Ein Buch, süß und herb wie Schokolade: „Charlie und die Schokoladenfabrik“ von Roald Dahl

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Zu keiner Jahreszeit passt Schokolade besser als zum Herbst und zu keiner Zeit im Jahr werden menschliche Wärme und Miteinander, Hoffnung und die Suche nach ein wenig Wunder im Alltag so groß geschrieben wie in der Vorweihnachtszeit.
Soweit ist es jetzt – Anfang September – zwar noch nicht, aber ebenso wenig geht es im heutigen Buchtipp und Buchklassiker „Charlie und die Schokoladenfabrik“ nur um Schokolade!

Fast 50 Jahre ist es her, dass Roald Dahl diese – nicht immer zuckersüße! – Geschichte schrieb.
Seitdem hat die kein bisschen an Charme und Aktualität eingebüßt, ist damals wie heute einfach genau das Richtige für alle Liebhaber schöner Geschichten und daher hier der heutige Buchtipp.
Ob noch Kind oder schon Erwachsen, ob vor Weihnachten oder zu jeder anderen Zeit im Jahr – diese Reise in eine wunderbare Fantasiewelt macht einfach Spaß und wärmt das Herz!

Zum Inhalt von „Charlie und die Schokoladenfabrik“:

Bittere Armut, Kälte, Resignation bestimmen das Leben des kleinen Charlie Bucket, der zusammen mit seinen Eltern und allen seinen vier Großeltern am Rande der Großstadt in einem winzigen Häuschen wohnt.
Sein größtes Elend: der Hunger.
Sein größter, sehnlichster Wunsch: Schokolade.
Und der einzige Trost in der eigentlich trostlosen Situation: seine Familie, die felsenfest zusammenhält und sich glücklich weiß, einander zu haben.
Ob Charlie will oder nicht: immer wieder wird muss er an Schokolade denken, denn in seiner direkten Nachbarschaft steht die gigantische Schokoladenfabrik des weltberühmten Schokoladenfabrikanten, des regelrechten Zauberkünstlers unter den Süßigkeitenherstellern, schlichtweg: des Genies namens Willi Wonka.
Tag für Tag geht Charlie also an dem Tor der magischen Fabrik vorbei und riecht den wunderbaren Duft der geschmolzenen Schokolade.
Kein Wunder, dass Charlie und mit ihm viele andere in helle Aufregung geraten, als sich plötzlich der sagenumwobene, geheimnisvolle Herr Wonka, der Jahre zuvor aus gutem Grund seine Fabrik schloss und seitdem nicht mehr gesehen ward, nach Jahren wieder zu Wort meldet:
Fünf Kindern – verspricht er mittels einer Zeitungsanzeige – will er eine persönliche Führung durch seine Schokoladenfabrik gewähren und ihnen darüber hinaus so viele Süßigkeiten schenken, dass sie ein Leben lang mit Naschereien versorgt sind.
Wer in diesen Genuss kommt? Nur die fünf Kinder, die in je einer Tafel Wonka Schokolade eine Goldene Eintrittskarte finden. Und die können überall auf der ganzen Welt verborgen sein… .

„Charlie und die Schokoladenfabrik“ ist eine so bezaubernde Geschichte mit vielen märchenhaften Elementen und so voller Phantasie, dass an dieser Stelle gar nicht mehr verraten werden soll als nötig. Man muss sie einfach selbst gelesen haben.

Nur so viel: Im Laufe der Geschichte werden die fünf Kinder vorgestellt, die sich zusammen mit ihren Eltern und Herrn Wonka höchstpersönlich auf eine abenteuerliche Tour durch die Schokoladenfabrik – passender wäre wohl die Bezeichnung „ das Schokoladenland“ – machen.

