„Dixit“ – ein Kartenspiel der ganz anderen Art

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Unser heutiger Spieletipp „Dixit“ ist so ganz anders als andere Gesellschaftsspiele. Es kommt beispielsweise ganz ohne Würfel aus und ohne Spielkarten, bei denen Punktewerte über Verlieren und Gewinnen entscheiden.
Es ist kein Spiel, bei dem nur Glück oder eine gute Taktik entscheiden können, und dennoch braucht man hier und da ein wenig Zufall und auch mal Glück, um am Ende als Gewinner da zu stehen.
Wovon man allerdings am meisten benötigt? Auf jeden Fall Fantasie und Kreativität, hier und da ein wenig Mut zum Risiko, ein sicheres Fingerspitzengefühl, wie viel man preisgeben darf, und ein feines psychologisches Gespür, um seine Mitspieler und deren Assoziationen zu einem Bild möglichst gut einschätzen zu können.

Hört sich kompliziert an? Ist es im Grunde gar nicht!

Spielverlauf/Beschreibung
Im Wesentlichen besteht das Spiel aus 84 recht großen Karten, die jede für sich ein bezauberndes, gezeichnetes Bild zeigen. Viele offenbaren ein Stück verkehrte Welt, viele scheinen sich einer bestimmten Jahreszeit zuordnen zu lassen. Wasser, Luft und Licht spielen oft eine Rolle, manche sind wahrlich verrückt, ziemlich düster, scheinen geradewegs einer verzauberten Märchenwelt oder einem unerklärlichen Traumszenario entsprungen zu sein.

Alle Spieler bekommen gleich viele dieser Bildkarten auf die Hand und betrachten sie verdeckt.
Der Startspieler („Erzähler“) wählt still für sich eine seiner Karten aus und gibt seinen Mitspielern etwas über das Bild auf dieser Karte preis.
Dies kann eine gesummte Melodie sein, die er mit dem Bild assoziiert, einige Adjektive, die die Karte beschreiben, ein abstrakter Hinweis wie „Winterfreude“ oder „Grenzenlose Weite“ oder „Das Bild ist in jeder Hinsicht verwirrend“, eine Redensart, die ihm spontan dazu einfällt, ein Gefühl, das ihn beim Betrachten der Karte beschleicht oder was auch immer.
Gestik, Mimik, Lautmalerei: Nichts ist verboten, alles ist erlaubt, also heißt es, der Fantasie freien Lauf zu lassen!

Hat der Spieler seine „Beschreibung“ geäußert, schauen alle anderen Spieler in ihre Handkarten und wählen ihrerseits verdeckt eine Karte daraus aus, die ebenfalls zum eben Gehörten oder Gesehenen passen könnte.
Diese Karten werden verdeckt an den Erzähler weiter gereicht, von ihm gemischt und anschließend in einer Reihe offen auf den Tisch gelegt.
Anschließend wird von allen Mitspielern (außer dem Erzähler natürlich) getippt: Welche Karte war wohl die des Erzählers?
Jeder Spieler darf einen (verdeckten) Tipp abgeben und wird für einen Treffer mit Punkten belohnt.

Nun wäre der Reiz des Spiels natürlich gering, wenn es das vorgegebene Ziel für den Erzähler wäre, alle auf die richtige Karte zu lenken oder alle seine Mitspieler mit schlechten Hinweisen gezielt in die Irre zu führen!
Der Haken von „Dixit“ ist aber eben die Punktevergabe:
War der Tipp des Erzählers zu eindeutig und alle Spieler liegen richtig, geht er selbst leer aus, während seine Mitspieler Punkte kassieren! Ebenso, wenn sein Tipp zu abstrakt war und keiner auf die richtige Karte getippt hat.

Ziel für den jeweiligen Erzähler muss es also stets sein, nur einen Teil der Mitspieler auf die richtige Fährte zu locken, den Hinweis aber so allgemein zu halten, dass nicht alle den richtigen Tipp abgeben.
Dies gelingt vielleicht leichter, wenn sich nicht alle Spieler untereinander gleich gut kennen, zum Beispiel nur zwei eine Erinnerung teilen, die die zwei unabhängig von den anderen Spielern mit einer Karte verbinden würden. Manchmal bleibt einem aber auch als Mitspieler nichts übrig, als zu raten, wenn beispielsweise alle Karten auf die Umschreibung passen. Und dort kommen dann Glück und Zufall ins Spiel.

Die Punkteverteilung hält verschiedene mögliche Fälle für die Abstimmergebnisse bereit, ist aber nach einmaligen Spielen schnell verstanden.
Sind alle Karten einmal ausgespielt, folgt die Schlusswertung. Wer bis dahin die meisten Punkte ergattern konnte, gewinnt.

Eindrücke
„Dixit“ ist ein ganz besonderes Spiel, das erst einmal durch seine liebevolle Gestaltung besticht, und darüber hinaus je nach Größe und Zusammensetzung der Spielerrunde immer wieder ein neues „Gesicht“ bekommen wird.
Es ist schon ein großer Unterschied, ob man mit eher sachlichen oder sehr fantasievollen, mit schüchternen oder extrovertierten, gut bekannten oder sich fremden Menschen spielt, mit Kindern oder Erwachsenen, mit Taktikern oder Menschen, die bevorzugt auf ihr Bauchgefühl hören.

Gemein ist aber jeder Runde: je mehr Spieler mitspielen, desto mehr Spaß macht es!
So muss man sich bei der Abstimmung beim Spiel zu dritt oder viert nur zwischen drei möglichen Karten entscheiden. Beim Spiel zu sechst sinkt die Chance auf nur noch 20%, die richtige Karte des Erzählers zu erwischen.

Schön ist auch das recht lockere Regelwerk – wer zuerst etwas zu einer seiner Handkarten erzählen/summen/singen/zitieren/darstellen möchte, darf beginnen – und noch einmal zu erwähnen sind die wirklich wunderschönen, recht großen, mit viel Liebe zum Detail und in herrlichen Farben gemalten Handkarten!

Fazit
„Dixit“ ist ein einfach ein geselliges Spiel, dessen Spiel- und Langzeitspaß im Grunde nur durch die Kreativität der Mitspieler Grenzen gesetzt ist, und das Jung und Alt wunderbar an einem Tisch zu bringen vermag.
Langweilig kann es eigentlich nie werden und je mehr Runden gespielt sind, desto fantasievoller und „mutiger“, auch mal ungewöhnliche Hinweise zu geben, können die Spieler werden.

Vielleicht ist „Dixit“ kein klassisches „Partyspiel“, das für sehr ausgelassene Stimmung sorgt, und auch kein Kartenspiel, bei dem es flott und laut zugeht. Und vielleicht ist das Spielprinzip auch nicht jedermanns Sache – aber einen Versuch, sich von „Dixit“ verzaubern zu lassen, ist es in jedem Fall wert!

Fakten zum Spiel und mehr
Autor des Spiels ist Jean-Louis Roubira, Illustratorin Marie Cardouat.
Erscheinen ist das Spiel im Verlag Libellud und wird in Deutschland von Asmodee vertrieben. Mehr Infos zum Spiel gibt es auf der zugehörigen Internetseite http://www.asmodee.de.

Prämiert ist das Gesellschaftsspiel für 3 bis 6 Spieler ab 8 Jahren mit dem Kritikerpreis „Spiel des Jahres“ (2010).

Wer noch mehr „Dixit“ haben möchte, findet im Spielwarenhandel „Dixit 2″ (84 neue Karten als Erweiterung zum Grundspiel) sowie „Dixit Odyssey“ (für 3 bis 12 Spieler).

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