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Freundschaften finden und pflegen – Darauf dürfen Eltern den Nachwuchs getrost hinweisen, wenn das Kontaktknüpfen schwer fällt (Fortsetzung)

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Ob auf dem Fußballplatz, im neuen Kindergarten oder am ersten Tag in der neuen Schulklasse. Manches kindliche Verhalten kommt unter Gleichaltrigen gar nicht gut an! Und mag eine lang gehegte und gepflegte Freundschaft manche Marotte oder schlechte Angewohnheit auch aushalten. Beim Kennenlernen und Knüpfen neuer Bande kann sie zuverlässig neue Freundschaften im Keim ersticken.

Vorgestern gab es den ersten Teil mit sechs Verhaltensweisen, die das Vertiefen neuer Bekanntschaften effektiv verhindern können. Heute geht es weiter mit der Fortsetzung zum Thema „Was unter Kindern gar nicht gut ankommt! Dieses Verhalten kann Freundschaften im Wege stehen.“

7. Sich aufdrängen!

Es ist für Kinder eigentlich immer schön, nachmittags Freunde zu treffen. Aber es kann auch gut sein, sie mal nicht zu treffen. Dann nämlich, wenn anderes auf dem Programm steht. Regelmäßige Hobbys beispielsweise. Oder Unternehmungen mit der Familie, wie das allwöchentliche späte, ausgedehnte Sonntagsfrühstück. Klingelt der Freunde dennoch partout jeden Sonntag in der Früh? Oder dann, wenn er genau weiß, dass man gerade erst aus der Schule gekommen ist? Dann nervt das ungemein! Auch wenn sicherlich nicht immer eine böse Absicht dahinter steckt.

Halten Sie Ihr Kind in solchen Momenten guten Gewissens zurück. Denn zu einer Freundschaft gehört auch, die Gewohnheiten des anderes zu kennen und auf diese Rücksicht zu nehmen.

8. Den Schatten spielen!

Jeder findet es toll, wenn man ihn bewundert! Aber wenn die neue Freundin einem plötzlich auf Schritt und Tritt folgt? Wenn sie ständig die eigene Nähe sucht und einem gar nicht mehr von der Seite weicht? Immer bewundernd zu einem aufblickt und wirklich alles toll findet, das man macht? Gar bald den eigenen Klamottenstil imitiert und ihren Musikgeschmack dem eigenen anpasst? Dann wird es einerseits langweilig und andererseits anstrengend!

Ermutigen Sie Ihr Kind, sich treu zu bleiben, auch wenn in der neuen Schule einiges anders ist. Denn Geschmäcker sind verschieden und Individualität zu zeigen steht hoch im Kurs. Und macht einen Menschen allemal interessanter als stets mit der Masse zu schwimmen.

9. Ständig den Clown mimen!

Es gibt nichts Schöneres als Freunde, mit denen gemeinsam man herzhaft lachen und Blödsinn machen kann. Freundschaft bedeutet aber auch, sich bei jemandem ernst genommen zu fühlen, jemandem Geheimnisse anvertrauen zu können. Wer hingegen über alles Witze macht, scheinbar nichts und niemanden ernst nimmt? Wer immer darauf bedacht scheint, die Lacher um jeden Preis auf seiner Seite zu haben? Den mögen viele beneiden und bewundern. Ob man ihn jedoch als echten Freund für alle Lebenslagen sieht? Das steht wahrlich auf einem anderen Blatt!

Sagen Sie Ihrem Kind, wenn Sie seine Scherze als unangemessen, gar verletzend empfinden. Wenn doch immer alle lachen, kommt es womöglich gar nicht auf die Idee, dass dies der Fall sein könnte.

10. Den Beleidigten spielen, wenn etwas nicht nach dem eigenen Willen geht!

Manche Kinder sehen sich gerne in der Bestimmerrolle. Da braucht es gute Freunde, die dies akzeptieren. Und die gelassen hinnehmen, dass das gemeinsame Spielen dann am besten läuft, wenn sie als Klügere stets nachgeben. Richtig anstrengend wird es jedoch, wenn der kleine Bestimmer mal nicht seinen Willen bekommt und dann beleidigt abrauscht.
Auch wenn er dann meint, damit einen imposanten Auftritt hingelegt zu haben. Die anderen werden ihm vermutlich keine Träne nachweinen und – endlich! – mal in Ruhe das tun, worauf sie Lust haben. Kurz und gut: Wer in neuen Freundschaften immer das Kommando übernehmen will, erlebt vermutlich früher oder später ein böses Erwachen.

Ermutigen Sie Ihr Kind daher, Rückgrat zu zeigen. Über sich selbst zu lachen, wenn es sich wie eine peinliche, beleidigte Leberwurst aufgeführt hat. Und erhobenen Hauptes zurück zu gehen, anstatt sich in die Schmoll-Ecke zu verziehen. Denn wer dazu neigt, ist als Gast zum Spielen und zu Kindergeburtstagen eher nicht gerne gesehen. Schließlich trübt solches Verhalten jeden vergnüglichen Nachmittag und verdirbt jede Partystimmung.

11. Zwischen den Stühlen sitzen!

Wer neu in eine Schulklasse kommt, hat es nicht immer leicht. Zwar finden generell vermutlich erst einmal alle den Neuzugang interessant. Doch für welche Clique soll man sich da entscheiden, wenn alle um die eigene Aufmerksamkeit buhlen?

Raten Sie Ihrem Kind, bei Unsicherheit stets auf sein Bauchgefühl zu vertrauen. Und besser erst einmal abzuwarten und still zu beobachten, anstatt sich gleich am Anfang zu sehr einspannen zu lassen. Denn wer sich heute dieser Clique anschließt und morgen der anderen, steht im schlimmsten Fall bald alleine da.

12. Sich verstellen!

Für Kinder ist es sicherlich ein spannender, aber nicht unbedingt angenehmer Moment, sich in einer neuen Schulklasse vorstellen zu müssen. Da hat jeder Mitschüler, jeder Lehrer vollstes Verständnis, wenn das Kind Unsicherheit, gar Angst zeigt. Aber gleich am ersten Tag Schwäche zu zeigen? Das behagt manch einem Kind sicherlich ganz und gar nicht!

Ermutigen Sie Ihr Kind, seine Unsicherheit zu zeigen. Und nicht den coolen Helden zu spielen, an dem solche Situationen förmlich abperlen. Neue in der Klasse sind schließlich per se immer interessant. Kinder reißen sich darum, die ersten zu sein, die mit dem Neuen sprechen, spielen, sich verabreden. Und sie werden jedes neue Kind in der Klasse gerne – im wahrsten Sinne – an die Hand nehmen. Vor allem, wenn dieses sich aufrichtig darüber freut, anstatt vermeintlich cool Unterstützung dankend abzulehnen.

Erinnern Sie Ihr Kind generell immer an die bewährte Devise: Ehrlich währt am längsten! Jeder Mensch hat Stärken, die er zeigen darf. Aber sich dabei bitte selbst nicht über den grünen Klee loben und auf dem Boden der Tatsachen bleiben!
Jeder Mensch hat aber auch Schwächen – und die darf man zugeben! Wer Angst vor Spinnen hat, muss nicht den Helden spielen, wenn innerlich der Schweiß ausbricht. Wer etwas nicht kann, nicht weiß, nicht kennt, kann dies zugeben und dann lernen, erfahren, kennen lernen. Alles gemeinsam anzugehen, auch dafür sind schließlich Freunde da!

Bildquelle: © bigstock.com/ romrodinka

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