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Wenige Maschen + Ein wenig Geduld = Großer Effekt. Wie man einen Schal aus Netzgarn („Rüschengarn“) strickt (inkl. ausführlicher Anleitung und einigen Bildern)

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Öfter mal ‚was Neues“ – das wurde in puncto Strickanleitungen hier im Blog in letzter Zeit geradezu sträflich vernachlässigt…
Mal ‚was Neues“ begegnete der abc-mama jedoch beim Stricken, das selbst der an sich versierten und routinierten (Socken)Strickerin erst einmal Fragezeichen aufs Gesicht zauberte.

Netzgarn mit Pompoms, das laut Bild auf der Packung so einen pompös-buschigen Schal mit „Spezialeffekt“ (= witzige Stoff-„Knubbel“ in Kontrastfarbe zum Netz) ergeben sollte.
Oft ist dieses besondere Garn auch unter der Bezeichnung „Rüschengarn“ zu haben, da der fertige Schal eine Optik übereinander liegender Rüschen aufweist. Schwer zu beschreiben, daher: Siehe Bild unten!

Einen Schal stricken? Ja eigentlich keine große Herausforderung in einfachster Ausführung wie kraus-rechts gestrickt (hier für Fortgeschrittene: Im Patentmuster)! Also ab mit dem Garn ins Einkaufskörbchen und zu Hause gleich los gestrickt! So lautete der Plan.

De facto dauerte es noch ein Weilchen, bis der Dreh heraus gefunden war und der Schal endlich Reihe um Reihe wachsen konnte.
Unterm Strick lautete die Bilanz „natürlich“: So schwer war es dann doch nicht!

Falls es anderen Freunden und Freundinnen des Handarbeitens „da draußen“ genauso ergehen sollte, würde sich die abc-mama freuen, wenn die folgende Anleitung die Phase des Experimentierens mit Wolle und Nadeln verkürzen und die Fragezeichen hinfort wischen könnte!

1.) Welche Nadel(stärke) ist die Richtige?
Die Banderole der Wolle empfiehlt 5er Nadeln, heißt: Nadeln mit einem Durchmesser von 5 Millimetern.
Also gesucht und gesucht, bis endlich die passende Rundstricknadel gefunden war, um dann festzustellen: Im Grunde ist es völlig einerlei, wie dick die Nadeln sind!

Zu dünne sind vielleicht nicht ratsam, da die Maschen so schneller von den Nadeln rutschen können und 2er Nadeln schon vom Gefühl her nicht so recht zum voluminösen Garn passen wollen.
Ob hingegen 5er, 6er, 8er oder 10er Nadeln Verwendung finden, ist reine Geschmackssache und eine Frage des vorhandenen Sortiments. Wohl jede Nadelstärke wird durch die Waben des Netzes passen und extra für diesen Schal muss keine neue Nadel angeschafft werden!
Im Gegensatz zu einzelnen Stricknadeln oder Zweien eines Nadelspiels ist jedoch sicherlich eine Rundstricknadel von Vorteil, da darauf die Maschen auch in Strickpausen einfach sicherer aufgehoben sind!

2.) Was hat es mit der Wolle auf sich?
Auf den ersten Blick wirkt das Rüschengarn unscheinbar auf dem Knäuel. Beim Abwickeln merkt man jedoch: Das ist nicht einfach ein Faden mit angenähten Pompoms! Tatsächlich handelt es sich um ein Netz, entlang dessen Kante sich die besagten Pompoms befinden.

Dass man das Ganze zur genauen Begutachtung erst einmal etwas auseinander zieht, schadet nicht, sondern ist im Laufe des Strickens sogar sehr ratsam für die einfachere Handhabung:

SchalausNetzgarn1

3.) Wie geht’s los? Die Maschenaufnahme
Einfacher und schneller als bei diesem Garn sind die Maschen wohl bei keiner anderen Wolle aufgenommen!
Je nach Geschmack (siehe auch Angaben zu Maschenzahl/Breite und Länge des fertigen Schals auf der Banderole!) nimmt man mindestens 8 Maschen auf.
Dafür beginnt man von rechts nach links, die Nadeln durch die 8 aufeinander folgenden obersten Waben des Netzes zu stechen.

SchalausNetzgarn2

Ob von hinten oder vorne, ist dabei egal:

SchalausNetzgarn3

4.) Und dann? Das Stricken der ersten Reihe
Was dann kam, brauchte am meisten Zeit, denn die richtige Technik für einigermaßen schnelles Vorankommen zu finden, dauerte ein Weilchen.

