Darf es ein bisschen mehr sein? Fernsehen in der kalten Jahreszeit

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Irgendwie kam die dunkle Zeit des Jahres dann doch wieder ganz plötzlich…
Wie eigentlich in jedem Jahr.
Was sich langsam andeutet, wenn morgens für den Schulweg wieder die Warnweste angezogen wird und abends früher das Licht angeschaltet werden muss, erfährt durch die Zeitumstellung am letzten Oktoberwochenende noch einmal einen gewaltigen Schub: Auf einmal ist es düster schon eine ganze Weile bevor es für Grundschulkinder Zeit ist zum Abendessen und Schlafengehen.

Besonders gemein ist dies natürlich, wenn das Wetter sich dem Kalender zum Trotz noch von seiner angenehm warmen Seite zeigt. Obwohl man noch so schön draußen spielen könnte, ist der Nachmittag „zu Ende“, das Spielen mit Freunden jäh unterbrochen „nur“ wegen der einsetzenden Dunkelheit.
Und dann? Macht sich drinnen vielleicht Langeweile breit.

Keine Frage: Dieser plötzlich veränderte Tagesrhythmus wird sich schnell einspielen.
Geplante Aktivitäten werden anders über den Tag verteilt.
Die frühe Dunkelheit wird dank der mit ihr verbundenen Gemütlichkeit doch wieder lieb gewonnen.

Bis es soweit ist, zeigt sich aber vielleicht – dramatisch ausgedrückt – bei Kindern so eine Art „innere Leere“, vor allem bei denen, die es gewohnt sind, bis nach Sonnenuntergang bei Wind und Wetter mit Freunden auf dem Bolzplatz, auf dem Spielplatz oder im eigenen Garten unterwegs zu sein.
Kann ich ein bisschen fernsehen?“, heißt es dann vielleicht, wenn Sohn oder Tochter im Haus nichts so recht mit sich anzufangen weiß.
Fernsehen? Am helllichten Tag?“, fragt man sich da womöglich als Eltern, obwohl das mit dem „helllichten“ ja eben nicht mehr zutrifft.
Nein!“, mag man da vielleicht spontan reagieren.
Aber mal kurz nachgedacht:

Sind die Hausaufgaben erledigt?
Hatte das Kind bereits Gelegenheit, sich draußen auszutoben und mit Freunden zu spielen?
Hat es schon gewissenhaft auf seinem Instrument geübt oder andere Hobbys gepflegt?
Steht nichts mehr bis zum Abendessen auf dem Plan?
Dann spricht doch eigentlich auch nichts dagegen?

Natürlich soll der Fernseher – ebenso wie Tablet, Smartphone und Co. – nie als „Kindersitter“ herhalten.
Gedaddelt und auf irgendwelche Displays gestarrt wird gefühlt ohnehin schon mehr als genug und man muss realistisch sehen, dass man es nicht alleine in der Hand hat, den Medienkonsum des eigenen Kindes zu kontrollieren.
Spätestens, wenn Schulkameraden ein Smartphone besitzen und der Nachwuchs Freunde besucht, weiß man doch nie wirklich so genau, ob die Kinder gemeinsam draußen Räuberhöhlen bauen oder sich drinnen gegenseitig aus dem Witzebuch vorlesen oder ob vier Augen gebannt das Geschehen auf dem Fernsehbildschirm oder dem Tablet verfolgen.

Vielleicht darf es dennoch im Winter ein wenig fernsehen mehr sein?
Fernsehen muss schließlich keine vertrödelte Zeit bedeuten.
Es gibt im laufenden Fernsehprogramm sehr pädagogisch wertvolle Sendungen speziell für Kinder, wunderbare, altersgerechte Filme und schöne Dokus, die dem Nachwuchs unsere faszinierende Welt näher bringen.
Es ist toll, wenn Kinder ein wenig Wissen mitnehmen und ihren Horizont erweitern können, denn beim Fernsehen sind sie in der Regel sehr aufmerksam bei der Sache.

Natürlich ebenso beliebt: Reine Unterhaltungssendungen, die garantiert Gesprächsstoff für den Schulhof bieten.
Bevor Sie diese konsequent verbieten, machen Sie sich vielleicht vorab mal ein Bild, was kleine Zuschauer dort erwartet, und entscheiden Sie dann konsequent, ob Ihr Kind diese sehen soll oder nicht.

Dem Kind zuliebe – auch, wenn es das selbst anders sieht – sollten außerdem rund ums Jahr folgende Regeln gelten:

– Schauen Sie mit Ihrem Kind gemeinsam fern
Nicht nur, dass sich Fragen ergeben können, auf die Kinder alleine keine Antworten finden.
Nach dem gemeinsamen Fernsehen können Sie auch über das Gesehene sprechen und Fernsehen so zum gemeinschaftlichen Erlebnis machen.
Darüber hinaus sind viele Kinder selbst im Grundschulalter noch sehr verschmust und nutzen einfach die Zeit als Kuschelzeit auf dem Sofa mit Mama oder Papa.

– Mit Freunden wird anderes gespielt!
Und in der Regel nicht gedaddelt und ferngesehen.

– Entscheiden Sie gemeinsam über das Gesehene
und legen Sie Regeln dazu fest.
Wie viele Folgen der Serie auf der DVD dürfen beispielsweise angeschaut werden?
Erklärt sich das Kind einverstanden, danach ohne zu murren den Fernseher auszumachen und nicht noch auf das Folgeprogramm zu quengeln?

– Die Fernsehzeit wird angerechnet auf die Zeit mit Smartphone oder Konsole
Hier ein wenig online spielen, dort „mal eben“ übers Smartphone kommunizieren und dann noch ein bisschen fernsehen?
Da kommt schnell einiges an Zeit zusammen.
Vereinbaren Sie mit dem Kind eine tägliche Höchstdauer der Mediennutzung und seien Sie konsequent, denn von allein legt kaum ein Grundschulkind Smartphone oder Konsole aus der Hand.

Aber: Wenn im Sommer (fast) nie oder ganz selten die Flimmerkiste läuft, das Smartphone ohnehin noch kein Thema ist und das Spielen an der Konsole die Ausnahme im Alltag darstellt, gehen im Winter vielleicht auch mal etwas mehr als die etwa 45 Minuten bis 60 Minuten am Tag in Ordnung, die ansonsten sicherlich eine generell sinnvolle Maximalempfehlung für Kinder im Grundschulalter darstellen.

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