Wahre Freundschaft: Warum sie so wichtig ist und wie Eltern sie fördern können (Teil II)

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Freundschaft:
Sie wurde und wird in populären Liedern oft gesungen, bot und bietet endlosen Stoff für Romane und Gedichte.
In Filmen und Fernsehserien wird sie tagtäglich mitsamt all ihrer möglichen Höhen und Tiefen, mit potentiellen Irrungen und Wirrungen zum Mitfiebern vorgeführt.
Und irgendein Zeichen von Freundschaft erfährt hoffentlich jeder von uns täglich am eigenen Leib.

Was aber, wenn das auf das eigene Kind nicht zutrifft?
Wenn es sich schwertut, auf andere zuzugehen und Freundschaftsbande zu knüpfen?
Vielleicht schon herbe Enttäuschungen in Sachen Freundschaft einstecken musste und dem Ganzen nun skeptisch bis übervorsichtig gegenüber steht?
Wenn sich jede rasch geschlossene Freundschaft alsbald wieder als Strohfeuer entpuppt?

Oder: Wenn das Kind nur wenige Freunde hat, viel weniger als andere Kinder in seinem Alter und in seiner Umgebung?
Dann sollte man sich zunächst fragen, ob dies überhaupt ein Problem ist! Und wenn ja: Für wen eigentlich?
Selbstredend sehen alle Eltern es gerne, dass ihr Kind sich in seiner Kindergartengruppe, Schulklasse oder unter den Nachbarkindern großer Beliebtheit erfreut, es oft eingeladen wird und begehrter Spielpartner an den Nachmittagen ist.
Kinder sind jedoch unterschiedlich.
Manche brauchen ständig Gesellschaft, Trubel, viele Gleichaltrige um sich herum, um Freude und Spaß zu erleben.
Andere haben vielleicht den einen besten Freund oder nicht mal den und sind dennoch zufrieden mit sich und der Welt!
Manche lieben die große Geburtstagsparty in großer Runde, andere unternehmen an ihrem Ehrentag eben lieber mit nur einer Freundin einen Ausflug und sind glücklich.
Kurz und gut: Glück lässt sich sicherlich nicht an der Anzahl der Freunde messen, sondern daran, wie zufrieden das Kind mit seiner Situation ist. Und „nur“ eine beste Freundin oder einen besten Freund zu haben, ist daher weder bedenklich noch außergewöhnlich.

Doch wenn es genau diese(n) nicht gibt und auch noch nie gab?
Vorgestern waren hier 10 Dinge zu lesen, die eine Freundschaft unter Kindern auszeichnet, von denen Kindern profitieren, aus denen sie Lebenserfahrung gewinnen können und die manchmal einfach ein wichtiger Glücksfaktor sind!

Heute folgen 10 Ideen – wie immer ganz subjektiv aus Elternsicht und Erfahrung -, wie Mamas und Papas ihre Kinder unterstützen können, wenn es bei den Kindern allein nicht recht klappen will mit dem Schließen von neuen Freundschaften:

1 „Vielleicht mag mich einfach niemand?“
Vielleicht hat Ihr Kind einmal Zurückweisung erfahren, als es das erste Mal nach dem Umzug an den neuen Wohnort auf neue Kinder zugehen wollte, und hat daraus falsche Schlüsse gezogen?
Vielleicht denkt es nun, niemand dort will sein Freund sein, nur weil es an seinem ersten Nachmittag auf dem Spielplatz nicht mit-wippen durfte oder an seinem ersten Tag in der Schulklasse niemand großes Interesse an ihm zeigte?

Stärken Sie tagtäglich das Selbstbewusstsein Ihres Kindes, sagen Sie ihm, dass es einzigartig ist und dass das gut und genau richtig so ist! Niemand mag perfekt sein, aber jeder hat seine Stärken!
Eine echte Freundschaft wird garantiert nicht daran scheitern, dass das Kind als einziges eine Brille trägt, dass es vielleicht etwas klein geraten ist für sein Alter oder nicht so toll Fußball spielen kann wie die anderen Jungs auf dem Bolzplatz!

Und ermutigen Sie es zu Geduld: Eine Freundschaft braucht Zeit zum Wachsen. Und manchmal auch mehr als einen Anlauf!

