Weihnachten, mal gar nicht so fröhlich: „Weihnachten mit lila Lametta“ von Sabine Ludwig

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Weihnachten mit lila Lametta“ – dieser Titel für ein Kinderbuch klingt doch erst einmal nach einer Geschichte, die von einem fröhlichen Fest unterm Tannenbaum erzählt, von einem festlich geschmückten Weihnachtszimmer, in dem die Christbaumkugeln einer prachtvoll in violett dekorierten Tanne im Kerzenschein glänzen.
Das klingt nach raschelndem Geschenkpapier bei der Bescherung, begleitet von verlockendem Duft von Weihnachtsbraten und Zimtsternen.

Auch das Titelbild des Taschenbuchs „Weihnachten mit lila Lametta“ widerspricht dem zunächst nicht: Zwei lächelnde Kinder zeigt es, in den Händen ein kleines Weihnachtsbäumchen und wehendes Lametta. Ungewöhnlich allerdings der Ort, an dem die beiden unterwegs sind… .

Passend dazu, dass hinter dem Titelbild eine eher ungewöhnliche – weil mal nicht rundum harmonisch und voll von ungetrübter Idylle – Weihnachtsgeschichte auf junge Leser wartet.
Denn dort in Berlin, wo die Geschichte rund um die zwei Kinder spielt, ist die Welt nach den Weihnachtstagen nicht ganz so, wie man sich es gerne vorstellen möchte: Glückliche Kindergesichter im blütenweißen, frisch gefallenen Schnee gibt es nicht.
Dafür zwei Kinder, jedes auf seine Art – trotz dass es sich im Kreise seiner Familie befindet – recht einsam, jedes bedrückt wegen nicht erfüllter Weihnachtserwartungen, sich in einer schwierigen Lebenssituation befindend.

Zum Inhalt von „Weihnachten mit lila Lametta“
Juli und August – zwei, die irgendwie zusammen gehören. Genauso wie die beiden Kinder mit diesen (abgekürzten) Namen, die sich kurz nach dem Weihnachtsfest in einem kalten, dunklen Treppenhaus im winterlich grauen Berlin begegnen.
Juli ist ganz neu in der Großstadt und sehnt sich zurück in ihre ländliche Idylle im Schwäbischen, wo die Großeltern nun ganz allein das Weihnachtsfest verbringen mussten.
August mag das neue Mädchen, wahrt aber Distanz. Wie soll er ihr sonst, im Falle einer beginnenden Freundschaft, verheimlichen, dass seine Mutter nicht die Mama ist, wie Kinder sie sich vermutlich wünschen, sondern eine Frau, die frustriert ist in ihrem schlecht bezahlten Job, die verbittert zurück blickt auf ein Leben voller nicht genutzter Chancen und geplatzter Lebensträume, die überfordert damit ist, zwei Kinder finanziell über die Runden zu bringen, die oft aus der Realität zu flüchten versucht?

Die Geschichte „Weihnachten mit Lila Lametta“ ist schon einige Jahre alt, aber sie ist eine zeitlose Geschichte, die praktisch jederzeit und überall spielen könnte.
Gerade jetzt in der Weihnachtszeit, in der der Wunsch nach Harmonie, nach glücklichen Momenten und Idylle besonders ausgeprägt ist, geht diese Geschichte jedoch besonders unter die Haut.

Ein Umzug kurz vor Weihnachten, der Bruch mit lieb gewonnenen Traditionen, der Verzicht auf liebe Menschen, die immer am Weihnachtsfest da waren – so ein Umzug ist zur Weihnachtszeit gewiss schmerzlicher als zu jedem anderen Zeitpunkt im Jahr.
Ein Junge, der die Trennung der Eltern verkraften muss, der so jung schon Verantwortung übernimmt für seine Mutter und Schwester, obwohl er selbst so viel Unterstützung bräuchte – das allein stimmt traurig. Als dann noch das von ihm erhoffte „Weihnachtswunder“ ausbleibt, ist es besonders bitter.

Dennoch ist „Weihnachten mit Lila Lametta“ keine rundum traurige Geschichte!
Freundschaft, Zuneigung, Hilfsbereitschaft, Verständnis und Familiensinn spielen große Rollen.
Und wo Menschen bereit sind, nicht die Augen füreinander zu verschließen, sondern aufeinander zuzugehen und sich zu helfen, bereit sind, sich ehrlich und tatkräftig zu unterstützen, da tun sich (fast) immer neue Wege auf – mitsamt einem Hoffnungsschimmer am Horizont.

Dies und das zum Buch
Weihnachten mit Lila Lametta“ von Autorin Sabine Ludwig ist unter der ISBN 978-3596805396 bei Fischer Schatzinsel erschienen und zum Preis von 6,90 € im Buchhandel erhältlich.
Mehr über das Buch auf den Internetseiten des S. Fischer Verlags.

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