Ein bisschen Abenteuer ist immer dabei: Wenn Kinder woanders übernachten

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Für manche Kinder ist es beinahe Routine, regelmäßig außerhalb des eigenen Kinderzimmers bei Verwandten oder Freunden zu schlafen. Zahnbürste, Schlafanzug und Kuscheltier in den Koffer und los geht es.

Für manch andere ist es eine neue, zwar spannende, aber vielleicht eine auch erst einmal beängstigende Situation: Mama und Papa sind unterwegs und sie selbst übernachten woanders.
In einer Umgebung, die tagsüber so vertraut ist, nachts aber bis dato völlig unbekannt.

Kinder sind verschieden, manche freuen sich darauf, woanders zu übernachten, bei anderen überwiegen die Bedenken.
Und wie die Trennung von den Eltern, der Abend und die Nacht letzten Endes verlaufen werden, lässt sich letztlich immer schwer voraus gesagt sagen.

Ein wenig Vorbereitung ist zum Glück möglich und auch sinnvoll, denn sie beruhigt die Kinder – und auch die Eltern.
Einige Antworten auf Fragen rund um die erste Übernachtung außerhalb des eigenen Kinderzimmers – aus Elternsicht und -erfahrung:

Gibt es den richtigen Zeitpunkt für die erste Übernachtung woanders?

Kinder sind so verschieden, dass man andere nie als Maßstab für das eigene Kind nehmen kann.
Manche können früh laufen, andere früh sprechen, bei dem einen blitzt früh das erste Zähnchen hervor und wieder anderen fällt es eben schon früh ganz leicht, sich von den Eltern zu trennen.
Für ein paar Stunden oder sogar schon über Nacht. Schon mit wenigen Lebenswochen übernachten sie problemlos bei der Oma, möchten später vielleicht schon im Kindergartenalter unbedingt bei Freund oder Freundin schlafen.

Andere Kinder tun sich schwerer, haben vielleicht auch im späten Grundschulalter noch Probleme mit der Vorstellung, nicht daheim im eigenen Bett schlafen zu können und fühlen sich einfach nachts in ihrem Zimmer am wohlsten.

Oft hat man als Eltern das Gefühl, dass die frühe zeitweise Trennung vom Kind gut und nützlich sei. Man hört oft „Damit das Kind früh lernt sich zu trennen und Eltern Freiräume wieder gewinnen können“ – und denkt sich vielleicht „Dann soll es so sein, weil andere es eben auch so machen“.

Ein „Muss“ ist es ganz sicher nicht, dass Kinder schon früh „lernen“ woanders zu übernachten!
Fühlt der eigene Nachwuchs sich dabei nicht wohl, tut man ihm keinen Gefallen damit, ihm eine Übernachtung aufzuzwingen – und seiner Entwicklung wird es dann auch sicher nicht nützen.

Auch Eltern müssen sich nicht früh von ihrem Kind lösen können, wenn keine zwingende Notwendigkeit dazu besteht! Vielleicht haben sie selber Trennungsschmerz, fühlen Unbehagen, wenn ihr Kind nachts nicht in ihrer Nähe ist?
Dann ist es völlig in Ordnung, wenn das Kind in den ersten Jahren nirgendwo anders schläft oder abends in vertrauter Umgebung bei einem Babysitter gelassen wird, anstatt gleich die ganze Nacht zu den Großeltern „umzusiedeln“.

Der „richtige“ Zeitpunkt ist gekommen, wenn auf allen Seiten – bei Eltern und Kindern – das Bauchgefühl stimmt und man das Gefühl hat, dass alles gut gehen wird, dass das Kind bestens aufgehoben ist und niemand sehr unter der Trennung leiden wird.

Noch einfacher wird es natürlich, wenn das Kind schon so groß ist, dass es selbst den Wunsch äußern oder begeistert dem Vorschlag zustimmen kann, ohne die Eltern woanders zu schlafen.
Oft ergeben sich auch ganz von allein Situationen, die überhaupt keine Gelegenheit lassen, über Heimweh und Schlaflosigkeit in „fremder“ Umgebung nachdenken zu lassen, beispielsweise bei einer Übernachtung im Kindergarten oder bei der spontanen Idee, die Verabredung mit dem besten Freund nach dem Nachmittag noch über die Nacht hinaus zu verlängern.
Da bleibt nach Toben und Spielen kaum Zeit, vor dem Einschlafen noch über Heimweh nachzudenken und das Kind nimmt die Erfahrung mit nach Hause „Woanders übernachten macht Spaß!“.

