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Und plötzlich wird es ruhig im Haus… – Wenn die Kinder nach der Schule das Nest verlassen

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Jede Mama, jeder Papa weiß, dass er irgendwann kommt. Der Moment, in dem sich der Nachwuchs mit gepackten Umzugskisten in die Welt aufmacht. Quasi seit das Kind geboren ist, steht fest, dass es eines Tages so weit ist. Und dennoch kann der Abschied dann plötzlich recht überraschend erfolgen!

Denn es lässt sich eben nicht alles im Leben planen. Unverhofft kommt vielleicht doch noch die Zusage für den Studienplatz weit entfernt von zu Hause. Dann heißt es womöglich, sich von einem Tag auf den anderen um eine Wohnung für Sohn oder Tochter zu bemühen. Dazu gilt es allerhand Formalitäten zu regeln, den Umzug zu organisieren. Und die Zeit scheint in all dem Trubel schneller denn je zu vergehen, sodass plötzlich schon der Abschiedstag gekommen ist.

Richtig bewusst, dass sich etwas Gravierendes auch im eigenen Leben ändern wird, wird Eltern im Zuge dessen bereits vorher. Wenn der Nachwuchs beginnt, Kindheitserinnerungen auszusortieren. Anfängt, sein Hab und Gut in Kisten und Kartons zu packen, sodass plötzlich Lücken im Regel klaffen. Das schmerzt sicherlich so manches Mutter- und Vaterherz. Führt es Eltern schließlich unmissverständlich vor Augen, dass ein bedeutender, prägender Lebensabschnitt zu Ende geht. Die Zeit nämlich, in der das Kind immer da war. In der es jeden Tag mit am Esstisch saß, nachts in seinem Kinderzimmer schlief. Und mit einem lauten Hallo von Schule, Hobbys und Verabredungen nach Hause kam.

Bloß nicht alles schwarz sehen!

Mit diesem Ende kann man hadern und trauern über die schönen gemeinsamen Jahre, die unwiederbringlich vorbei sind. Man sollte aber bei allem – verständlichen – leisen Kummer auch die positiven Aspekte nicht verachten! Jedes Ende ist schließlich auch ein neuer Anfang. Und ein wenig Vorfreude ist daher durchaus gerechtfertigt und angebracht, wenn man genau hinschaut! Warum?

1.) Man hat künftig weniger Arbeit!

Weniger Geschirr, kleinere Wäscheberge, weniger schmutzige Schuhe, die durchs Haus laufen. Das merkt man durchaus!

2.) Man hat künftig mehr Zeit für sich und seine Interessen!

3.) Man trägt künftig weniger Verantwortung!

Hier einen Arzttermin vereinbaren, dort das Kind an die bevorstehende Klassenarbeit erinnern. Künftig ist der Nachwuchs allein verantwortlich für seine Verpflichtungen und Termine.

4.) Man hat künftig mehr Platz!

Zwar „darf“ und soll das flügge gewordene Kind einen Teil seines Kleiderschranks weiter nutzen. Und es muss nicht sein gesamtes Hab und Gut mit in die Studentenbude nehmen. Aber man muss das Kinderzimmer auch nicht zu einem Museum machen und alles aufbewahren und unverändert lassen! Woran nicht einmal mehr das Herz des Kindes hängt, darf jetzt weg.

Bücher und Kleidung sind vielerorts als Spende eigentlich immer gerne genommen. Es sei denn, man hat Lust und Zeit, einen Flohmarktstand zu organisieren oder Kleinanzeigen im Internet zu schalten.

Schulsachen, Postkarten, Kisten voller Kleinkram wie Kinderohrringe, Muscheln und Glitzerstifte hingegen? Die können ein letztes Mal gesichtet werden und dann sicherlich zum größten Teil weichen. Das ist eine Befreiung nicht nur für Eltern, wenn Ballast aus dem Haus verschwindet. Auch Kinder sehen es erfahrungsgemäß meist als ein positives Zeichen von Aufbruch, sich von „Kindheitskram“ zu trennen.

Ganz so leicht fällt die Trennung aber vielleicht doch nicht? Dann sollte man den Nachwuchs nicht drängen. Eventuell braucht er etwas Zeit. Und so lange stört die eine andere Kiste im Regal sicherlich nicht und vieles darf noch beim Alten bleiben.

Gleichzeitig muss man als Eltern nicht scheuen, den freigewordenen Raum für sich zu nutzen. Vielleicht erfüllt sich damit der Wunsch vom eigenen Arbeitszimmer oder Hobbyraum. Und zwar so, wie man es sich vorstellt! Renovieren bringt einerseits frischen Wind und lenkt andererseits ab vom Kummer übers leere Nest!

