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Das erste Taschengeld: Feste Summen, klare Regeln

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Für Kinder ist es etwas ganz Besonderes, wenn sie das erste Mal über eigenes Geld verfügen dürfen. Das bietet ganz neue Möglichkeiten, das schafft neue Freiheiten. Doch nicht nur die Annehmlichkeiten für den Nachwuchs sprechen dafür, das Thema „Taschengeld“ spätestens im Grundschulalter aufs Tapet zu bringen.

Ihre Wünsche werden vielfältiger, konkreter, wenn Kinder älter werden. Allerlei entdecken sie beim Einkaufsbummel in Geschäften und Schaufenstern. Und natürlich weckt auch Werbung im Fernsehen, in Apps und im Internet Begehrlichkeiten. Da kann man es ihnen selbstredend nicht verübeln, dass sie vieles haben möchten. Ohne sich großartig Gedanken darüber zu machen, was die Welt kostet. Und was Eltern so alles an Anstrengungen unternehmen, damit überhaupt regelmäßig Geld ins Haus kommt. Geld, von dem das meiste für Kinderaugen „unsichtbar“ wieder „verschwindet“. Kleidung, Lebensmittel, das Auto vor der Tür – das alles kann man schließlich sehen. Verborgen bleiben dem Nachwuchs dagegen die Ausgaben für Miete, Nebenkosten und Versicherungen, die allmonatlich vom Konto abgehen. Für Rücklagen für Urlaube, Reparaturen und schlechte Zeiten.

Doch egal, wie viel vom Familieneinkommen am Monatsende unterm Strich übrig bleibt. Es ist nie verkehrt, Kinder frühzeitig für den Wert des Geldes zu sensibilisieren. Und dafür sind kleine Summen Taschengeld der erste, sinnvolle Schritt.

Garantiert spricht der Nachwuchs dieses Thema ohnehin spätestens dann an, sobald seine Schulzeit begonnen hat. Denn ganz gewiss gibt es im Freundeskreis und in der Schulklasse Kinder, die kleine Kiosk- oder Eisdielen-Einkäufe tätigen. Das dürfte für die meisten anderen Gleichaltrigen so attraktiv und nachahmenswert sein, dass ihre Bitte um Taschengeld laut wird. Und sie ihre Eltern damit vor Fragen stehen, auf die diese vorbereitet sein sollten.

Wie organisiert man das mit dem Taschengeld? Wie viel soll es sein? Welche „Spielregeln“ sollten gelten? Wie schafft man es, das Geld regelmäßig und passend auszuzahlen?

Wie behandelt man Geschwisterkinder in puncto Taschengeld dauerhaft fair?

Bekommt das stolze Grundschulkind sein erstes Taschengeld? Dann wird womöglich das jüngere Geschwisterchen hellhörig. Denn seine Sicht der Dinge dürfte die Folgende sein. Bekommt das eine Kind in der Familie Taschengeld, dann das andere doch wohl auch! Alles andere wäre doch unfair! Verständlich aus der Sicht des jüngeren Kindes. Unfair hingegen für das ältere Kind, wenn es selbst in jüngeren Jahren noch kein Taschengeld bekam.

Nun könnte man es sich einfach machen und um des lieben Friedens willen dem jüngeren Kind eine kleinere Summe zugestehen. Eine fairere Lösung hingegen ist es, den Beginn des „Taschengeldalters“ für alle gleich festzusetzen. Und danach die Taschengeldhöhe stets an das Alter des Kindes zu koppeln.

Wie viel soll es am Anfang sein?

Beginnen könnte man beispielsweise mit 50 Cent pro Woche im letzten Kindergartenjahr zum fünften Geburtstag. Diese Summe kann man dann rund um die Einschulung zum sechsten Geburtstag auf einen Euro wöchentlich erhöhen. Und auch zu jedem weiteren Geburtstag danach kann eine kleine Erhöhung winken, beispielsweise um einen Euro pro Woche.

So bekäme der Siebenjährige 2 Euro pro Woche oder etwa 10 Euro pro Monat. Der Achtjährige dürfte sich bereits über 3 Euro die Woche oder 12,50 Euro im Monat freuen. Und zum Ende der Grundschulzeit läge das Taschengeld bei 4 Euro in der Woche oder – abgerundet – 15 Euro pro Monat.

Das sind Summen, mit denen Kinder im jeweiligen Lebensalter auch tatsächlich etwas anfangen können. Denn der Sinn des Taschengeldes sollte ja nicht primär sein, einen kleinen Sparfuchs zu erziehen, der akribisch jeden Cent hortet. Vielmehr sollten Kinder dank ihres eigenen Geldes die Chance bekommen, sich in der sinnvollen „Verwaltung“ dessen zu üben.

