Solange Kinder noch klein sind, ist es selbstverständlich, dass Mama und Papa die Handgriffe des Alltags erledigen: Natürlich sind Eltern beim Anziehen am Morgen behilflich, packen den Rucksack für den Kindergarten und sind mit Rat und Tat zur Seite, wenn das Chaos im Kinderzimmer überhand genommen hat und ein „Großreinemachen“ erfordert!
Die Jahre vergehen, die Handgriffe bleiben im Grunde dieselben.
Zwar schafft es der Nachwuchs, sich allein die Zähneputzen zu putzen und sich morgens in die Klamotten für den Tag und abends in den Schlafanzug zu werfen. Alles andere würde er aber doch ganz gerne – hin und wieder oder gerne öfter? – den Eltern überlassen?
Den Schulranzen zu packen macht schließlich nicht wirklich Spaß.
Aufräumen? Lästig!
Den Tisch decken, benutztes Geschirr in die Spülmaschine bugsieren oder den Müll raus bringen? Da findet sich doch vielleicht auch jemand anderes…
Und hin und wieder fragt man sich als Mutter oder Vater dann vielleicht: Ist es zu viel verlangt, was wir von Sohn oder Tochter erwarten?
Eine Frage, die bei einer repräsentativen Umfrage unter Eltern garantiert mannigfaltige Antworten liefern würde…
An dieser Stelle ist daher nur eine ganz persönliche, subjektive, auf Erfahrung beruhende Auflistung möglich, die vielleicht zum Nachdenken oder Diskutieren anregen oder kleine Orientierung bieten kann?!
In Sachen Schule kann man von Kindern im Grundschulalter erwarten, …
– den Inhalt ihrer „Postmappe“ im Blick zu haben und ausgeteilte Info-Blätter am selben Tag den Eltern zukommen zu lassen.
Nachfragen wird natürlich trotzdem nie schaden, denn wenn Kinder aus der Schule kommen, haben sie in der Regel so viel erlebt und so viel zu erzählen, dass solche „Kleinigkeiten“ (zumal die Informationen der Schule für die Kinder selbst oft nicht von Bedeutung sind) allzu schnell vergessen werden.
– Mama oder Papa auf eventuelle Einträge im Hausaufgabenheft hinzuweisen.
– Hausaufgaben verständlich zu notieren, anstatt sich aufs vermeintliche „Super-Gedächtnis“ zu verlassen.
– alles parat zu haben, was für die Hausaufgaben gebraucht wird.
Falls nicht, sollte das Kind nach Möglichkeit selbst dafür sorgen, sich vergessene Arbeitsblätter von Freunden zu organisieren.
– Blätter einzusortieren und das Mäppchen in Ordnung halten (Stifte spitzen, Vollständigkeit benötigter Arbeitsmaterialien im Blick haben).
– ans Sportzeug/Schwimmzeug zu denken ebenso wie morgens mitgenommene Handschuhe, Regenschirme, Jacken und ähnliches mittags wieder mit nach Hause zu bringen.
– den Schulweg mit Gleichaltrigen oder anderen Schulkameraden, aber ohne Eltern, zurück zu legen.
Auch wenn es schwerfällt, das Kind „plötzlich“ ohne Begleitung Erwachsener morgens losziehen zu lassen: Für Kinder ist es ein großer Schritt in eine neue, altersgerechte Selbstständigkeit, der sie „groß“ und selbstbewusst macht.
… und was nicht:
Natürlich kann man nicht erwarten, dass Kinder alles rund um den Schulalltag alleine regeln!
Den Vorrat an Schulsachen daheim im Blick zu haben, bei Bedarf die richtigen Hefte, Tintenpatronen und Ersatzfaben für den Malkasten zu kaufen, damit wäre zumindest ein junges Grundschulkind noch überfordert!
Im Umgang mit anderen kann man erwarten, …
– Regeln anzuerkennen, beispielsweise beim gemeinsamen Spielen.
Schmeißt ein Kind im Kindergartenalter beleidigt die Spielfiguren vom Brett, ist dies anstrengend, aber irgendwie noch altersgerecht.
