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Kein Buch mit sieben Siegeln! So lernen Kinder die Uhr lesen

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Vor rund einer Woche haben wir uns in einem Beitrag einem unscheinbaren, wenn auch ungemein praktischen Helferlein im Kinderzimmer gewidmet.
Dem Wecker nämlich, ohne den womöglich manches Klassenzimmer am frühen Morgen schlecht besucht wäre.
Und der nicht nur Jung, sondern auch Älter verlässlich verrät, was die Stunde geschlagen hat.

Sofern „Jung“ denn bereits in der Lage ist, die Uhrzeit abzulesen.
Für Erwachsene mag dies selbstverständlich und die leichteste Übung sein.
Für Kinder heißt es jedoch, diese Fähigkeit erst einmal zu lernen.

Viele Zeitangaben – ob auf Wecker oder Smartphone – kommen heute in der Regel zwar digital daher.
Das analoge Ziffernblatt bildet hingegen immer öfter die Ausnahme.
Aber braucht es das Ablesen der Uhrzeit, die mittels Zeigern angegeben wird, daher nicht mehr? Kommt einer wichtigen Fähigkeit im Alltagsleben damit immer weniger Bedeutung zu?

Mag sein. Aber ganz ohne geht es (derzeit) eben doch noch nicht! Jede Uhr ablesen zu können, ist daher nach wie vor etwas, das jedes Kind beherrschen sollte. Spätestens im Grundschulalter – ob die Uhr nun Thema im Mathematikunterricht ist oder nicht.

Doch warum so lange warten?
Lernen können und wollen viele Kinder das mit der Uhrzeit schon früher. Und als Eltern sollte man neugierige Fragen dazu geduldig beantworten. Auch wenn das auf den ersten Blick gar nicht so einfach erscheint… .

Was es braucht, um dem Nachwuchs die Bedeutung von Ziffern und Zeigern zu erläutern? Geduld, Fantasie, das richtige „Handwerkszeug“ – und vielleicht unsere heutigen Denkanstöße.

Schritt 1: Den Sinn für Zeit schulen

Auf die Uhr zu gucken, um pünktlich irgendwo zu erscheinen, ist das Normalste und Alltäglichste der Welt. Leben Sie dies Ihrem Kind vor! Erwähnen Sie Zeitspannen in einfachen Sätzen, damit Kinder ein Gespür dafür bekommen, wie viel fünf Minuten sind oder eine Viertelstunde. Auch wenn Kinder noch keine Vorstellung davon haben, was sich hinter diesem und jenem Begriff verbirgt. Dass es mit Zeit zu tun hat und wie die Begriffe heißen, geht doch ins Gedächtnis über.

„Der Kuchen braucht eine Stunde im Ofen.“
„Die Fernsehsendung beginnt in fünf Minuten.“
„Heute vor einer Woche warst du auf dem Geburtstag.“

Solche Sätze kann man sooft und selbstverständlich fallen lassen. Da muss man das Thema „Zeit“ gar nicht explizit zu einem Gesprächsthema machen.

Schritt 2: Die „Basics“ fantasievoll vermitteln

„Der Tag hat 24 Stunden.“ „Der kleine Zeiger geht zweimal ganz herum, bis wieder dieselbe Uhrzeit erreicht ist wie im Moment.“ Packen Sie solche Fakten in einfache Sätze. Und veranschaulichen Sie diese idealerweise mit einer Lernuhr. Erklären Sie Ihrem Kind, warum es 12 Stunden auf der Uhr sieht, der Tag aber doch 24 Stunden hat. Welche Funktion kleiner und großer Zeiger haben. Warum zwei Zeiger an derselben Stellen unterschiedliches bedeuten. Zum Beispiel „1 Uhr“ (kleiner Zeiger) – und gleichzeitig „fünf Minuten nach“ (großer Zeiger). Seien Sie kreativ und nutzen Sie einprägsame Bilder. Das Ziffernblatt als Pizza mit 12 Stücken, von der ein Viertel „weg“ ist, wenn der Zeiger auf der 3 steht. Denken Sie immer daran: Für Erwachsene ist alles so selbstverständlich. Für Kinder ist es anfangs jedoch verwirrend. Daher: Lassen Sie Ihr Kind Sie Löcher in den Bauch fragen! An seinen Fragen erkennen Sie, was es bereits verstanden hat. Und was noch nicht.