„Ist der Preis für dieses und jenes berechtigt? Wo bekomme ich dasselbe womöglich günstiger?“
„Wofür gebe ich mein Geld gerne aus? Wofür mit „Bauchschmerzen“, weil ich mich womöglich später ärgere?“
„Wofür lohnt es sich zu sparen? Und wie lange muss ich vermutlich sparen, wo auf anderes verzichten, um mir einen Wunsch zu erfüllen?“

Das sind Fragen, die sich wohl jeder stellt, der nicht gerade im Geld schwimmt. Und es schadet nicht, wenn Kinder bereits lernen, diese für sich zu beantworten. Umso besser stehen vermutlich später ihre Chancen, stets souverän, mit gutem Gefühl und sinnvoller Kalkulation durch ihr Finanzleben zu kommen.

Das Taschengeld wöchentlich oder monatlich auszahlen? Was ist sinnvoller und welche praktischen Aspekte sollte man beachten?

Wöchentlich oder monatlich? Beides ist möglich und jedes hat seine Vor- und Nachteile. Doch wie man es konkret handhabt, sollte man primär vom Charakter des Kindes abhängig machen.

Ein Kind Typ „Pfennigfuchser durch und durch“ hält sein Geld mit Wonne akribisch zusammen. Und lässt sich auch von einer großen Summe auf einen Schlag zum Monatsanfang sicherlich nicht zu unüberlegten Spontankäufen verleiten. Wandert ohnehin fast alles in die Spardose, kann man gar überlegen, das Taschengeld monatlich aufs Sparbuch zu überweisen. Das macht per Dauerauftrag keinerlei Umstände. Und wenn das Kind doch einen Wunsch hat, ist das Geld schnell und unkompliziert verfügbar.

In anderen Fällen kann es sinnvoll sein, das Taschengeld wöchentlich auszuzahlen. Denn manch ein Kind neigt dazu, im „Kaufrausch“ gleich in den ersten Monatstagen große Summen auf den Kopf zu hauen. Und steht dann vielen Wochen Durststrecke gegenüber, bis ihm das nächste Mal Bargeld entgegen lacht.

Das ist in mehrfacher Hinsicht frustrierend. Einerseits vermittelt Ebbe im Portemonnaie nie ein gutes Gefühl. Andererseits kann es persönliches Versagen bedeuten, es nicht geschafft zu haben, sich das Geld wie geplant sinnvoll einzuteilen. Da ist die regelmäßige, kleinere Finanzspritze die deutlich sichere Bank.

Doch was, wenn der Nachwuchs einen größeren Wunsch hat, für das er das Taschengeld mehrerer Wochen investieren muss? Den er sich mit einem Monatstaschengeld gleich erfüllen könnte? Dann ist eben mal gewissenhaftes Sparen angesagt. Das gibt ganz nebenbei die Chance, einige Nächte über den angedachten Kauf nachzudenken. Und ihn vielleicht auch wieder zu verwerfen, wenn er plötzlich angesichts der rigiden Sparmaßnahmen nicht mehr dringlich erscheint.

Kommt das Kind mit beiden Varianten gut klar? Dann sollte man den praktischen Aspekt berücksichtigen. Bei mehreren Kindern jede Woche eine bestimmte Summe passend in bar parat zu haben, ist eine Herausforderung. Und bei einer monatlichen Auszahlung fällt es deutlich leichter, die Übersicht zu behalten.

Wie schafft man es, an die regelmäßige Auszahlung zu denken und stets das Geld passend parat zu haben?

Wer mehr als ein, zwei, drei Kinder hat, der sollte sich wahrlich Gedanken darüber machen. Vor allem in Zeiten, in denen bargeldloses Bezahlen an Beliebtheit gewinnt. Denn durch dieses sind Kleingeldmengen im Portemonnaie, die man fürs Taschengeld sammeln kann, häufig Ausnahme anstatt Regel. Eine Lösung kann sein, eine „Kleingelddose“ aufzustellen, in die konsequent sämtliches Wechselgeld wandert. So hat man – hoffentlich – stets ausreichend Münzen für Taschengeld der Kinder zur Hand.

Und wie klappt es mit der Übersicht? Im Alltag kann es schließlich schnell passieren, dass Eltern und Kinder das Taschengeld mal vergessen. Oder sich plötzlich uneinig sind, ob es in der vergangenen Woche eine Auszahlung gab oder nicht.

Dagegen kann man man sich vorbeugend beispielsweise eine Tabelle ausdrucken, in der alle Kinder und Daten der Taschengeldauszahlungen vermerkt sind. Händigt man das Taschengeld aus, hakt man einfach ab. So haben doppelte oder vergessene Taschengelder quasi keine Chance.