Kinder im Grundschulalter wissen, dass gemeinsames Spielen nur Spaß macht, wenn Regeln eingehalten werden. Spielregeln, aber auch die eines „vernünftigen“ Miteinanders.
Dazu gehören zum Beispiel: Auch weiter zu spielen, wenn man sich auf sicherer Verliererspur befindet oder keine rechte Lust mehr hat.
Nicht zu schummeln – auch wenn es niemand merken würde.
Auch im freien Spiel, beispielsweise auf dem Bolzplatz, müssen natürlich Regeln festgelegt werden, die dann von allen akzeptiert und eingehalten werden. Solche zu formulieren, dabei Kompromisse zu finden und einzugehen – das sollte Kindern im Grundschulalter schon ohne Hilfe Erwachsener gelingen!
– höfliche Umgangsformen an den Tag zu legen.
Warum auch immer: Das Wörtchen „Danke“ scheint manch einem Kind nur widerwillig über die Lippen kommen zu wollen.
Leben Sie es vor und ermuntern Sie Ihr Kind, sich lieber einmal zu viel als einmal zu wenig zu bedanken, nicht nur für Geschenke, auch für Kleinigkeiten wie die berühmte Scheibe Wurst an der Wursttheke, für das Mitgenommen-werden zum Kindergeburtstag oder Sportplatz, für Speis‘ und Trank bei Freunden am Mittagstisch etc.
– sich beim Annehmen eines Telefongesprächs verständlich zu melden und selbst bei Freunden anzurufen, um Verabredungen zu treffen oder die Hausaufgaben zu erfragen.
– das zu pflegen, was man beim Essen unter „guten Manieren“ versteht.
Zum Beispiel sollte niemand einfach ohne zu fragen vom Tisch aufstehen, solange andere noch nicht fertig mit dem Essen sind, oder quer über den Tisch langen, anstatt nach dem Gewünschten zu fragen.
– Konflikte mit Gleichaltrigen und Geschwistern alleine zu lösen – oder es zumindest zu versuchen, bevor nach Mama und Papa gerufen wird!
– zuverlässig zu sein und Versprochenes ernst zu nehmen.
Morgens mit dem Freund verabredet, nachmittags plötzlich andere Pläne?
Mit Armbanduhr unterwegs, den Eltern fest zugesagt, pünktlich zur verabredeten Zeit daheim zu sein und dann zu spät kommen?
Das geht nicht! Dass solches Verhalten andere kränkt oder ihnen Sorgen bereitet, sollte Kindern bei Bedarf noch einmal deutlich vor Augen gehalten werden.
… und was nicht:
Keine Frage: Wie man sich anderen gegenüber freundlich verhält und was nicht gut ankommt, was andere beim eigenen Verhalten empfinden und wie man selbst gerne oder eben auch nicht behandelt werden möchte, das wissen Kinder im Grundschulalter bereits und können sich gut in andere Menschen und mögliche Situationen hinein versetzen.
Aber: Man kann nicht erwarten, dass beispielsweise die berühmten guten Manieren angeboren sind. Wie man „richtig“ telefoniert, wann man sich bedankt und wie man Konflikte fair löst, das alles lernen Kinder spielend durch gute, konsequente Vorbilder, mit den Eltern als den wichtigsten unter diesen.
Was man dem Kinder im Alltag zutrauen kann:
– Kleine Aufgaben selbstständig oder auf Aufforderung hin zu übernehmen und sorgsam auszuführen:
Die Post aus dem Kasten holen, den Müll hinaus bringen, die Blumen gießen, schmutzige Wäsche in den Wäschekorb bringen, den Schreibtisch aufräumen, das Zimmer aufräumen, Lebensmittel aus dem Keller oder der Vorratskammer holen und so beim Kochen, Backen oder Tischdecken „assistieren“…
Kinder in dem Alter erleben immer bewusster, wie viele Handgriffe es tagtäglich erfordert, ein schönes, gepflegtes Zuhause zu bewohnen.
