Rauf aufs Rad! Teil 2: Wie Kinder das Radfahren lernen können

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Ein gutes – dabei optimalerweise auch schönes – Fahrrad zu besitzen ist die „halbe Miete“ für viel Vorfreude darauf, auf eben diesem baldestmöglichst durch die Landschaft flitzen zu können.
Das Radfahren zu erlernen, kleine Rückschläge dabei zu verkraften, dann nach den ersten unsicheren Versuchen aber von Mal zu Mal fester im Sattel zu sitzen, ist das Andere.

Jetzt im Frühling, wo es bei lauen Temperaturen im Freien gut auszuhalten ist, die Straßen gute Bedingungen bieten und keine dicke Kleidung die Bewegungsfreiheit mehr einschränkt, ist die ideale Jahreszeit, um die ersten Versuche zu wagen.
Damit der Sommer mitsamt der ersten kleinen Radtouren – dann hoffentlich – bald kommen kann!

Nach Teil 1 („Dies und das rund um den Kauf, die Sicherheit und die Pflege des Kinderrads“) der kleinen Artikelserie zum Thema „Fahrrad“, gibt es heute Dies und Das und einige elterliche Erfahrungen zu „Mein Kind lernt Radfahren!“

Wann das erste Mal aufs erste Rad?
Kleine, ja praktisch winzige Spielfahrräder sind schon für die Allerkleinsten erhältlich. Tatsächlich sind Kinder aber erst viel später in der Lage, die komplexen Aufgaben – Schauen, Treten, Bremsen, auf Unvorhersehbares reagieren und Ausweichen – zur selben Zeit zu bewältigen, die das Fahrradfahren eben so mit sich bringt.

Viele Kinder beginnen nichtsdestotrotz bereits mit drei Jahren mit dem Radfahren und stellen sich sehr geschickt dabei an, ein Muss ist das aber ganz sicher nicht!

Feste Regeln in Bezug aufs Alter gibt es nicht und als Eltern sollte man sich nicht beirren oder unter Zugzwang setzen lassen durch andere Kinder, die schon längst auf ihrem Zweirad unterwegs sind!
Wie in fast allen Lebensbereichen gilt auch auch in puncto Fahrradfahren: Kinder sind unvergleichlich!
Wenn das eigene Kind erst mit vier oder fünf Jahren die ersten Versuche starten möchte, ist das völlig in Ordnung! Und wenn es dabei merkt, dass ihm dabei noch nicht wohl ist, sollte das Fahrrad erst mal wieder für einige Wochen oder Monate uninteressant sein dürfen!

Zu spät zum Radfahrenlernen ist es nie, früher oder später wird das Interesse daran garantiert wieder erwachen und sich der Erfolg mit fortgeschrittenem Alter, längeren Beinen und größeren motorischen Fähigkeiten dafür umso schneller einstellen.

Ein schöner, ausführlicher Artikel dazu im Internet: „Der richtige Zeitpunkt“ auf der Webseite Rad-Reise-Service.de

Oft klappt´s wie von selbst: Vom Laufrad aufs Fahrrad
Auch, wenn sie sich (längst) noch nicht sicher im Straßenverkehr bewegen können, haben Kinder in der Regel schon viel Freude am Herumdüsen auf zwei Rädern. Ideal, um dieser gerecht zu werden: Das Laufrad.
Und wer es nicht eilig hat mit dem Radfahren, der lässt sein Kind auf dem Laufrad fahren, bis dieses ihm fast zu klein geworden ist.

Laufräder sind zudem ungemein praktisch: Wo das ältere Geschwisterkind sonst gelangweilt neben dem Kinderwagen her traben müsste, kann es statt dessen schnell und wendig neben Mama und Geschwisterchen auf dem Bürgersteig umher flitzen.
Handlich und leicht lässt es sich wunderbar in den Urlaub oder generell im Auto mitnehmen und daheim oder am Kindergarten benötigt es so gut wie keinen „Park-Platz“.

Erfolgt später dann der Umstieg aufs erste Fahrrad, kann das Kind reich von seinen Laufraderfahrungen profitieren!
Der Gleichgewichtssinn ist bereits gut geschult, der Respekt vor höheren Geschwindigkeiten überwunden und die Angst vor kleinen Stürzen in der Regel gering.
Versierte Laufradfahrer(innen) kennen all dies schließlich schon!

Und so kommt es nicht selten vor, dass ein Kind binnen kürzester Zeit vom flotten Laufradfahrer zum ebenso flinken Fahrradfahrer geworden ist, dem das Gleichgewichthalten auch in Kurven spielend leicht gelingt.

