Es gibt viele gute Gründe, die dafür sprechen, dass ein Kind gelegentlich – aus Sicht vieler Kinder am liebsten so häufig wie möglich! – beim besten Kindergartenfreund oder der liebsten Schulfreundin übernachtet!
Denn auswärts zu übernachten
- schafft Selbstvertrauen: Wer in jungen Jahren bereits seinen Radius erweitert, früh erkennt, dass es nicht immer das eigene Bett, das eigene Badezimmer oder der eigene Frühstückstisch sein muss, um sich rundum wohl zu fühlen, tut sich vielleicht auch später als ausgewachsener „Weltenbummler“ leichter?
- fördert das Organisationstalent und die Selbstständigkeit. Vor der ersten Auswärtsübernachtung herrscht noch große Aufregung, damit ja nichts vergessen wird. Nach wenigen Malen haben die Kinder schon Routine und wissen, was mit muss für den Abend, die Nacht und den nächsten Morgen.
- erweitert den Horizont : Andere Speisen auf dem Abendbrottisch, andere Gute-Nacht-Geschichten, auch Kleinigkeiten wie eine andere Zahnpasta oder ein anderer nächtlicher Ausblick auf die nur tagsüber vertraute Straße schaffen neue Ein- und Ausblicke und können aus Kindersicht ungeheuer spannend sein.
- vertieft die Freundschaft. Wenn Verabredungen im stressigen Alltag zwischen Ganztagsschule und Hobbys nur sehr sporadisch möglich sind und dann meist draußen gemeinsam getobt wird, kann die gemeinsame Übernachtung ganz neue Facetten des besten Freundes zeigen: Endlich ist einmal Zeit, in Ruhe seine Stickersammlung zu durchblättern, sein Bücherregal zu durchforsten, selbst gemalte Bilder zu bewundern, die CD-Sammlung zu durchstöbern etc. .
Man sieht: Es gibt gute Argumente dafür, den eigenen Kindern es zu ermöglichen, bei Freunden zu übernachten.
Der Wunsch nach einem Gegenbesuch im eigenen Zuhause wird dann nicht lange auf sich warten lassen. Und Ihre Kinder werden verwundert sein, wenn Sie die Euphorie Ihres Nachwuchs’ über diese Idee vielleicht nicht spontan teilen.
Statt dessen kommt Ihrerseits vielleicht ein „Aber, …“
„… das Wochenende als Familie ist uns heilig!“
Im Schlafanzug zu frühstücken, wie man es sonst auch tut, während „fremde“ Kinder mit am Tisch sitzen, das kann einem zu Recht unangenehm sein.
Hinzu kommt: Ist der beste Freund oder die beste Freundin über Nacht da, werden die Kinder mit großer Wahrscheinlichkeit früher wach sein als sonst und es beim Spielen nach dem Aufwachen mit der Rücksicht auf andere vielleicht nicht so genau nehmen. Dann ist es nix mehr mit Ausschlafen am Samstag oder Sonntag…
Wenn Sie die Übernachtung erlauben, können Sie natürlich erwarten, dass die Kinder sich dem Familienrhythmus anpassen, schließlich ist es auch Ihr wohlverdientes Wochenende.
Stellen Sie Regeln auf, damit die Kinder nicht im Unklaren sind, bis wann morgens die Devise „Zimmerlautstärke bitte!“ heißt.
„… das Ganze ist so kompliziert!“
Gemeinsam übernachten? Schon wenn die Kinder diesen Wunsch äußern, regt sich vielleicht Ihr Widerwillen?
Verständlich: Für die Kinder ist es eine unkomplizierte Angelegenheit, für Eltern hingegen durchaus mit Aufwand verbunden.
Wo schläft das Besucherkind? Vielleicht muss eine Matratze von A nach B getragen werden, ein Bett für eine Nacht komplett bezogen und am nächsten Morgen wieder abgezogen werden?
Wem das zu viel ist, darf die Übernachtungsquote guten Gewissens gering halten.
Wer seinen Kindern die Freude dennoch so häufig wie möglich gönnen möchte, kann überlegen, wie sich die Dinge sehr vereinfachen lassen. So kann das Besucherkind zum Beispiel sein eigenes, bereits bezogenes Bettzeug und ein eigenes Handtuch mitbringen.
„… an Schlaf ist dann nicht zu denken!“
Selbst wenn es die vertraute Freundin ist: Die Situation, abends zusammen zu sein, länger wach bleiben zu dürfen, einen Film gemeinsam zu schauen ist nicht alltäglich. Aufgekratzte Kinder, die kaum in den Schlaf finden, sind dann eher die Regel als die Ausnahme.
Von jetzt auf gleich kommt kein Kind zur Ruhe, läuten Sie daher rechtzeitig das Zubettgehen ein. Zum Beispiel mit einer vorgelesenen Geschichte, einer CD oder DVD, aber bitte mit nichts, was den Schlaf später rauben können!