Dass nicht nur eine(r) diese tagtäglich erledigt, sondern diese sich auf alle Bewohner jenseits des Kindergartenaltern des Haushalts verteilen sollten – natürlich im unterschiedlichen Maße – sollte eine Selbstverständlichkeit sein!
– Eventuell, je nach Gegebenheiten vor Ort: Kleine Einkäufe zu erledigen, Brötchen zu holen, einen Brief zur Post zu bringen.
Mit etwas Glück lieben Kinder diese verantwortungsvollen Tätigkeiten sogar und machen sich stolz mit Geldbörse und Einkaufskorb auf den Weg!
– Sich (und eventuelle Besucherkinder) alleine mit Getränken zu versorgen, sich bei kleinem Hunger alleine einen Apfel zu waschen, einen Joghurt aus dem Kühlschrank zu holen oder ein Brot zu schmieren
Kleiner Hunger oder Durst sollten in diesem Alter keine Gründe mehr sein, dass Eltern tagsüber alles stehen und liegen lassen und in die Küche schreiten müssen! Oder am Wochenende früher als unbedingt nötig das Bett verlassen.
– Verantwortung für eigenes Handeln zu übernehmen!
Wer sich mit dem Nachbarkind gestritten hat, sollte sich alleine – ohne Mama als Verstärkung – entschuldigen können.
Wer Saft umschüttet, sollte wissen, wo ein frischer Lappen zum Aufwischen zu finden ist.
Wer die Bügelperlen im Kinderzimmer ausgeschüttet hat, selbst zu Besen und Handfeger greifen können. Und wer Kekse oder Chips verkrümeln kann, kann die Krümel auch in den Mülleimer befördern.
Das alles sind keine unzumutbaren Tätigkeiten, die ein Kind mit etwas Übung nicht wunderbar meisten könnte – auch wenn der Nachwuchs gerne das Gegenteil behauptet.
– Geheimnisse zu hüten!
Es kommt das Alter, da wird nicht mehr alles mit den Eltern geteilt. Seien es geplante Geburtstagsüberraschungen, vertrauliche Informationen vom besten Freund, die nicht für Eltern-Ohren bestimmt sind, oder geheime Abmachungen mit der besten Freundin über Was-auch-immer.
Vertrauen Sie darauf, dass Geheimnisse im Kindesalter in den meisten Fällen harmloser Natur sind und dass Ihr Kind sich Ihnen anvertrauen wird, wenn es etwas Belastendes mit sich herumträgt, das eigentlich geheim bleiben sollte.
Löchern Sie Ihr Kind nicht mit ständigen Nachfragen, sondern lassen Sie Ihrem Kind seine – in diesem Alter meist schönen – Geheimnisse.
Gleichsam dürfen Sie von Ihrem Kind erwarten, dass nicht alles, was innerhalb der Familie gesagt und besprochen wird, an Freunde weiter erzählt wird.
– Mit Freunden draußen im vorgegebenen Radius zu spielen
Ständige Kontrolle ist für beide Seiten belastend und kann dem Kind das ungute Gefühl geben, dass ihm nicht vertraut wird, auch wenn Sie nur Gutes im Sinn haben und sich vergewissern wollen, dass alles in Ordnung ist.
… und was nicht:
Natürlich kann man nicht erwarten, dass Kinder alleine jedes Problem lösen!
Es kann Konflikte mit anderen Kindern oder in der Schule geben, die Kinder nicht alleine bewältigen können. Ein offenes Ohr – auch für die leisen Zwischentöne – sollte auch im noch so hektischen Familienalltag immer gewahrt bleiben.
Was man ebenso nicht erwarten kann: Perfektion. Auch größere Kinder sind keine kleinen Erwachsene und sehen die Dinge anders. Für sie ist der Saft ausreichend weggewischt, auch wenn die Tischplatte noch klebt, die Wäsche eingeräumt, wenn alles – wie auch immer – im Schrank liegt.
Und trotz aller guten Vorsätze kann es vorkommen, dass Kinder ganz ohne böse Absicht im Spiel mit anderen Kindern Raum und Zeit – sprich: den Blick auf die Uhr – vergessen.
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