Sollte die Stimmung doch noch umschlagen, wenn abends plötzlich alles ruhig und dunkel ist, ist es gut, wenn die Eltern bei der „Premiere“ erreichbar sind und abwägen können, ob das Kind nicht doch besser abgeholt werden sollte.
Gegen den eigenen Willen woanders über Nacht bleiben zu müssen, hinterlässt einen schalen Beigeschmack und trübt vielleicht die Vorfreude auf das nächste Übernachtungsabenteuer.

Was muss mit?

Alleine ohne Eltern findet die erste Übernachtung in der Regel bei den Großeltern oder anderen nahen Verwandten statt, vielleicht auch in einer Jugendherberge oder bei Freunden.

Egal, wie vertraut die Umgebung den Kindern dort bei Tageslicht ist und wie wohl sie sich dort auch fühlen: manches von zu Hause lässt sich nicht ersetzen.
Das eigene Kissen mit dem vertrauten Geruch kann Gold wert sein, ebenso wie das liebste Kuscheltier oder Schmusetuch. Worauf das Kind zu Hause beim Schlafengehen nicht verzichten kann, findet sicher immer ein Plätzchen im Gepäck.

Wie bereiten wir – Kinder, Eltern und „Gastgeber“ – uns vor?

Für eine ruhige Nacht ist es wichtig, dass der Tag ruhig ausklingt und alle Voraussetzungen für wohligen Schlaf getroffen werden, z.B.

  • Keinen Trennungsschmerz zeigen. Vielleicht fällt dem Kind die Trennung mit der Aussicht auf ein „Abenteuer“ gar nicht schwer. Blickt es dann in traurige Elternaugen, kann dies die Stimmung trüben. So wie Eltern ein fröhliches Kind zurück lassen möchten, möchte das Kind schließlich fröhliche Eltern beim Abschied sehen und sich keine Gedanken machen müssen, ob es seinen Eltern „alleine“ auch gut geht.
  • Einen festen Zeitpunkt für das Wiedersehen vereinbaren. Bei kleinen Kindern diesen an Ereignissen („nach dem Mittagessen“) festmachen, bei größeren Kindern eine Uhrzeit ausmachen. Damit das Kind nicht enttäuscht ist, weil die Eltern es nicht pünktlich schaffen, die Zeit besser zu spät ansagen und etwas früher kommen als umgekehrt.
  • Die Kinder richtig müde toben! Sicher dürfen sie am Wochenende länger auf bleiben als unter der Woche daheim. Nach einer Radtour, einem Fußballspiel, einem Ausflug oder anderem stellt sich die Müdigkeit ganz von allein ein.
  • Rituale pflegen. Was zu Hause gilt, kann woanders ein Stück Vertrautheit vermitteln, zum Beispiel eine festgelegte Reihenfolge am Abend vom Umziehen, Zähneputzen und (Lieblings-)Geschichte vorlesen.
  • Alles vermeiden, was süßen Träumen im Weg stehen könnte: schweres Essen, viele Süßigkeiten, zu spannende Geschichten und zu viele (süße) Getränke vor dem Zubettgehen besser vermeiden.

Damit Nachts nichts schief gehen kann…

Auch, wenn das Kind sich bei den Großeltern oder Freunden tagsüber fast wie zu Hause fühlt, kann nachts plötzlich alles so anders sein. Wo am Tag alles mit Stimmen und Leben gefüllt ist, hört man in der Dunkelheit plötzlich das Holz knarzen und die Bäume vor dem Fenster rascheln.

Nichts ist dann beängstigender, als sich nachts nicht orientieren zu können, den Lichtschalter oder den Weg ins Bad nicht zu finden.
Sind im Vorfeld alle wichtigen Fragen und Dinge für das Kind geklärt, können alle der Nacht beruhigt entgegen sehen. Im Einzelnen können dazu gehören:

  • Ein Nachtlicht anbringen oder die Rollläden ein wenig geöffnet lassen, falls eine Laterne vorm Fenster ist – damit das Kind gleich weiß, wo es sich befindet, wenn es nachts einmal wach wird.
  • Alle Wege zeigen – zum Beispiel den ins Bad
  • Ein kleines Licht im Flur brennen lassen – zwischen Schlafplatz des Kindes, Badezimmer und Schlafzimmer der Großeltern
  • Türen offen lassen. Damit das Suchen-Müssen nach der Türklinke nicht für Angst sorgt.
  • Alle Fragen klären wie: Wo finde ich etwas zu trinken, wen soll ich wecken, wenn ich schlecht geträumt habe? Wann stehen wir am nächsten Morgen auf? Wo kann ich nachts auf die Uhr schauen, wenn ich wachgeworden bin? Und was, wenn das Heimweh doch zu groß wird?

Tipps und Tricks für die erste Übernachtung woanders? Erfahrungen und Ratschläge mittels Kommentarfunktion sind wie immer herzlich willkommen!

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