Also: Runter mit der alten Tapete, frische Farbe an die Wand, vielleicht nun Parkett statt Teppichboden! Schmeißt man dann noch das Kinderbett raus und ersetzt es durch ein schickes Sofa mit Schlaffunktion? Dann freut sich der Nachwuchs sicherlich über das neue Ambiente, in dem er künftig logieren darf.

Vor dem Auszug: Rücklagen schaffen!

Apropos Renovierung und Schlafsofa: Rechnen Sie mit so einigen Ausgaben, wenn Sohn oder Tochter flügge wird! Und beginnen Sie rechtzeitig damit, ein wenig Geld dafür beiseite zu legen. So muss man manch einen Wunsch zum Start ins neue Leben nicht auf die lange Bank schieben.

Denn zum Einen kostet ein Umzug selbst quasi immer Geld. Der Vermieter verlangt womöglich eine Kaution. Und in jedem WG-Zimmer, in jeder Wohnung gibt es andererseits einiges zu tun, bevor sich ein Zuhause-Gefühl einstellt.

Die Zeiten der klassischen Aussteuer sind dabei lange vorbei. Daher braucht der Nachwuchs sicherlich einige Gegenstände des täglichen Lebens von Handtüchern über Staubsauger bis hin zu Geschirr und Besteck. Er braucht neues Bettzeug, wenn das alte zu Hause bleibt. Vielleicht ein Plissee fürs Fenster. Eine Küchenwaage und ein Rührgerät, wenn er auch im neuen Heim gerne Kuchen backen möchte.

Das alles waren natürlich jetzt nur Beispiele. Vielleicht kann Sohn oder Tochter gar das eine oder andere aus dem elterlichen Haushalt mitnehmen. Aber man sieht: So ein Neustart bedeutet immer Kosten und viele Wünsche auf einmal.

Und nach dem Auszug? Unterstützen, sich interessieren, aber nicht erdrücken mit Sorge und Fürsorge…

Je nachdem, wie weit es den Nachwuchs in die Ferne zieht, kommt er künftig öfter oder seltener nach Hause. Doch Entfernung ist heute zum Glück kein Hindernis mehr dabei, am Leben des anderen teilhaben zu können.

Lassen Sie Sohn oder Tochter jedoch stets die Initiative ergreifen, sich zu melden. Während das elterliche Leben seinen gewohnten Gang weitergeht, steht beim Nachwuchs schließlich einiges an! Er muss sich in einer neuen Umgebung zurecht finden. Er muss Uni und Freizeitmöglichkeiten erkunden, neue Menschen kennenlernen, sich in seinen neuen vier Wänden einrichten.

Da braucht es wahrlich keine Eltern, die minutiös und ausführlichst über alle Geschehnisse im Bilde sein wollen. Freuen Sie sich vielmehr auf Wochenendbesuche, an denen es nur so aus Ihrem Kind heraussprudeln wird. Und es Ihnen spannende Geschichten begleitet von Fotos auf dem Handy präsentiert!

Fragen Sie natürlich ab und an, ob alles gut läuft, ob vielleicht ein wenig Unterstützung oder eine Finanzspritze willkommen ist. Gehen Sie zusammen shoppen, wenn das Studentenbudget zu knapp ist für die neue Winterjacke und die passenden Schuhe. Und freuen Sie sich ansonsten einfach, dass Ihr Kind so groß, so selbstständig ist, anstatt es mit Ihren Sorgen („Isst du auch immer vernünftig?“, „Ist der Weg mit dem Fahrrad zur Uni im Großstadtverkehr nicht sehr gefährlich?“) zu belasten oder gar zu belästigen.

Die eigenen Kinder mögen zwar immer die eigenen Kinder bleiben. Aber sie sind auch Erwachsene, die sich in dieser Phase des Lebens gerne beweisen möchten.

… und bitte keine zu hohen Erwartungen stellen!

Zu guter Letzt: Seien Sie nicht enttäuscht, wenn der Nachwuchs dem Wiedersehen nicht denselben Stellenwert bemisst wie Sie. Sie backen Kuchen, kaufen für die Zubereitung von Lieblingsgerichten ein, beziehen sein Bett frisch? Und das Kind kommt nach Hause, lädt schmutzige Wäsche ab und verkündet beiläufig, dass es noch mit Schulfreunden verabredet ist? Ganz normal! Und sicherlich nicht böse gemeint! So sind Kinder eben. Und aus Sicht der Eltern bleiben sie eben ein Leben lang Kinder.

Bildquelle: © bigstock.com/ dimanikin

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