„Bei anderen ist alles besser“ – Ein Satz, den Eltern kennen und „lieben“

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Unzufriedenheit kann schon eine ziemlich nervige, Kräfte raubende Sache sein!
Jeder kennt wohl das unbefriedigende Gefühl, dass es gelegentlich irgendwie nicht richtig rund laufen will, egal wie sehr man sich auch anstrengt:

Bei der Arbeit herrscht ständig Stress, ohne dass dabei rundum zufriedenstellende Resultate erzielt werden.
Zu Hause sieht´s viel zu häufig aus wie bei Hempels unterm Sofa“.
Der nachmittägliche Blick über den Gartenzaun offenbart: Die Gärten der Nachbarn sind – und das scheinbar wie von selbst – immer alle besser in Schuss als der eigene.

Was dann nur noch fehlt zum „Glück“: Quengelnde Kinder, die bezüglich ihrer Eltern, ihres Zuhauses und überhaupt ihres ganzen Lebens immer das sprichwörtliche Haar in der Suppe finden. Ganz egal, wie sehr man sich als Mama oder Papa tagtäglich für den lieben Nachwuchs schier auf den Kopf stellt.

Das Kinderzimmer ist zu klein, der Inhalt des Kleiderschranks zu altbacken – und nie gibt’s ‚was richtig Leckeres zu essen?
Über solche Kritik seitens der Kinder könnte man eigentlich milde lächelnd hinweg gehen.
Dass Kinder spätestens mit dem Teenageralter ständig etwas zu nörgeln haben, das kennt man doch… .
Käme nicht final das Argument, das einen dann doch am eigenen Selbstbild nagen lässt: „Andere Eltern sind viel cooler! Und überhaupt ist woanders alles besser!“

Wie ordnet man das ein? Wie geht man damit um?
Sich solche Kritik allzu sehr zu Herzen nehmen?
In den meisten Fällen nicht angebracht, denn aus einer (schlechten) Laune heraus wird sicherlich vieles geäußert, das so im Grunde gar nicht gemeint war!
Abgesehen davon: Ein sorgenfreies, perfektes Leben hat niemand! Und Eltern, die ihrem Kind bereits in sehr jungen Jahren jeden Wunsch von den Augen ablesen und erfüllen wollten, tun ihrem Nachwuchs (und sich selbst) keinen Gefallen.
Niemand kann alles bekommen, was er sich wünscht. Immer wird es immer etwas geben, das andere haben und für einen selbst unerreichbar bleiben wird.
Damit müssen Kinder leben lernen, aber auch Eltern müssen es aushalten lernen, dass ihre Kinder einfach mal unzufrieden sind.

Also besser kritische Äußerungen schlichtweg ignorieren und selbstsicher „weg-lächeln“?
Auch keine Patentlösung, denn tatsächlich kann natürlich berechtigte Kritik hinter vielleicht überspitzt formulierten Nörgeleien stecken.

Eine gute Lösung hingegen immer: Suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Kind
Oft steckt bei schlechter Laune die Unzufriedenheit ganz woanders und Missverständnisse lassen sich nur im Dialog aus der Welt räumen.
Vielleicht ist es gar nicht das leckere Essen an sich, das das Kind beim besten Freund so toll findet, sondern die angenehme Atmosphäre am Tisch, weil die Mutter nicht oder nur wenig arbeitet und sich auch unter der Woche viel Zeit für das gemeinsame Mittagessen nehmen kann?
Vielleicht geht es dort auch ruhiger zu, weil keine kleinen Geschwister mit am Tisch sitzen?

Nun wird sich an den eigenen Mittagessen-Gewohnheiten unter den Woche vermutlich wenig oder nichts ändern lassen, aber vielleicht lässt sich dem Wunsch nach mehr Ruhe, Gemütlichkeit – und tatsächlich der einen oder anderen Speise auf den Tellern? – anderweitig entgegen kommen?

Gestehen Sie ein: Ja, es gibt natürlich Dinge, die woanders schöner sind!
Die Realität ist so, wie sie ist, und lässt sich selten schön reden. Und alle Versuche, es trotzdem zu tun, gelingen meist eher schlecht als recht.
Es schmerzt – keine Frage! -, wenn Kinder sich das wünschen, was sie von anderen Kindern hören und kennen, was man ihnen selbst aber nicht bieten kann – oder auch möchte.
Aber die Dinge lassen sich in den meisten Fällen nun mal nicht ändern – und das ist kein Grund, gleich das ganze Leben schwarz zu sehen!

