Zugegeben: Handgestricktes hatte eine ganze Weile lang vielleicht nicht das allerbeste Image. Denn vieles entstand da einst mit Herzblut mühevoll in stundenlanger Arbeit auf Stricknadeln aus Wolle. Doch nicht alles erfreute auch das Herz. Wessen Lebensalter heute mit einer „4“ beginnt, der mag sich noch gut erinnern an jene 80er-Strickpullover gigantischen Ausmaßes. Dezenz dabei in Sachen Farbgestaltung? Fehlanzeige! Und so lassen sie sich auf Kindergartengruppenfotos aus dieser Zeit nicht übersehen und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit irgendwo entdecken. Gestrickte Pullover, aber auch Kleidchen und damals sehr trendige Pullunder mit Herzchen, Bärchen oder anderen Tiermotiven.
Blättert man weiter im Fotoalbum, dann findet man auch sie auf Winterfotos: Handgestrickte Accessoires aus Wolle. Diese wärmten zwar, wenn man sie trug. Aber sie kratzen so sehr, dass man ebendies lieber vermied. Vor allem die ungemein praktische, aber ebenso ungeliebte „Schalmütze“. Und diese schien wahrlich omnipräsent. Schließlich gehörte sie in den (gefühlt) schneereicheren Wintern der eigenen Kindheit so selbstverständlich dazu wie Schlitten und Schneemann.
Nun ist diese Zeit längst vergangen. Strick ist voll im Trend. Das zeigen unter anderem die aktuell häufig beim Discounter erhältlichen Stricksets passend zu jeder Jahreszeit. Strick ist schick, einzigartig und bietet ungeahnte Möglichkeiten, das zu schaffen, was man nicht kaufen kann. Das Stricken selbst ist überdies eine Art der Freizeitgestaltung, die entspannt und entschleunigt in hektischen Zeiten. Und die im Gegensatz zu vielen anderen Zeitvertreiben an Tablet und Smartphone letztendlich zu handfesten Ergebnisse führt. Ergebnisse, auf die man – ungeachtet aller Bescheidenheit – stolz sein kann!
Zu guter Letzt bedeutet Strick heutzutage eben nicht mehr kratzige Schals und maschengewordene Langeweile aus Grau in Grau! Strick ist bequem und vielseitig, casual wie elegant, individuell und zeugt von Kreativität, Geduld, Geschick. Und Vorurteile wie die folgenden gegen handgestrickte Socken sollten daher endgültig aus der Welt geräumt sein!
1. Vorurteil: Handgestrickte Socken sind sooo spießig!
Stimmt nicht! Früher mag es vielleicht so gewesen sein, dass Enkel handgestrickte Socken als ungeliebte Geschenke von Omas bekamen. Präsente, für die man sich höflich bedankte – und die dann auf ewig im Schrank verschwanden. Doch diese Zeiten sollten doch längst vorbei sein. Warme, komfortable Socken sind bei kaltem Wetter einfach eine Wohltat. Draußen sowieso, aber auch drinnen dürfen sie nicht fehlen. Sie sind Ausdruck purer Gemütlichkeit. In handgestrickten Socken Gästen die Tür zu öffnen suggeriert: „Kommt rein, macht es euch gemütlich, fühlt euch wie zu Hause!“. Da steht es jedem frei, sich auf dem Sofa kuschelig einzurichten, die Füße hochzulegen, die Wohnlichkeit zu genießen. Winter, Kerzenschein, Schokolade, ein Glas Rotwein mit der besten Freundin und warme Füßen dank handgestrickter Socken. Schöner kann ein Herbst- oder Winterabend doch kaum sein!
2. Vorurteil: Handgestrickte Socken sind sooo langweilig!
Wer das denkt, sollte sich einmal umschauen, was das Wollgeschäft des Vertrauens oder der Onlinehandel so zu bieten hat. Kurz und gut zusammengefasst: In Sachen Sockenwolle gibt es heutzutage praktisch nichts, was es nicht gibt. Wolle mit Farbverläufen lassen beim Stricken Muster in Trendfarben entstehen. Und das, ohne dass man später viele Fäden vernähen muss. Unifarbene Socken im Gute-Laune-Lieblingsfarbton halten im Alltag die Füße mollig warm. Oder eben in zeitlosem wie zurückhaltendem Schwarz oder in der breiten Palette von Blau- oder Grautönen. Und in transparenten Gummistiefeln werden bunte Ringelsocken bei Regenwetter zu echten Hinguckern!
3. Vorurteil: Handgestrickte Socken kratzen fürchterlich!
Das Argument mag früher mal gegolten haben als Socken noch aus purer Wolle waren. Auf handgestrickte Socken aus modernen Garnen (häufig: Schurwolle + Polyamid) trifft dies aber garantiert nicht mehr zu! Sie sind per se weich und kratzen mitnichten auf der Haut. Und das umso mehr, wenn man die Socken mit der übrigen Wäsche im Wäschetrockner trocknen kann. Womit wir gleich beim letzten Vorurteil angekommen sind:
4. Vorurteil: Handgestrickte Socken sind doch so aufwändig zu pflegen!
Hört man „Wolle“, denkt man sogleich an Handwäsche? Oder zumindest an den schonendsten Waschgang der Waschmaschine für besonders empfindliche Teile? Die womöglich stets wochenlang im Wäschekorb liegen, bis man endlich genug für eine Waschladung beisammen hat. Und sind diese schließlich endlich mit speziellem Waschmittel gewaschen? Dann müssen sie behutsam ausgebreitet stundenlang auf der Leine trocknen. Um sie dann einmal zu tragen – und sie danach wieder lange auf den nächsten Waschgang warten zu lassen.
Für Socken aus modernen Strickgarnen trifft das aber nicht mehr (unbedingt) zu. Die Pflegehinweise des Herstellers auf dem Etikett verraten es indes. Es gibt Sockengarne, die durchaus die 40°C in der Waschmaschine problemlos überstehen. Und das natürlich ohne zu verfilzen, einzulaufen oder auszubleichen. Für viele ist sogar das Trocknen im Wäschetrockner explizit „erlaubt“. Und so können Socken praktisch permanent im Einsatz sein und viele Jahre Freude machen. Denn bis handgestrickte Socken irgendwann „dünn“ und „labbrig“ werden durchs Waschen und Tragen, das dauert lange. Sehr lange! Und daher ist jedes Paar handgestrickter Socken nicht nur ein Geschenk, das kurzzeitig das Herz erfreut. Sondern auch eins, das den Beschenkten jahrelang gut durchs Leben tragen kann.
Lust bekommen aufs Sockenstricken zum Selbertragen oder Verschenken? Hier im Blog gibt es viele Anleitungen, Ideen und vieles mehr unter dem Stichwort „Selbstgestrickte Socken“.
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