2 „So bin ich doch gar nicht!“
Aus Unsicherheit geben sich manche Kinder anders gegenüber Gleichaltrigen als sie eigentlich sind. Dies kann zu Missverständnissen führen, die sich später nur mühsam aus der Welt räumen lassen, wenn erst der Eindruck entstanden ist, ein Kind wäre womöglich hochnäsig, eingebildet und möchte mit anderen nicht zu tun haben.
Ist ein Kind in Wahrheit aber nur schüchtern, meidet deswegen andere und sucht akiv keinen Kontakt, bauen Sie ihm Brücken.
Einem einzelnen Kind oder zweien auf bekanntem Terrain – vielleicht im Sommer im eigenen Garten – wird es vermutlich deutlich weniger schüchtern und unsicher gegenüber auftreten.

3 „Ich trau mich aber nicht!“
Sommerwetter! Lautes Gejohle von wild herum tobenden Kindern um den Sandkasten herum?
Das fasziniert! Das macht Lust, mitzumachen in diesem wilden Trubel!
De facto traut sich Ihr Kind jedoch dann wieder nicht und bleibt lieber allein in der Beobachterposition?
War dies schon öfter der Fall, können Sie vielleicht eine ruhige Auszeit schaffen. Vielleicht eine kleinen Snack für alle Kinder (und Eltern) vorbereiten oder Muffins backen? Bei einem solchen spontanen Picknick hat Ihr Kind die Chance, zum Mitmachen eingeladen zu werden und in die eingeschworene Spielplatz-Runde aufgenommen zu werden.

Auf noch sichererem Terrain kann das Kind Kontakte vertiefen, wenn es beispielsweise Kindergartenfreunde, mit denen es bislang nur lose befreundet ist, zu sich daheim zum Kindergeburtstag einlädt.
Überdies bietet das auch die Möglichkeit, auch mit den zugehörigen Eltern ins Gespräch zu kommen und so künftig Verabredungen einfacher möglich zu machen.

4 „Beim letzten Mal hat es doch auch nicht geklappt!“
Eine Freundschaft ist zerbrochen? Versuchen Sie, es bei allem berechtigten Kummer zusammen mit Ihrem Kind positiv zu sehen!
Wenn es selbst die gängigen „Regeln“ einer Freundschaft gebrochen hat und deshalb in Ungnade gefallen ist, hat es sicherlich etwas daraus gelernt und wird sich beim nächsten Mal anders verhalten.
Mit anderen (gerne!) zu teilen, den besten Freund auch mal neidlos zu bewundern, ihm etwas Nettes zu sagen, sich bei Bedarf zu entschuldigen, zusammen zu halten, auch wenn es gerade unbequem ist, das fällt vielen Kindern von Natur aus nicht leicht und will gelernt und geübt sein!

Vielleicht stimmte die Chemie zwischen den Kindern auch einfach nicht? Dann wäre die Freundschaft vermutlich ohnehin nicht von Dauer gewesen und der Schmerz über Verlust ist hoffentlich nicht von langer Dauer.

5 „Vielleicht sollte ich mich ein wenig ändern?“
Man muss es ehrlich sagen dürfen: Es gibt Kinder, die es anderen nicht leicht machen, mit ihnen befreundet zu sein.
Wer nicht verlieren kann, immer schnell beleidigt ist, nur eigene Spielideen toll findet, andere Vorschläge hingegen verweigert, keinerlei Kritik verträgt, ständig Konkurrenz wittert oder schlechte Laune an den Tag legt, sobald sich nicht alles um ihn dreht, ist mitunter nur schwer zu ertragen.

Manchen Kindern ist dies jedoch vielleicht gar nicht bewusst und dann ist es an den Eltern, dies ohne rosarote Brille zu sehen und den eigenen Nachwuchs sanft, aber bestimmt, darauf aufmerksam zu machen.
Jedes Kind muss lernen, dass es nicht immer im Mittelpunkt stehen und den Ton angeben kann. Das gilt in jeder Gemeinschaft und lässt sich am besten in der eigenen Familie von Klein auf trainieren.
Empfinden andere das Kind als kleinen Angeber, reden Sie Klartext, dass Protzerei und Prahlerei bei anderen nicht gut ankommen.
Anstatt andere zu beeindrucken, langweilt das Kind potentielle Freunde primär damit, weckt Neid und Konkurrenzdenken, kann aber auch schlichtweg Desinteresse und Unverständnis damit hervorrufen.