Kinder sind sehr verschieden! Was das eigene Kind locker an Grusel und Abenteuer „wegsteckt“ – vielleicht die böse Hexe von „Hänsel und Gretel“ – , kann dem anderen eine schlaflose Nacht bereiten.
Vielleicht kann das Besucherkind eine CD zum Anhören oder eine DVD mitbringen? So gehen sie auf Nummer Sicher: Dem Besucherkind ist der Inhalt bereits vertraut und damit hat es gleich ein Stückchen Vertrautes von zu Hause dabei.
Ihr Kind bekommt dafür vielleicht etwas Neues zu sehen oder zu hören, das es noch nicht kannte.
Besser früh einstellen oder gleich unterbinden: Wildes Toben, Cola und Süßigkeiten, die Kinder so richtig aufdrehen lassen können.
Auch zu schweres, spätes, kräftig gewürztes Essen, das anschließend schwer im Magen liegt und/oder für nächtlichen Durst sorgt, ist nicht gerade förderlich für erholsamen Schlaf.
„…dann ist der nächste Tag „im Eimer“?
Wer einmal den Tag mit einem übernächtigten Kind verbringen musste, wird sein Einverständnis zum Übernachten im Nachhinein verflucht haben.
Da hilft nur eins: Wenn schlechte Laune am nächsten Tag praktisch jedes Mal dazu gehört und nachhaltig die Wochenendstimmung der ganzen Familie verdirbt, ist gemeinsames Übernachten vorläufig nicht mehr „drin“.
„…das Heimweh könnte kleine Übernachtungsgäste plagen?“
Heimweh ist oft mit der Angst vor dem Unbekannten verbunden.
Schaffen Sie daher eine Umgebung, in der das Besucherkind sich wohl und geborgen fühlt, und lassen Sie keine seiner Fragen offen.
Zeigen Sie ihm Lichtschalter, die im Dunkeln vielleicht nur schwer zu entdecken sind, und gehen Sie auf seine Gewohnheiten ein, indem Sie vielleicht ein kleines Nachtlicht brennen, die Tür zum Flur geöffnet oder die Rollladen einen Spalt offen lassen.
Lassen Sie die Kinder selbst ihr Bett einrichten, wie es ihnen gefällt, auch wenn vor lauter Kissen und Stofftieren scheins kein Platz mehr zum Schlafen bleibt.
Wenn Ihr Kind umgekehrt woanders übernachtet, freuen sich mit ihm auf dieses Abenteuer, aber bewerten Sie es nicht über! Auch wenn es für das Kind eine große Sache ist, das erste Mal außer Haus zu schlafen, sollten Eltern nicht zu viel „Buhei“ drum machen.
Keine langen Abschiedsszenen, keine akribische Detailplanung aller möglicherweise eintretender „Notfälle“!
Führen Sie sich vor Augen: Genauso wie ein Besucherkind bei Ihnen in den Besten Händen ist, ist es Ihr Kind umgekehrt ganz sicher auch bei der „Gastfamilie“, die ja eben so erfahren im Umgang mit Kindern ist und für jede Eventualität oder gar ein Problem die richtigen Worte und eine Lösung finden wird.
Und wenn sich das Heimweh dennoch einstellt?
Abends mit dem besten Freund eine DVD anschauen, Chips naschen, lange noch im Dunkeln flüstern und kichern – alles schön und gut und lustig. Wenn im Haus alles still und dunkel ist, kann sich beim übernachtenden Kind dennoch ein Gefühl von Heimweh einstellen.
In dieser Situation ist Ihr Fingerspitzen- und Bauchgefühl gefragt. Anstatt gleich die Eltern des Besucherkinds aus dem Bett zu telefonieren, versuchen Sie Abhilfe zu schaffen. Tun Sie Ängste nicht ab, sondern gehen Sie der Ursache von ungewohnten Geräuschen und Schatten auf den Grund.
Vermitteln Sie beiden Kindern, dass Heimweh etwas ganz normales ist. Vielleicht kann Ihr Kind eine Erfahrung erzählen, die es selbst diesbezüglich schon erlebt hat?
Manchmal reicht schon das Einschalten eines zusätzlichen Nachtlichts, das unheimliche Dunkelheit vertreiben kann, oder ein ganz leise angestelltes Hörspiel, das die ungewohnten Geräusche im Haus weniger bedrohlich erscheinen und das Kind wieder sanft in den Schlaf finden lässt.
Nicht nur, um den anderen Eltern ihre Nachtruhe zu gönnen, sollte Abholen-lassen die letzte Option sein! Das Kind selber wird die abgebrochene Übernachtung als Misserfolg verbuchen, sich am nächsten Morgen vielleicht für sein Heimweh schämen und den nächsten Übernachtungsversuch vielleicht lange hinausschieben, um sich ein weiteres Frust-Erlebnis dieser Art zu ersparen.
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