Eine Frage, deren Beantwortung Fingerspitzengefühl erfordert: „Gibt es das Christkind wirklich?“

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Es gibt diese Fragen, die möchte man als Eltern am liebsten gar nicht von seinen Kindern gestellt bekommen. Und wenn doch, dann bitte möglichst spät!
Eine dieser Fragen, die auch in diesem Jahr um diese Jahreszeit sicherlich wieder in unzähligen Haushalten für Unbehagen sorgen wird:
„Gibt es das Christkind wirklich?“
oder aber – wenn die Kinder schon ein wenig fortgeschritteneren Alters sind:
„Das Christkind* gibt es doch nicht wirklich, oder?“
(*alternativ: den Weihnachtsmann/den Nikolaus)

Ach ja, wie schön erscheinen einem in solchen Momenten plötzlich die vergangenen Zeiten, in denen das Kind mit strahlenden Augen am Küchentisch an seinem Wunschzettel bastelte, sorgsam formulierte, darauf bedacht, einen möglichst guten Eindruck beim Christkind zu machen.
Zwar ein wenig Bescheidenheit zu demonstrieren, um dann aber – insgeheim nach dem Motto „Vom Christkind kostet’s ja nix!“ – doch nicht selten munter drauflos zu wünschen.

Gibt es das Christkind wirklich?“
Eine Frage, die kommen kann, aber nicht kommen muss.
Irgendwann, spätestens im Laufe der Grundschulzeit, gelangt wohl jedes Kind zu der Erkenntnis, dass es Mama und Papa, Oma und Opa sind, die als Gabenbringer fungieren. Dass es seinen Grund hat, wenn Schränke und Zimmer in den Wochen vor dem Heiligen Abend plötzlich verschlossen bleiben, und dass es kein Zufall sein kann, dass mehr Pakete eintrudeln als sonst.
Wer weiß schon, wie viele Kinder längst Bescheid wissen und umgekehrt ihre Eltern in dem Glauben lassen, dass sie noch an Christkind und Nikolaus glauben? Um diesen eine Freude zu machen – und weil es einfach so schön ist!

Dennoch ist „Gibt es das Christkind wirklich?“ eine der Frage, bei denen es nie schaden kann, auf sie vorbereitet zu sein. Um rechtzeitig abwägen zu können, wie genau man antworten, formulieren, reagieren möchte, wenn das Kind auch weiterhin träumen dürfen soll.

Vielleicht lautet die konkrete Frage zunächst einmal gar nicht „Gibt es das Christkind wirklich?“, sondern bezieht sich auf die Dinge, die es eben so unglaublich machen und beim Kind Zweifel daran aufkommen lassen, dass es am Heiligen Abend all die Präsente unterm Weihnachtsbaum platziert:

Wie schafft es das denn, alle Geschenke zu verteilen?“
Wo bekommt es selbst all die Geschenke her?“
Wie kommt der Wunschzettel zu ihm? Und liest es jeden Wunschzettel selbst?“

An dieser Stelle ist es nicht entscheidend, mit eigener erwachsener, elterlicher Fantasie zu glänzen!
Vielmehr wird das Kind sich zu dem Zeitpunkt, an dem es die Frage stellt, selbst schon so seine Gedanken gemacht haben – und dabei vielleicht auf eine, vielleicht sogar gleich auf mehrere optionale Lösungen für sein „Problem“ gestoßen sein.
Lassen Sie Ihr Kind doch zunächst einmal erzählen, was es denkt, was es sich vorstellt, zu welchen Antworten es bereits gekommen ist!
Begleiten Sie es in seine Fantasiewelt, lassen Sie es ins Detail gehen, fragen Sie nach!
Vielleicht ist es am Ende mit seinen eigenen Antworten schon so zufrieden, dass es Ihre gar nicht mehr benötigt!

Fragt es tatsächlich konkret nach dem Christkind als Geschenkebringer, kann man zunächst einmal nachhorchen, woher die Frage kommt:
Haben Geschwister oder Freunde anderes behauptet?
Hat das Kind selbst so seine Zweifel?

Schnell ist man wieder auf der gemeinsamen Suche nach Antworten, die die ursprüngliche Frage vielleicht in den Hintergrund stellen.

Der vorm Kaufhaus ist doch nicht der echte Weihnachtsmann, oder?“
Nein, natürlich nicht. So viel Ehrlichkeit darf schon sein – abgesehen davon, dass die Kinder das in der Fülle der Weihnachtsmänner in Kaufhäusern, auf Weihnachtsmärkten und Fußgängerzonen in der Adventszeit vermutlich ohnehin nicht wirklich in Betracht ziehen.

Diese „sichtbaren“ Weihnachtsmänner sollen Kinder Freude bereiten; als Nikolaus Verkleidete – ebenso wie bei der vielerorts alljährlich nachgespielten Martinsgeschichte vom Mantel teilenden Sankt Martin auf seinem Pferd – dazu an den Heiligen Nikolaus und die wunderbaren Legenden, die man sich über ihn erzählt, erinnern.

Die Wahrheit für sich behalten = Lügen?
Kinder bis ins Schulalter hinein glauben gerne an das, was sie in schönen Geschichten hören, lassen sich mit Freude Märchen und andere „nicht-wahre“ Geschichten vorlesen und ziehen dabei noch keine festen Grenzen zwischen Fantasie und Wirklichkeit.

Warum sie also nicht auch so lange wie möglich in diesem wunderschönen Weihnachtsglauben lassen, dass am Heiligen Abend das Christkind die Glocke im Weihnachtszimmer läutet und der Nikolaus des nächtens die Stiefel mit Äpfeln, Nüssen und Süßigkeiten füllt, selbst wenn der beste Kindergartenfreund anderes behauptet oder ältere Geschwister Andeutungen machen, die Zweifel aufkommen lassen?

Später wird das größer gewordene Kind ganz sicher dankbar sein für diese magischen Kindheitsmomente, die seine Eltern ihm ermöglicht haben – und weder langjährige Vertrauensbrüche wittern noch Mama und Papa glatte Lügen unterstellen, weil sie den Glauben an Christkind und den Nikolaus Geschenkebringer lange haben in der Familie lebendig bleiben lassen.

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4 Kommentare

  1. Oh ja, diese Frage habe ich bereits auch schon hinter mir :/ Meine Tocher fragt seit letztem Jahr danach. Sie ist jetzt sieben. Bin mal gespannt wie lange ich das Ganze noch aufrechterhalten kann. Danke für den tollen Beitrag 🙂

  2. Meine tante hat Mit 14 jahren immer noch ans Christkind geglaubt und hate keinen Zweifel dad es das Christkind nicht gebe !!!

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