6 „Warum magst du den/die denn nicht?“
Es ist eine blöde Situation, aber vermutlich eine, in der sich so ziemlich alle Eltern schon einmal wieder gefunden haben: Das eigene Kind knüpft Kontakte zu einem anderen, das einem aus welchem Grund auch immer unsympathisch ist.
Versuchen Sie, über Ihren Schatten zu springen und auch Freundschaften eine Chance zu geben, die Sie auf den ersten Blick vielleicht als nicht so erstrebenswert erachten.
Manchmal braucht es vielleicht nur besseres Kennenlernen, um Vorurteile oder negative Bauchgefühle widerlegen zu können.

7 „Guckt mal, was ich alles habe!“
Brandneues Spielzeug, von dem alle Kinder träumen. Süßigkeiten, denen praktisch niemand widerstehen kann.
Wie einfach scheint es doch, auf diesem Wege Freundschaften ein wenig anschubsen zu können. Mal die tollste Errungenschaft aus dem Kaufhaus morgens im Kindergarten präsentieren, mal nachmittags eine Runde Bonbons schmeißen – da müssten dem Kind doch alle Herzen zufliegen!
Dennoch ist es keine gute Idee, das eigene Kind auf diese Weise attraktiv für andere machen zu wollen.
Als „Köder“, um mit neuen Nachbarskindern ins Gespräch zu kommen, mag es zwar wirksames und probates Mittel sein. Auf Dauer zählen jedoch andere Werte und auf ständigem Eis-Spendieren findet keine Freundschaft eine solide Basis.

8 „Wo gibt es Kinder, die so „ticken“ wie ich?“
Freundschaften werden oft innerhalb der Kindergartengruppe oder im Klassenzimmer geschlossen. Die Möglichkeiten dazu sind jedoch bedeutend vielfältiger!
Bei gemeinsam ausgeübten Hobbys, regelmäßigen Treffen, wöchentlichen Trainings-Einheiten mit gleichgesinnten Gleichaltrigen, in Folge dessen bei Zeltlagern, Auftritten oder Spielen gegen andere Mannschaften können Freundschaften wachsen, in denen zumindest schon mal eine Gemeinsamkeit verbindet.

9 „Wie lange dauert das denn noch?“
Auch wenn es schwer fällt: Haben Sie Geduld und ermutigen Sie auch Ihr Kind, geduldig zu sein!
Freundschaft lässt sich nicht erzwingen und manchmal kommt sie dann so plötzlich und unverhofft!
Die Erfahrung zeigt, dass es die erstaunlichsten Kinder-Konstellationen gibt, aus denen plötzlich unerwartete Freundschaften entstehen können.
Der Wildfang wird plötzlich zum besten Freund dessen, der als Inbegriff von Ruhe und Schüchternheit galt. Nachbarjunge und -mädchen, die immer einen großen Bogen umeinander machten, versuchen sich plötzlich einvernehmlich am Bau einer Höhle und scheinen fortan unzertrennlich.
Und die vormals noch „eingebildete Kuh“ aus der Parallelklasse wird plötzlich zum nachmittäglichen Spielen eingeladen.

Andererseits gilt: Gleich und gleich gesellt sich gern.
Ein ähnliches Temperament, gleiche Interessen (Sportler, Tüftler, Naturentdecker…) können ideale Voraussetzung für eine Freundschaft sein, jedoch wiederum auch dazu führen, dass sich zwei ins Gehege kommen, wenn keiner sich mal zurück nehmen kann oder Konkurrenz herrscht.
Kurz und gut: Lassen Sie Ihr Kind seine Fühler sprichwörtlich in alle Richtungen ausstrecken, anstatt die Freundschaft mit scheinbar perfekt passenden Kindern forcieren zu wollen.

10 „Wir finden alleine keine Lösung!“
Leidet Ihr Kind und mit ihm die ganze Familie darunter, dass es sich einsam fühlt und keine Freunde findet, ist es allerhöchste Eisenbahn, aktiv zu werden!
Sicherlich gibt es einige kompetente Ansprechpartner(innen), die das Kind fast tagtäglich erleben, es in Gemeinschaft mit Gleichaltrigen im Blick haben und mit Rat und Tat zur Seite stehen können, wenn es Schwierigkeiten zu geben scheint.
An erster Stelle zu nennen sind hier natürlich Erzieherinnen und Lehrer(innen), die analysieren, vermitteln, beraten können.
Weitere Ansprechpartner können Eltern darüber hinaus bei Erziehungsberatungsstellen finden.

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2 Kommentare

  1. Gute Freunde gibt es nie viel: 1,2,3… alle anderen sind nur Bekannte, Arbeitskollegen. Und die besten Freunde kommen meistens aus der Kindheit, Schule oder Uni.

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