„Guck mal da! Der Osterhase!“, werden viele Kinder in diesen Tagen glücklich rufen! Nämlich dann, wenn sie einen Hasen übers Feld hoppeln sehen.
„Der Osterhase bringt die bunten Eier und versteckt in der Nacht auf Ostersonntag für alle Kinder Süßigkeiten in den Gärten“.
Mit diesem schönen Brauchtum sind die meisten der heutigen Eltern groß geworden. Und viele haben es für ihre Kinder aufrechterhalten.
Kindergartenkinder glauben in der Regel noch ohne zu hinterfragen an den Osterhasen. Bei Grundschulkindern wächst jedoch der Zweifel an die Fähigkeiten eines vermeintlich einzelnen Hasen!
Wie soll ein einfacher Hase es schaffen, Millionen von Eiern zu färben und zu verteilen?
Wo bekommt er die Süßigkeiten überhaupt her?
Woher kennt er den Titel des gewünschten Buches ohne Wunschzettel?
Und wie kommt er nachts in den dritten Stock, wo kein Garten vorhanden ist?
Viele Eltern reagieren unsicher, wenn sie merken, dass das Kind an der Existenz des Osterhasen zu zweifeln beginnt. Vielleicht fühlt sich das Kind von den Eltern hintergangen, wenn es erfährt, dass im Grunde alles nur geschwindelt war? Wenn es merkt, dass es stimmt, was in der Schule die Runde macht? Nämlich: „Den Osterhasen gibt es gar nicht! Und die Eier verstecken Mama und Papa!“
Der richtige Moment für die Wahrheit?
Mit der Wahrheit über den Osterhasen geht zudem auch ein schöner und wichtiger Abschnitt der Kindheit zu Ende. Das Kind ist plötzlich ein ganzes Stück „erwachsener“, wenn es das Wissen über den vermeintlichen Osterhasen mit den Eltern teilt. Vielleicht sogar gegenüber jüngeren Geschwistern? Kein Wunder, dass Eltern deshalb den „Moment der Wahrheit” scheuen!
Bei aller Sentimentalität sollten Eltern bei direkten Nachfragen ihre Kinder jedoch nicht anlügen.
Das siebenjährige Kind zweifelt deutlich sichtbar an der Existenz des Osterhasen? Es fragt frei heraus: „Den Osterhasen gibt’s doch gar nicht, oder?“.
Dann sollten Eltern nicht mehr versuchen, das Kind vom Gegenteil zu überzeugen.
Das wäre ein Vertrauensbruch, den das Kind zu Recht später verübeln würde.
Ein fünfjähriges Kind, das fest an den Osterhasen glaubt, sagt beim Mittagessen nach dem Kindergarten hingegen vielleicht „Du, der Max hat gesagt, dass es den Osterhasen gar nicht gibt!“.
Wenn das Kind nicht weiter nachfragt, kann man es guten Gewissens mit einem „Na so was!“ in seinem Glauben lassen.
Fragt es weiter und bringt vielleicht sogar gute Argumente hervor, warum es den Osterhasen nicht geben kann? Dann ist Fingerspitzengefühl und eine gute Einschätzung des eigenen Kindes gefragt.
Ist es sehr traurig, wenn es erfährt, dass es den Osterhasen nicht gibt?
Ist es noch zu früh, ihm den Glaube an den Osterhasen zu nehmen? Damit schließlich auch eine schöne Illusion und ein Stück kindlicher Phantasie?
Möchte man es dem Kind lieber selber sagen oder riskieren, dass es die Wahrheit an anderer Stelle weniger schonend erfährt?
In jedem Fall sind direkte Lügen auch gegenüber kleineren Kindern zu vermeiden!
Kommt Zeit, kommt Erkenntnis
Solange Kinder nicht offen zweifeln und gezielt fragen, brauchen Eltern das Thema von sich aus nicht anzuschneiden.
Letztlich finden alle Kinder früher oder später allein heraus, dass es den Osterhasen nicht geben kann. Und dann werden sie nicht viele Worte über ihr neu errungenes Wissen verlieren.
Böse darüber, dass die Eltern ihnen jahrelang etwas „vorgemacht“ haben? Dann sind später wohl die allerwenigsten!
Eher froh und dankbar dafür, dass Mutter und Vater ihnen eine zauberhafte Kindheit geschenkt haben! Mit genügend Platz für Träumerei und Tradition und Zeit für schöne Geschichten.
Und auch ohne Osterhasen: Große und kleine Kinder werden sich weiterhin auf Ostern freuen. Und noch lange Zeit Spaß an der Eiersuche haben.
Wer die kleinen Wünsche erfüllt und Schokolade zwischen den Sträuchern im Garten versteckt? Das spielt letzten Endes doch eine untergeordnete Rolle.
Schließlich nimmt auch noch so mancher Erwachsene gerne und ohne Widerspruch ein Präsent an, das ihm mit dem Satz „Guck mal, was der Osterhase gebracht hat“ überreicht wird….
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