Viele Kinder sind begeistert von Musik, die „in echt“ gespielt wird. Live mit Instrumenten anstatt aus dem Radio oder vom mp3-Player.
Ob Tasten gedrückt oder Saiten gestrichen werden: So „einfach“ eine schöne Melodie anstimmen und damit den Raum im Nu mit einer gewissen Stimmung – fröhlich, melancholisch, mitreißend – erfüllen zu können, macht Lust, selbst Flöte, Gitarre oder ein anderes Instrument zu erlernen.
Und daneben gibt es natürlich viele weitere, gute Gründe, musikalisch selbst aktiv zu werden!
Ist ein Lehrer gefunden oder ein Platz in der Musikschule ergattert, das Instrument geliehen oder gekauft, ist die Begeisterung groß, aber ebenso vielleicht die Ernüchterung, dass es mehr erfordert als Unterrichtstunden und Spaß an der Sache, bis die Töne zielsicher getroffen werden und das, was auf dem Notenblatt notiert ist, umgesetzt werden kann.
Viel Ausdauer nämlich, Geduld und: Übung, Übung, Übung!
Sicherlich nicht alle Eltern, aber bestimmt auch nicht wenige werden in etwa folgende Erfahrung machen:
Anfangs wird jeder Unterrichtsstunde entgegengefiebert, gleich nach Kindergarten oder Schule wird fleißig das Gelernte wiederholt und das Kind kann es kaum erwarten, sein Geübtes zu präsentieren und Neues beigebracht zu bekommen. Die Euphorie beginnt dann jedoch im Laufe der Zeit zu schwinden…?!
Bleibt ein Kind jahrelang am Ball, kann das Spielen des Instruments durchaus natürlich zum liebsten Hobby und größten Leidenschaft werden. Davor und währenddessen liegt aber mit großer Wahrscheinlichkeit auch mal die Phase „Keine Lust zu üben!“.
Huch! Und schon wieder ist eine Woche vergangen, in der der Klavierdeckel die meiste Zeit geschlossen blieb, die Gitarre in ihrer Tasche schlummerte und die Flöte selten bis gar nicht aus dem Etui genommen wurde.
Die Folgen dessen liegen auf der Hand: Im Einzelunterricht geht es nur zögerlich voran, im Gruppenunterricht halten die Nicht-Übenden womöglich „den ganzen Betrieb” auf und unterm Strich wird wertvolle Zeit, in der man sich bereits dem nächsten Stück hätte widmen können, und ebensolches Geld verschwendet.
10 Tipps aus Elternerfahrung, wie man trotz akuter Unlust seitens des Kindes dazu beitragen kann, dass das Üben leichter fällt:
1 Lassen Sie Ihr Kind nicht „last minute“ üben
Schwupps, war die Woche vorbei und bis zum Musikunterricht ist es nur noch ein Stündchen hin? Dann mal schnell die Geige ausgepackt und üben, was das Zeug hält!
Das kann mal funktionieren, ist auf Dauer aber nicht empfehlenswert. Unterm Strich wird die Übe-Zeit so nicht nur zu spärlich ausfallen; es übt sich auch einfach besser und nachhaltiger regelmäßig.
2 Treffen Sie klare Absprachen mit Ihrem Kind
Ein einfaches „Du musst noch üben!“ ist idealer Nährboden für Missverständnisse. Das Kind übt drei Minuten und die Sache ist für es erledigt.
Sie als Eltern stellen sich unter „Üben“ jedoch etwas ganz anderes vor? Das kann Ihr Kind anfangs nicht wissen!
Legen Sie abhängig von Alter, Fortschritt, Pensum und Anlass (vor einem Schülerkonzert wird beispielsweise ein wenig mehr geübt als sonst), Zeitvorgaben fest.
Für ein Kindergartenkind mit seiner Blockflöte reichen sicherlich 5 Minuten pro Tag, ein 8-jähriger am Klavier sollte sich im Schnitt vielleicht 10 – 15 Minuten pro Tag hinsetzen, die jedoch flexibel gehandhabt werden sollten:
3 Lassen Sie Ihr Kind sich die Überzeit einteilen
Die klare Ansage „Jetzt wird 10 Minuten geübt!“ wird bei Kindern auf keine Gegenliebe stoßen.
Erstellen Sie statt dessen einen Plan, der Ihrem Kind Flexibilität ermöglicht.
Kennt Ihr Kind schon die Zahlen und hat ein sicheres Gespür für die Zeit, geben Sie ihm beispielsweise nach jeder Unterrichtsstunde sieben laminierte, bunte Kärtchen mit verschiedenen Übungsdauern: Bei angestrebten 75 Minuten pro Woche vielleicht dreimal „15 Minuten“, dreimal „10 Minuten“ und einmal auch „0 Minuten“ quasi als „Joker“ für einen übe-freien Tag.
Jeden Tag bis zur nächsten Unterrichtsstunde kann es ein Kärtchen bei Ihnen einlösen.
4 Machen Sie Übungserfolge fürs Kind selbst und andere sichtbar
Von jüngeren Kindern kann man weder erwarten, dass sie von sich aus ans Üben denken, noch, dass sie sich die Zeit über eine Woche im Voraus einzuteilen vermögen.
Ein einfacher Kalender (oder eine einfache Tabelle mit fortlaufendem Datum in jedem Feld, kurzerhand zu Hause am PC erstellt), motiviert jedoch, wenn für jedes Üben ein Kästchen mit einem gemalten Smiley, Stempel, Aufkleber o.ä. gefüllt wird.
5 Sorgen Sie für eine gute Atmosphäre zum Üben
Übt Ihr Kind beispielsweise nach dem Mittagessen, bereiten Sie ihm eine schöne, aufgeräumte Umgebung. Die Essensdüfte werden durch kräftiges Lüften gegen frische Luft getauscht, der Platz zum Üben wird vorher von allem Überflüssigen befreit, kleine Geschwister zum Mittagsschlaf hingelegt oder größere zum Spielen in ihr Zimmer gebeten, damit das musizierende Kind sich in aller Ruhe und mit voller Konzentration seinem Instrument widmen kann.
Perfekt ist natürlich ein Ort eigens zum Musikmachen – ein Musikzimmer quasi -, doch diesen Luxus werden sich wohl die wenigsten gönnen können. Alternativ kann vielleicht eine Musik-Ecke in einem wenig genutzten Raum (tagsüber bietet sich eventuell das große Elternschlafzimmer dafür an) eingerichtet werden.
Fortsetzung folgt: Tipp 6 bis 10 folgen übermorgen hier im Blog!
2 Kommentare
Das leidige Thema Üben….
Im Erwachsenenalter werden die ehemaligen Kinder dankbar sein, wenn sie dabei geblieben sind. Bis dahin ist es ein weiter und beschwerlicher Weg.
Schöne Grüße,
Frank Jones
Wir müssen für unsere Tochter einen neuen Gitarrenlehrer finden, da ihr alter Lehrer leider in eine andere Stadt gezogen ist. Seither ist sie sehr unmotiviert, weiterhin Gitarre zu üben. Danke für den Tipp, dass wir mit unserer Tochter klare Absprachen treffen sollten und mit ihr z.B. 10 Minuten tägliches Üben ausmachen sollten.
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