Das Fazit in Kürze: Es hat wenig Sinn, den Faden in der linken Hand wie beim klassischen Stricken (zwischen Ringfinger und kleinen Finger durchführen, um den Zeigefinder wickeln…) zu halten.

Sicherlich gibt es ganz verschiedene Methoden, das Garn beim Stricken zu handhaben und jeder wird darunter seine eigene, liebste finden.
Die abc-mama hat sich auf folgende „Strategie“ festgelegt, um die Maschenzahl auf den Nadeln im Auge zu behalten, recht flott voran zu kommen und sich nicht vom dem recht wirren Bild aus Garn-Waben, die man beim Stricken vor Augen hat, irritieren zu lassen.
Und zwar folgendermaßen:

– Zunächst wird erst einmal wie beim „normalen“ Stricken die Arbeit gewendet, so dass die Nadel mit den acht aufgenommenen Maschen zu Strick-Beginn in der linken Hand liegt.
– Das Garn vom Knäuel kommend wird stets hinter die Strickarbeit gelegt.
– Das Netz wird Richtung Knäuel ein Stück weit aufgefächert, um das Arbeiten zu erleichtern.
– Anstatt den Faden in der linken Hand wie beim üblichen Stricken zu halten (Faden zwischen Ringfinger und kleinem Finger durchführen…), wird nur der Zeigefinger von hinten nach vorne in die nächste Wabe des Fadens gelegt:

SchalausNetzgarn4

Im Bild rot dargestellt: Die nächste „freie“ Schlaufe des Fadens. Grün markiert ist die vorderste Masche auf der Nadel in der linken Hand.

Der Rest des Fadens wird in einer lockeren Faust zwischen den übrigen Fingern der linken Hand gehalten.

Folgende Schritte werden dann beim Stricken immer wiederholt:

1 Die Nadel in der rechten Hand wird von rechts nach links in die vorderste Masche auf der Nadel in der linken Hand eingestochen.

2 Der Faden, der um den Zeigefinger der linken Hand liegt, wird von hinten nach vorne durch diese Masche geholt:

SchalausNetzgarn5

Wiederum im Bild rot markiert: Die erste Schlaufe des Fadens vom Knäuel kommend, die um den Zeigefinger der linken Hand liegt. Grün eingefärbt ist die vorderste Masche auf der Nadel in der linken Hand.

3 Beide Nadeln bleiben vorerst in der so entstehenden, neuen Masche!
Beide Nadeln werden dabei zwischen Daumen und Zeigefinder der rechten Hand festgehalten.
Der Zeigefinger der linken Hand sucht sich unterdessen im Faden die nächste freie, oberste Wabe des Garns und legt sich wieder von hinten nach vorne durch diese Schlaufe.

4 Erst dann wird die neu entstandene Masche auf die rechte Nadel hinüber gehoben!

5 Alle noch da?
Am besten wird am Ende jeder Reihe geschaut, ob die Maschenzahl noch stimmt, denn schnell rutscht die Nadel irgendwo ins Netz hinein und schon ist plötzlich eine „Masche“ zu viel auf den Nadeln.

Sind alle Maschen auf der Nadel gestrickt, wird die Arbeit wie gewohnt gewendet und wieder mit dem Stricken der ersten Masche begonnen.
Anders als beim gewöhnlichen Stricken kann diese ebenso wie die anderen gestrickt und nicht nur auf die Nadel in der rechten Nadel abgehoben werden.

Wenn das knuddelige Etwas von einem Schal Reihe um Reihe (oder besser gesagt: Schicht um Schicht) gewachsen ist und sich irgendwann die Wolle dem Ende entgegen neigt (auch wenn es knifflig ist: Das Stricken geht aufgrund der Größe der Netz-Waben und der recht geringen Lauflänge eines Wollknäuels relativ zügig!), wird wie gewohnt abgekettet.

Wie breit und lang der Schal am Ende ist? Schwer zu sagen!

SchalausNetzgarn6

Der im Bild entstand aus 12 Maschen pro Reihe. Durchschnittliche Breite ungefähr 20 Zentimeter, aber er fällt einfach durch diese ausgefallene Struktur sehr individuell, kann sowohl etwas in die Breite als auch in die Länge gezogen werden.
Ein echter Hingucker und sehr kuschelig obendrein ist er so allemal!

Viel Spaß beim Stricken!

Fragen zu dieser Anleitung?
Wenn wir können, helfen wir gerne weiter, also bitte gerne mittels Kommentarfunktion nachfragen, wenn irgendetwas unklar ist oder als schwer verständlich empfunden wird!

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