kummer“ finden sowohl Eltern wie auch Kinder Hilfe in Form telefonischer Beratung oder Beantwortung ihrer Fragen im Internet.
Das Kinder- und Jugendtelefon ist Montags bis Samstags von 14 bis 20 Uhr (Stand: Mai 2014) kostenlos unter der Telefonnummer 0800 – 1110333 vom Handy und vom Festnetz aus zu erreichen.
Wichtig für Kinder zu wissen: Die gewählte Rufnummer erscheint nicht auf der Telefonrechnung!
Auch die anonyme email-Beratung ist möglich!

Rund um die Uhr – auch gebührenfrei und natürlich anonym – steht die Telefonseelsorge unter den Telefonnummern 0800 – 1110111 oder 0800 – 1110222 als Ansprechpartner bereit.
Ratsuchende können sich jedoch nicht mehr nur telefonisch (auch hier erscheint der Anruf nicht im Einzelverbindungsnachweis) an die Telefonseelsorge wenden. Auch die anonyme Beratung per eMail und Chat werden angeboten.

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