Das Einzige, das schwer fallen kann und geübt werden muss: Das kontinuierliche Treten auf dem Fahrrad, das anfangs vielleicht als lästiges Übel betrachtet wird.
Wer auf dem Laufrad nur alle paar Meter mal „Gasgeben“ musste, für den ist das stets Trampeln natürlich anfangs ungewohnt, zumal es bedeutet, auf den regelmäßigen, Sicherheit gebenden Bodenkontakt verzichten zu müssen.
Da andere Bewegungsabläufe aber bereits durchs Laufradfahren verinnerlicht sind, fällt diese „Kleinigkeit“ oft leicht.

Stützräder? Lieber nicht!
Auch, wenn Generationen von Kindern das Radfahren mit Stützrädern gelernt haben (damals gab es schließlich noch keine Laufräder): Wenn möglich, sollte es ohne versucht werden.

Schnell hat das Kind mit Stützrädern zwar das Erfolgserlebnis, auf dem Rad voran zu kommen, der tatsächliche Lernerfolg ist aber eher gering.
Das Wichtigste am Radfahren ist es schließlich, ein sicheres Gefühl für das Halten des Gleichgewichts zu entwickeln – auf gerader Strecke genauso wie in Kurven. Und das gelingt nur eifriges Üben, Üben, Üben bei „freier Fahrt“.

Bei den ersten Versuchen – Augen, Füße, Hände… alles will auf einmal koordiniert sein und das ist in der Tat nicht einfach! – ist es besser, wenn Mama oder Papa statt der Stützräder Halt geben und das Maß der Hilfestellung dabei individuell dem Fortschritt des Kindes anpassen.
Ganz von allein und oft schneller als gedacht verinnerlicht das Kind dabei den Prozess, dem drohenden Kippen zu einer Seite automatisch entgegen zu wirken.

Stützräder erschweren hingegen nicht nur dieses Erlernen des Gleichgewichthaltens, sie können auch zu Stürzen führen, wenn das Kind auf unebener Strecke fährt oder der Bordsteinkante so nah kommt, dass das Rad einseitig auf die Straße rutscht.

Ein Artikel dazu und über Alternativen auf der Internetseite des ADFC NRW (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Nordrhein-Westfalen): „Ein Fahrrad unterm Weihnachtsbaum – aber bitte ohne Stützräder“

Die ersten Versuche – wie beginnt man am besten?
Vor dem Kinder oder hinter ihm laufen? Anschieben oder Anschubsen? Und was gilt es sonst noch alles zu beachten?

Neun gute Tipps gibt es beim ADFC Baden-Württemberg e.V. unter dem Link So lernen Kinder richtig Radfahren“

Dazu noch einige Tipps und Tricks aus dem eigenen elterlichen Erfahrungsschatz:

Wichtig für die ersten Fahrversuche ist ein geeigneter, ebener Untergrund.
Auf Rasen Fahrrad zu fahren ist ebenso mühsam wie auf Kieswegen oder schlammigen „Buckelpisten“ zwischen Feldern.
Besser sind da schon asphaltierte gepflasterte Flächen ohne Kanten, Baumwurzeln und andere Unebenheiten.
Ideal sind befestigte Wege, auf denen es sich etwas „weicher“ fällt, zum Beispiel auf den Grasstreifen am Rand.

Optimalerweise ist die „Teststrecke“ frei von Gefälle.
Bergauf das Anfahren zu üben, lässt schnell die Lust aufs Fahrrad schwinden.
Bergab zu fahren ist hingegen nicht ungefährlich, wenn das sichere Beherrschen der Bremsen noch nicht verinnerlicht ist.

Natürlich sollten keine Hindernisse, Mauern, Zäune etc. am Wegesrand sein, an denen sich das Kind im Fall eines Sturzes verletzten kann. Und idealerweise ist die Fläche so einsam gelegen, dass keinen Fußgängern oder gar anderen Radfahrern ausgewichen werden muss.

Sind die ersten Versuche geschafft, geht es an die „Feinheiten“
Wo es möglich ist, haben Kinder oft viel Spaß daran, einem aufgemalten Kreidestrich zu folgen oder innerhalb zweier Linien zu fahren, die nach und nach enger zueinander gezeichnet werden.
Noch mehr Spaß macht es sicher, wenn das Kind nicht alleine fährt. Mehrere Kinder zusammen können auf ihren „Kreidestraßen“ gleich noch lernen, aufeinander Rücksicht zu nehmen, einander auszuweichen und haben bestimmt Freude daran, in bunten Farben ganze Städte aufs Straßenpflaster zu zaubern.

Für ihre Sicherheit die kleinen Radler niemals ohne passenden und perfekt sitzenden Fahrradhelm herum fahren lassen!

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3 Kommentare

  1. Richtig cool die Anleitung meine Nachbarskinder haben es auch endlich geschafft, richtig Fahrrad zu fahren, immer wieder interessant, wenn man sowas sieht 🙂

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