Vielleicht ist es der Wunsch nach der Urlaubsreise an Traumstrände am anderen Ende der Welt?
Es ist wahrlich keine Schande, wenn als junge Familie das Geld dafür nicht „drin“ ist! Oder wenn es einen statt ans Wasser vielmehr in die Berge zieht.
Aber was in der Jugend nicht ist, kann schließlich noch werden! Es hat auch sein Gutes, Lebensträume lange Zeit zu pflegen und diese als Motivation nutzen zu können.
Solche elterlichen Weisheiten werden Kinder und Jugendliche vermutlich müde belächeln, klammheimlich später aber vielleicht über diese wahren Worte nachdenken…

Das Kind träumt vom eigenen Garten, vom Haustier, vom Kinderzimmer für sich allein?
Kinder ab einem gewissen Alter wissen eigentlich schon recht genau, warum manches eben nicht so geht, wie man es gerne hätte. Ein sachliches Gespräch ist dennoch natürlich nie verkehrt:
Nicht in jedem Beruf verdienen Eltern gleich viel.
In manchen Familien muss nur ein Kind versorgt werden, in anderen zwei, drei, vier oder mehr. Da ist es klar, dass bei gleichem Einkommen die „Kuchenstücke“ für jeden einzelnen kleiner werden.
Manche haben auch einfach Glück, dass Oma und Opa Unterstützung bieten können. Andere Mütter und Väter müssen ganz ohne solche Hilfestellung den Lebensunterhalt bestreiten.

Das Fazit daraus muss jedoch lauten: Nur weil es anderen vielleicht „besser“ (Was heißt das schon?) geht, muss man sich selbst doch nicht schlechter fühlen!
Denn:

Zu Hause ist doch auch nicht alles schlecht!
Lassen Sie Ihr Kind oder Ihren Teenager ruhig ausgiebig mosern. Aber lassen Sie es/ihn dann auch überlegen oder listen Sie gemeinsam auf, was bei Ihnen schön ist, was es vielleicht sogar gibt, worum andere Gleichaltrige es beneiden könnten!
Vielleicht sind es gerade die (vielen) Geschwister, die für Freude und Trubel im Alltag sorgen und das Salz in der Suppe des Lebens sind.
Vermutlich gibt es viele Einzelkinder, für die es das Größte wäre, sich abends mit Bruder oder Schwester in den Schlaf zu quatschen.

Und genau das, was man bei anderen toll findet, empfinden diese Anderen vielleicht als gar nicht so rosig und erstrebenswert?

Entdecken Sie gemeinsam: Oft ist man einfach blind für die schönen Dinge des eigenen Lebens oder auch die Schönheit des eigenen Spiegelbilds, das besonders im Teenageralter naturgemäß sehr kritisch beäugt wird.
Sagen Sie Ihrem Kind, was Sie alles so richtig toll an ihm finden! Sparen Sie nicht mit ehrlichem Lob und Anerkennung.
Mit solch positiver Rückmeldung fällt vermutlich auch der Blick auf das „Große Ganze“ drumherum wieder sonniger aus und kleine Gründe zur Unzufriedenheit verlieren an Bedeutung.

Herzenswünsche, die vielleicht trotzdem wahr werden können?
Fragen Sie Ihr Kind, was ihm wirklich fehlt!
Was möchte es unbedingt erreichen?
Was ist ihm nachhaltig wichtig?
Welche wahren Herzenswünsche – im Gegensatz zu typischen „Eintags-Strohfeuer-Wünschen“ – gibt es?
(Man kennt das ja: Oft ist es nur der impulsive Neid auf dieses oder jenes, womit der Klassenkamerad just geprahlt hat, der dieses oder jenes auf das eigene Kind spontan ungeheuer verlockend wirken lässt. Nach einer Woche ist dieses oder jenes höchstwahrscheinlich wieder in Vergessenheit geraten…)

Und: Wo ist es selbst bereit, etwas dafür zu leisten, zu sparen, an der Realisierung eines Traums mit zu arbeiten?
Spätestens bei der Beantwortung dieser Fragen trennt sich häufig die Spreu vom Weizen, was echte Wünsche und kurzlebige „Wünschchen“ angeht.

Echte Wünsche, die vielleicht an den finanziellen Möglichkeiten scheitern, lassen sich eventuell – wenn auch in Variation – doch erfüllen?
Ein eigenes Pferd?
Vielleicht sind statt dessen ein Ferienreitkurs oder regelmäßiger Reitunterricht möglich, ein kleiner Urlaub ohne Eltern auf einem Ponyhof oder später eine günstige Reitbeteiligung?
Einmal in den sonnigen Süden fahren?
Mit einer Jugendgruppe kann dieser Traum vielleicht für das Familienbudget erschwinglich in Erfüllung gehen.
Ein Klavier in der Wohnung?
Vielleicht ist eine finanzierbare und Platz sparende Alternative zur klassischen Ausführung die digitale Variante, die auch in hellhörigen Häusern nicht zu Stress mit den Nachbarn führt. Und mit etwas Glück findet man jemanden dazu, der sein Können sehr gerne an einen Anfänger weiter gibt?
Ansonsten gibt es natürlich viele, viele andere schöne Instrumente, die im günstigeren Gruppenunterricht gelernt werden können, die Kinder vielleicht im Rahmen schulischer Angebote „beschnuppern“ können oder deren Erlernen beispielsweise von Instrumentalvereinen gefördert wird.

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1 Kommentare

  1. Vielen Dank für den Beitrag! Ich kann mich wirklich in vielen der beschriebenen Siuationen wiederfinden. Wie heißt es so schön? „Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner“. Aber meistens erkennt man dann doch nach einiger Zeit, dass andere Familien auch ihre Sorgen und Probleme haben. Die sieht man vielleicht nur nicht auf den ersten Blick.

    Gruß,
    Suzanne

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