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So verschieden Geschwister sind, so unterschiedlich können ihre Zeugnisse sein

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Zeugnistag: Des einen Freud, des anderen Leid?
Selten kommen gute und schlechte Noten unangekündigt ins Haus – und dennoch bieten Schulzeugnisse immer wieder Anlass für Überraschungen, Freude, Diskussionen oder gar Tränen.

Kann ein Einzelkind sich da zumindest sicher sein, dass sein Zeugnis konkurrenzlos ist und im kleinsten Kreis von den Eltern unter die Lupe genommen werden wird, gibt es bei Geschwistern obendrein zumindest die Neugierde, wie der andere abgeschnitten hat.
Im schlechteren Fall kommt es zu Neid und es herrscht Konkurrenz in Sachen schulischer Leistungen.

Als Eltern hat man da oft eine undankbare Position, in der man einerseits Ansprüche ans eigene Verhalten erfüllen, andererseits allen Kindern gerecht werden und zudem für harmonisches Miteinander sorgen möchte.

Wie das gelingt? Vielleicht so:

1. Gutes Zeugnis, schlechtes Zeugnis? Machen Sie kein Thema draus!

Wer hat die bessere Note in Mathe? Wer punktet in Deutsch?
Nehmen Sie die unterschiedlichen Noten zur Kenntnis, aber ohne diese weiter groß vor den Geschwistern (!) zu thematisieren.

Vergleichen tun Kinder sich zu genüge untereinander. Nicht nur Geschwister, sondern auch Freunde und Klassenkameraden.
Und das nicht nur am Zeugnistag, sondern immer und ständig!

Da braucht es wahrlich keine Eltern mehr, die den eigenen Kindern kritisch den Spiegel vorhalten. Oder die gar nach alten Zeugnissen kramen, um vergangene Leistungen von Bruder oder Schwester aus Klasse x mit den aktuellen des Geschwisterkinds aus derselben Jahrsgangsstufe zu vergleichen!

2. Sorgen Sie für Harmonie

Nun mag es auch den Fall geben, dass es nicht die Eltern sind, sondern die Kinder selbst, die Vergleiche anstellen.
Und üblicherweise wird es dabei das Kind mit dem besseren Zeugnis sein, das gerne auf seine ansprechenden Leistungen hinweist.

Lassen Sie sich dabei nicht vor den Karren desjenigen spannen, der wieder und wieder Lob für sein Zeugnis ernten möchte.
Nehmen Sie es zur Kenntnis, drücken Sie Ihre Anerkennung aus – und heften Sie das Zeugnis bald ab!
Es muss nicht wochenlang an der Pinnwand hängend daran erinnern und jedem Besucher zeigen, welches Kind im vergangenen Schuljahr am besten abschneiden konnte!

Weisen Sie jüngere Kinder bei der Gelegenheit freundlich darauf hin, dass „Eigenlob stinkt“ und Bescheidenheit eine Zier ist! Und dass man sich selbst keinen Gefallen damit tut, vor anderen mit seinen Leistungen zu prahlen.

In jungen Jahren haben Kinder einfach noch kein Gespür dafür, dass kleine Angeber sich nirgends beliebt machen, weder unter Freunden noch unter Geschwistern.

3. Der eine glänzt, der andere weniger?

Ein Zeugnis ist unerwartet gut oder schlichtweg rundum super ausgefallen?
Dann ist das doch ein schöner Anlass, das Kind einfach mal zu loben.

Das Zeugnis des Bruders oder der Schwester ist – und da hilft auch kein Schönreden – hingegen einfach schlecht?
Dann sollte man es als Eltern möglich machen, dass folgende Diskussionen nicht vor Geschwistern ausgetragen werden.

Wenn potentielle Ursachen wie „ständige Faulheit“, „permanente Unlust“, „andauernde Schusseligkeit“ oder „…für alles Zeit, außer für die Schule…!“ Eltern in den Sinn und zur Sprache kommen, dürfte das jedem Kind schon unangenehm genug sein.
Und vermutlich noch deutlich unangenehmer, wenn Geschwister zugegen sind.

Vielleicht liegen Sie dabei mit oben genannten Ursachen ja gar nicht falsch!
Aber woran liegt es, dass der Nachwuchs keine Lust auf Hausaufgaben hatte, regelmäßig die Sportsachen vergaß und sich Hausaufgaben nicht notierte?

Finden Sie es in einem ruhigen, sachlichen Gespräch unter vier Augen heraus – und nicht im allgemeinen Trubel, wenn alle Kinder am letzten Schultag gerade überdreht zu Hause eingetrudelt sind.
Bestimmt lässt sich ergründen, ob das Kind vielleicht einfach mehr Hilfe im Alltag bei der Organisation seiner Sachen benötigt? Nicht jedem ist das Talent und die Ausdauer dazu, alles immer selbstständig zu erledigen, gegeben.
Bieten Sie Ihrem Kind in diesem Fall Ihre Unterstützung fürs neue Schuljahr an, anstatt auf vergangene Versäumnisse zu schimpfen, und suchen Sie gemeinsam nach weiteren Lösungen.

Oft lässt sich durch kleine Änderungen wie ein übersichtliches Hausaufgabenheft, einen strukturiert angelegten Vorrat an Schulsachen oder nochmaliges gemeinsames Ranzenpacken-Üben viel bewirken.
Und das betrifft nicht nur Grundschulkinder, sondern durchaus auch noch Größere!

4. Wie belohnt man Geschwister gerecht für ihre Zeugnisse?

Mit der Gerechtigkeit ist es immer so eine Sache – und unter Geschwistern erst recht!

Haben sich beide Kinder sehr angestrengt und dennoch hat das eine insgesamt ein besseres Zeugnis?
Dann kann dies viele Gründe haben, die nicht unbedingt mit erbrachten Leistungen und persönlicher Motivation zu tun haben müssen.

Ist es in diesem Fall nicht vielmehr gerecht, im gleichen Maße zu belohnen, dass beide Kinder sich gemäß ihrer Möglichkeiten sehr bemüht haben (obgleich auch dies zu beurteilen praktisch ein Ding der Unmöglichkeit ist…)?

Wenn Sie als Eltern zu keinem Schluss kommen, wie Zeugnisgeld gerecht gegeben werden kann, umgehen Sie doch einfach dieses „heiße Eisen“ und gehen Sie so Diskussionen darüber, was gerecht ist oder nicht, aus dem Weg.
Spendieren Sie den Kindern und sich stattdessen einen gemeinsamen Kinobesuch oder jedem einen großen Eisbecher.

Das versüßt gute Noten, lässt Zeugnisfrust schneller vergessen und bedeutet für alle einen guten Start in die großen Ferien!

Bildquelle: © bigstockfoto.com/weerapat

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