Ein großes Abenteuer in skandinavischer Sommer-Idylle: „Großvater und die Schmuggler“ von P. O. Enquist

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Es ist immer eine wunderbare Sache, wenn man sich so richtig in ein Buch verliebt hat und dann feststellt, dass eine Fortsetzung aus der Feder des Autors erhältlich ist, die einen – hoffentlich – genauso zu begeistern und verzaubern vermag wie es dem ersten Teil gelang.

So folgte auf „Großvater und die Wölfe“ vom schwedischen Autor (und Großvater) Per Olov Enquist einige Jahre später „Großvater und die Schmuggler“. Und wer den ersten Teil liebte, für den ist diese Fortsetzung praktisch ein Muss.

Bekannten und liebgewonnenen Menschen und Tieren begegnet man in „Großvater und die Schmuggler“ wieder: Den Kindern, allesamt ein wenig älter und reifer geworden, Hündin Mischa am Ende ihres Lebens angekommen, und natürlich Großvater, der mit dem Rauchen aufgehört hat, der immer noch zur argen Kauzigkeit neigt und nur widerwillig erkennen will, dass das Altern auch an ihm nicht spurlos vorüber gehen wird.
Und auch die Leser, die „Großvater und die Schmuggler“ anspricht, sind ein wenig älter und erwachsener als noch beim ersten Abenteuer: Ist „Großvater und die Wölfe“ trotz sehr spannender Momente ein liebenswertes (Kinder)Buch mit vielen lustigen, ausgelassenen, heiteren Momenten, das sich wunderbar schon zum Vorlesen für 7-jährige anbietet, ist „Großvater und die Schmuggler“ ein wenig schwerere Kost.

Die Stimmung insgesamt ein wenig verhalten, auch wenn es lustige, auflockernde Momente gibt und wunderbar ironische Einwürfe den Humor nie zu kurz kommen lassen. Die Geschichte auch geprägt von unheilvollen, traurigen Momenten, in denen zum Glück auf wunderbare Weise aber immer auch Hoffnung und Zuversicht mitschwingen. Die dramatischen Szenen von oft rauem Umgangston begleitet.
Insgesamt dadurch ein Buch, das erst bei älteren Kindern, die ihren 10. Geburtstag bereits hinter sich haben, wirklich gut aufgehoben ist.

Was die Geschichte so bezaubernd und absolut lesenswert macht, dazu mehr nach einer kurzen Inhaltsangabe von „Großvater und die Schmuggler“:

Drei Jahren liegt die legendäre Expedition auf den Dreihöhlenberg zurück und alle damaligen Teilnehmer hegen den Wunsch, dieses Abenteuer zu wiederholen. Großvater, obwohl er in der Zwischenzeit eine Herzoperation zu überstehen hatte, und die Kinder, neugierig, wie es „ihren“ Tieren auf dem Berg seit ihrer letzten Begegnung ergangen sein mag.

Schließlich geht es tatsächlich hinauf auf den Berg. Es startet eine Expedition, die am Ende vielleicht glücklicher verlaufen wäre als die erste, hätte Großvaters Hund nicht bei einem Angelausflug zuvor ein an sich schon verdächtiges Zelt mitten im Wald entdeckt, in dem sich merkwürdigerweise ausgerechnet das von ihm geschriebene Buch über ihre damalige Expedition zum Dreihöhlenberg befand.
Ein weiterer unheilvoller Fund in diesem Zelt und die darauf folgende bedrohliche Begegnung mit offenbar feindselig gestimmten Fremden auf dem See sind nur der Anfang eines gewagten Abenteuers, das auf dem Dreihöhlenberg enden wird.

Wie „Großvater und die Wölfe“ ist auch dieses Buch geprägt von einer tiefen Naturverbundenheit, von Begegnungen zwischen Mensch und Tier, fast zu schön sind, um wahr zu sein.
Gleichzeitig von unheilvollen Begegnungen mit dunkel gekleideten Fremden, die mit Naturromantik nicht das geringste im Sinn zu haben scheinen und ganz andere Interessen verfolgen als der Idylle der Landschaft mit Ehrfurcht und Staunen zu begegnen.
Ihnen geht es um viel Geld und es ist bedrohlich zu sehen, wie zerbrechlich, verletzlich und hilflos der unkonventionelle Großvater und seine Enkel in Anbetracht der rücksichtslosen kriminellen Machenschaften erscheinen.
Zum Glück sind sie in dieser heiklen Lage bestens gerüstet mit viel Mut, Vertrauen und Liebe.

Großvater und die Schmuggler“ ist eine echte Abenteuergeschichte, sehr dramatisch, sehr kurzweilig, sehr mitreißend.
Ein Glück, dass Großvater nie seinen unerschütterlichen Humor verliert, mit dem er sich selbst und die anderen gerade im rechten Moment vor der Verzweiflung zu bewahren vermag.
Ein sehr tiefgründiger, (selbst)ironischer Humor, der das Buch auch für erwachsene Leser noch zu einem Hochgenuss macht.

Ob Jung oder Alt: „Großvater und die Schmuggler“ ist ein zeitloser Roman, für den man sich Zeit nehmen sollte, um seinen Zauber genießen und ihn mit der Ruhe und Gelassenheit lesen zu können, die er trotz aller dramatischen Verwicklungen selbst ausstrahlt.
Denn auch Großvater P.O. Enquist hat sich viel Zeit genommen, diese Geschichte zu erzählen, mit genügend Raum für Rückblicke, für viele Einblicke in das Gefühlsleben aller, um als Leser schließlich ganz nah dran sein zu können am liebgewonnenen Großvater und seinen tapferen Begleitern, an ihren Ängsten, Gedanken und Hoffnungen.

Kurz und gut: Eine ideale Urlaubslektüre für Leser ab etwa 10 Jahren. Für ruhige Stunden – nicht nur für den Urlaub im skandinavischem Sommer!

„Großvater und die Schmuggler“ von Autor Per Olov Enquist ist bislang erschienen als gebundenes Buch (160 Seiten) im Hanser Verlag unter der ISBN 978-3446236592, 12,90 €, sowie als Hörbuch bei Igel Records, gelesen von Udo Wachtveitl.

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