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„Muss das wirklich sein?“ – Weihnachtswünsche kritisch hinterfragen

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Wann ist denn bei Ihnen „Einsendeschluss“ oder „Abgabefrist“ für die Weihnachtswunschzettel? Am Nikolaustag vielleicht oder gar später? Oder haben Sie (auch) gerne früh eine Übersicht, welche Ausgaben und Herausforderungen Sie zum kommenden Fest erwarten? Und das Christkind holt die Wunschzettel daher schon in der Nacht zum 1. Dezember ab? Dient gar Sankt Martin zuvor als himmlischer Wunschzettelbote?

Wie dem auch sei: Es gibt wohl kein Kind, das einen völlig leeren Wunschzettel abgeben wird. Irgendeinen Wunsch gibt es doch immer. Und nicht selten mehr als genug, beflügelt von Werbung und vom Bummel durch Kaufhäuser oder Spielzeuggeschäfte.

Kleine Kinder, kleine Wünsche…,

Viele bescheidene Wünsche darunter dürften leicht zu erfüllen sein, vor allem, solange der Nachwuchs noch klein ist. Dann stehen vielleicht Kuscheltiere und Puppenoutfits, ein Hörbuch oder Zubehör für Kaufmannsladen oder Ritterburg auf der Liste. Andere Wünsche können aber auch in jungen Jahren schon nicht „mal eben so“ Wirklichkeit werden. Warum, dürfte auf der Hand liegen.

Weil sie schlichtweg unerfüllbar sind – wie das eigene Pony. Da gute Gründe dagegen sprechen – wie gegen ein Haustier, wenn es die Umstände nun mal nicht erlauben. Weil sie schlichtweg den finanziellen Rahmen sprengen – wie vielleicht das Elektrofahrzeug im kleinen Format. Oder weil einen als Eltern das sichere Bauchgefühl plagt, dass dieser oder jener Wunsch garantierte eine „Eintagsfliege“ ist. Gesehen, haben wollen, bekommen – und nach kürzester Zeit langweilig, out, uninteressant?

… aber nicht jeder Wunsch ist gleich Befehl!

Keine Frage: Wunschzettel sind eine sehr süße, Angelegenheit, wenn Kinder noch klein sind. Für den Nachwuchs sind sie der Schlüssel zum Glück, der Weihnachtswunder wahr machen kann. Sie zu schreiben und „abzuschicken“, das ist der Start in eine besondere Zeit des Hoffens und Banges. Und entsprechend sind das Verfassen Bemalen, Bekleben, Verzieren desselben bedeutende Angelegenheiten, die es sehr ehrfürchtig zu erledigen gilt.

Wer möchte da ein Kind enttäuschen, dass so viel Zeit, Mühe und Geduld investiert hat?
Vermutlich niemand. Und dennoch muss es erlaubt und möglich sein, den einen oder anderen Wunsch durchaus kritisch zu hinterfragen! Bei aller Freude, Herzenswünsche zu erfüllen, geht es letztlich schließlich fast immer um Geld. Geld, das man womöglich deutlich besser investieren könnte als in Wünsche, die nicht wirklich das Herz erfreuen. Auch wenn es gelegentlich eine große Freude sein mag, Dinge zu kaufen, die nicht pädagogisch wertvoll oder ungemein nützlich sind… .

Wenn Wünsche nicht überzeugen können

Sind Weihnachtswünsche, so sehr sie auch von Herzen kommen, nicht erfüllbar? Dann gilt es, dem Nachwuchs die unschöne Wahrheit schonend beizubringen. Und das möglichst früh, damit die Ernüchterung nicht erst unterm Tannenbaum kommt und dann Tränen fließen!

Sind sie „nur“ fragwürdig? Dann sollte man sie auch durchaus hinterfragen, ansprechen und dem Kind die Möglichkeit geben, noch mal neu zu überlegen. Wohl jeder dürfte schließlich diese Kinderwünsche kennen, bei denen man als Eltern automatisch einen gewissen Widerwillen verspürt, sie zu erfüllen. Weil das ohnehin bereits gut gefüllte Kinderzimmer dann endgültig vor Spielzeugbergen überquellen würde. Weil schon gefühlt 100 Stofftiere auf Regalen verstauben und deshalb nicht noch das 101. dazu kommen muss. Oder weil, dass sehr ähnliches doch schon vorhanden ist. Nicht so neu, vielleicht nicht ganz so toll wie die aktuelle Ausgabe, aber ebenso funktional. Typische Beispiele dafür? Ritterburgen, Piratenschiffe, Fußbälle. Nun mag eine zweite Ritterburg im Kinderzimmer ja durchaus noch ihre Berechtigung haben. Schließlich lässt sich zu zweit prima damit und gegeneinander spielen. Aber eine dritte? Eine vierte gar? Nur weil die im aktuellen Katalog noch größer, noch cooler, noch nagelneu ist?

Stellt sich – natürlich nur aus Elternsicht – die Frage nach Sinn und Unsinn eines Wunsches, dann

  • fragen Sie Ihr Kind, was beispielsweise die besagte, potentiell neue Ritterburg hat, was die vorhandene nicht hat. Ist es nur der Reiz des Neuen, der schnell verpufft sein kann? Dann fällt Ihrem Kind vielleicht doch etwas ein, das es sich stattdessen lieber wünscht.
    erläutern Sie Ihr Kind Ihren Standpunkt.
  • Beispielsweise, dass die gefühlten 100 Stofftiere im kleinen Kinderzimmer mehr als genug sind. Muss es jedoch unbedingt der knuddelige Teddy aus dem Spielwarenkatalog sein? Dann kann man als guten Kompromiss eventuell gemeinsam andere Kuscheltiere aussortieren, die nicht mehr wirklich gefragt sind.
  • geben Sie Ihrem Kind die Chance, dessen Langzeitspaßfaktor selbst herauszufinden.
    Statt nach wenigen Unterrichtsstunden gleich ein mehr oder weniger teures Musikinstrument zu kaufen, kann man vielleicht eines leihen? Gleich ein Abo oder eine Dauerkarte für Zeitschriften oder Veranstaltungen schenken? Stattdessen kann womöglich erst einmal einige Male unverbindlich „geschnuppert“ werden?
  • führen Sie die Konsequenzen dessen ehrlich vor Augen. Und/oder schlagen Sie kostengünstige Alternativen vor.
    Keine Frage: Kinder und vor allem Jugendliche sind markenaffin. Je älter sie werden, desto genauer wissen sie, welche Marken hip und angesagt sind. Ein günstigeres Produkt könnte jedoch qualitativ durchaus mit dem teureren mithalten? Das wird der Nachwuchs mitunter gar nicht gern hören. Und sich davon erst recht nicht überzeugen lassen. Für ihn kommt vermutlich dennoch nur das mit wohlklingendem Namen infrage! Aber gilt das auch noch, wenn das bedeutet, wirklich nur ein Päckchen unterm Tannenbaum zu finden? Heiligabend lediglich die eine teure Jeans zu bekommen anstatt zwei günstigere? Lassen Sie Ihr Kind einfach doch noch mal drüber nachdenken, ob dieses oder jenes Statussymbol wirklich sein muss. Oder ob es nicht auch mal ganz cool sein kann, sich dem Markenwahn bewusst zu verweigern. Und damit ein Statement der Vernunft zu setzen!

Bildquelle: © bigstock.com/ YakobchukOlena

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