Keine Vorstellung machen sich die Besucher vorher davon, was sie in dieser Umgebung Unglaubliches, Unwirkliches, Unfassbares erwarten wird:
Schokolade, die so luftig ist, weil sie wie ein riesiger Wasserfall herab plätschert. Gläserne Aufzüge, die viel mehr können als nur auf und ab zu fahren.
Herr Wonkas Schokoladenfabrik ist eine Mischung aus Märchenwelt, High-Tech-Labor und paradiesischer Insel voller Geheimnisse, in dem exotische, ja selbst tierischer Mitarbeiter tagtäglich mit der Produktion der Leckereien (und vielem mehr) beschäftigt sind.
Und immer wieder schön im Laufe der Geschichte zu sehen ist, wie der Hausherr selbst, Herr Wonka mit Stock und Zylinder, sich überschäumend für sein Lebenswerk, seine neuesten Ideen und seine Süßigkeiten begeistern kann.
Verrückt, aber gutherzig und liebenswert.

Auf der anderen Seite werden dem Leser die teils sehr unangenehmen Eigenschaften vor Augen geführt, mit denen einige der kleinen Fabrikbesucher „glänzen“: Angeberei, Ungeduld, Selbstherrlichkeit, Maßlosigkeit, Gier, Jähzorn, Arroganz, Realitätsverlust, Dekadenz zählen zu ihren hervorstechendsten Merkmalen – wobei nicht vergessen wird, die Eltern der kleinen Quälgeister gleich mit vorzustellen, die zweifelsohne tatkräftig dazu beitrugen, ihre Kinder zu dem werden zu lassen was sie sind.

„Typisch Märchen“ ist, dass es in „Charlie und die Schokoladenfabrik“ eine gradlinige Trennung zwischen Gut und Böse gibt und am Ende jeder das bekommt, was er verdient.
Ein wenig gute Nerven und einen gesunden Sinn für Humor braucht es bei der Geschichte stellenweise – weshalb sich das Buch auch erst für Kinder ab etwa 8 Jahren empfiehlt -, aber genau das ist, was das Buch dem Film gegenüber so angenehm macht:
Was in bewegten Bildern stellenweise schon arg gemein, gar bedrohlich erscheint, wirkt im Buch, vorgetragen im richtigen Tonfall, einfach nur skurril und komisch. Wer mit dem Märchen „Frau Holle“ gut zurecht kommt, wird auch mit „Charlie und die Schokoladenfabrik“ keine Probleme haben, wenn den Kindern nicht nur Gutes widerfährt.

Ihren Teil dazu bei, nicht alles zu ernst zu nehmen, tragen die wunderbaren Schwarz-Weiß-Zeichnungen im Buch von Illustrator Quentin Blake:
Herr Wonka als rastloser Wirbelwind, der an einen Zirkusdirektor erinnert, Charlies magere Familie schlichtweg liebenswert, die restlichen Kinder samt Eltern – nun ja, mit spitzer Feder „nicht sehr nett“ dargestellt.
Und die sangesfreudigen Wichtel namens „Umpa-Lumpas“, die eine ganz tragende Rolle in der Geschichte spielen: einfach zum Knuddeln süß.

Witzig bis bissig und gleichzeitig sentimental ist „Charlie und die Schokoladenfabrik“ genau das Richtige für alle, die auch über derberen Humor schmunzeln und gelegentlich mal ein bisschen Schadenfreude aufkommen lassen können.
Eine Geschichte, einerseits bizarr und in einer Fantasiewelt spielend, andererseits voll menschlicher Wärme und oft so nah an der Realität.
Wer es nicht kennt, sollte dieses zeitlose Meisterwerk (erschienen erstmals 1964!) deshalb unbedingt einmal selbst gelesen oder seinen Kindern vorgelesen haben.
Letzteres vor allem, weil die vielen unterschiedlichen Charaktere und die seitenlangen Verse der Umpa-Lumpas Vorlesebegeisterten jede Menge Spielraum bieten, mit unterschiedlichsten Stimmen der Geschichte richtig viel Leben zu verleihen!

„Charlie und die Schokoladenfabrik“ von Autor Roald Dahl ist für 6,95 € als Taschenbuch erhältlich. Mehr zum Buch und seinem Autor auf der Seite des Verlags: „Charlie und die Schokoaldenfabrik“ beim Rowohlt-Verlag. ISBN: 978-3499212116
Wer lieber zuhört als liest: „Charlie und die Schokoladenfabrik“ gibt es auch als Hörbuch!

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