Schritt 3: Minuten und Stunden? Zeit mit mehreren Sinnen begreifen!

Kinder wollen erfahrungsgemäß vieles anfassen. Sie scheinen nicht nur mit den Augen zu gucken, sondern auch mit den Händen. So ist es gut und wichtig, wenn sie auch Ziffernblatt und Zeiger anfassen dürfen. Denn so können sie die Uhrzeit im wahrsten Sinne „begreifen“ und „erfassen“ können.

Aus Pappe kann man für diesen Zweck eine Lernuhr basteln. 
Dazu einfach einen Kreis aus stabilem Karton ausschneiden und zwei Zeiger mittels Musterklammer in der Mitte befestigen. Die Beschriftung mit den Zahlen kann man dann gleich zusammen mit dem Kind vornehmen. Erläutern Sie, wo der Zeiger welche Stunde anzeigt. Und dass auf dem Ziffernblatt jede Zahl quasi doppelt belegt ist.

Eine Lernuhr, bei der sich die Zeiger im richtigen Verhältnis zueinander bewegen, ist natürlich genauer.
Und darüber hinaus bieten manche Modelle noch weitere Funktionen. Kinder können beispielsweise die Uhrzeiten herausnehmen und wieder richtig herein puzzeln.

Wer eine Lernuhr kauft, sollte eine wählen, deren Design sich auf das Wesentliche beschränkt.
Bunte Bilder, Comichelden – sie lenken in dem Fall nur unnötig ab!

Wie man Uhrzeit noch erfahren kann? 
Zählen Sie gemeinsam die Sekunden einer tickenden Uhr! Versuchen Sie, die Sekunden zu zählen, bis der Sekundenzeiger einmal herumgewandert ist! Die neugewonnene Erkenntnis prägt sich viel besser ein als wenn man dem Kind einfach sagt: „60 Sekunden sind es!“ Begreifen ist die Voraussetzung, damit das Gelernte ins Langzeitgedächtnis übergeht. Stupides Auswendiglernen wird beim Thema Uhrzeit deutlich langsamer zum Ziel führen.

Schritt 4: Eine Geheimsprache entschlüsseln

„Viertel nach sieben“, „halb neun“, „fünf vor halb“ – was bedeutet all das?
Wie bereits angedeutet, eignet sich dafür die Vorstellung eines Ziffernblatts als Torte oder Pizza. Mittels passend zurecht geschnittenem Papier können Sie ein Viertel, eine Hälfte, drei Viertel davon abdecken. Und Ihr Kind wird schnell den Bogen raus haben, was es mit der „Geheimsprache“ der Erwachsenen auf sich hat.

Denken Sie sich kleine Geschichten aus, in denen Uhrzeiten vorkommen. Und lassen Sie Ihr Kind diese auf der Uhr einstellen. Oder auf einer ausgedruckten Uhr einzeichnen. So sehen Sie, was es sich bereits gemerkt hat.

Schritt 5: Im Alltag die Uhrzeit üben

Schenken Sie Ihrem Kind eine Uhr mit Ziffernblatt. Und Ihr Sohn oder Ihre Tochter ist zukünftig der oder die „Beauftragte“ für die Zeitauskunft! Ihr Kind wird stolz sein, wenn Sie es unterwegs im Supermarkt oder im Auto nach der Zeit fragen! Und Gelerntes übt es so nebenbei, dass es rasch zur Selbstverständlichkeit wird.

Bildquelle: © bigstock.com/ Sabdiz

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