Wofür sollen Kinder ihr Taschengeld verwenden?

Vorneweg: Damit Kinder den Umgang mit Geld lernen können, sollten sie über ihr Taschengeld frei verfügen können. Anfangs stehen dabei ganz klar „Lustkäufe“ im Vordergrund. Das besagte Eis hier, die Kinderzeitschrift dort. Kaum verlangen kann man hingegen, dass Grundschulkinder schon selbstständig für ihre Schulsachen sorgen. Selbst wenn man ihnen dazu ein entsprechendes Extra-Budget zur Verfügung stellt.

Erst später, im Teenie-Alter sollte man solche durchaus sinnvollen Regelungen treffen. Regeln, die Eltern entlasten und die für die Kinder mehr Verantwortung bedeuten. Zusätzlich zum Taschengeld kann man dafür monatlich eine Summe vereinbaren, von der der Teenager dann eigenständig Kleidung oder Schuhe kauft. Einigen kann man sich natürlich auch darauf, dass der Nachwuchs sich um Stifte, Hefte, Schulbücher und Co. kümmert. Auch diese Ausgaben sollten selbstredend nicht vom eigentlichen Taschengeld abgehen.

Was tun, wenn das Taschengeld ständig „herumfliegt“?

Es ist wirklich ein Ärgernis. Man zahlt seinem Kind das Taschengeld in bar aus, akribisch abgezählt aus sorgsam gesammelten Münzen. Und am nächsten Tag liegen diese oder gar Scheine achtlos im Kinderzimmer verstreut herum. Auf dem Schreibtisch, im Regal, unterm Bett. Und im schlimmsten Fall ist das Geld plötzlich verschwunden, wenn Sohn oder Tochter einen Besuch der nahe gelegenen Eisdiele plant.

Irgendwie mag es dann zwar beruhigend sein, dass das Kind offensichtlich ein entspanntes, sorgloses Verhältnis zum Geld pflegt. Denn wer sparen muss, hält sein Vermögen garantiert umsichtiger beisammen. Aber dass Geld verloren geht, gar im Staubsauger oder der Waschmaschine landet, das darf natürlich nicht sein!

Darum ist es natürlich gut und wichtig, dass Kinder einen festen Platz für ihr Barvermögen bekommen. Bei Kleineren kann dies die klassische Spardose sein. Größere hingegen tragen gerne einen Teil ihres Geldes im Portemonnaie bei sich. Denn so eine richtige Geldbörse, wie Mama und Papa sie auch nutzen, ist natürlich eine sehr erwachsene und coole Sache.

Doch Geld spazieren zu führen, um hier und da vielleicht auch ein bisschen angeben zu können, ist keine gute Idee. Das Portemonnaie kann beim Bolzen aus der Hosentasche fallen. Im schlimmsten Fall langen andere Kinder zu, wenn die Geldbörse unbeaufsichtigt in der Sporttasche oder im Ranzen liegt. Das ist eine bittere Erfahrung. Aber zum Glück eine, die man sicher verhindern kann. Indem man das Kind frühzeitig anhält, nie mehr Geld als nötig bei sich zu tragen. Und den Rest bitte zu Hause an einem sicheren Ort zu lassen! Und sei es in einem leeren Marmeladenglas im Regal, wenn es die Spardose zu kindisch findet.

Was, wenn das Kind sein Taschengeld offensichtlich „verplempert“?

Generell gilt zunächst wohl festzustellen: „Verplempern“ ist eine rein subjektive Bewertung. Manch ein Mann empfindet es als Inbegriff der Verschwendung, wenn der Schuhschrank der Dame des Hauses überquillt. Und wenn trotz allem dann noch ein weiteres Paar ins Haus kommt. Die Schuhkäuferin hingegen wird diesen Kauf natürlich als sinnvoll und gut erachten… .

Was „richtig“ und „wichtig“ und „notwendig“ ist, liegt eben immer im Auge des Betrachters. Und Eltern sollten diesbezüglich stets viel Toleranz walten lassen. Niemand möchte schließlich, dass man ihm in finanzielle Dinge hinein redet. Kinder ebenso wenig wie Erwachsene.

Natürlich schmerzt es zu sehen, dass Kinder ihr Geld für „Kram“ ausgeben. Für quietschbunte Kaugummis, die nur kurzes Vergnügen bereiten. Für günstige Plastikspielzeuge mit absehbar kurzer Lebensdauer. Aber wenn es das kleine Herz erfreut, sollte man sich mit entsprechenden Kommentaren zurückhalten. Jedes Kind lernt – hoffentlich – aus Fehlern und wächst dabei früher oder später sicherlich zu einem kritischen Konsumenten heran. Einem Konsumenten, den eigene Erfahrungen nachhaltiger überzeugen als jede elterliche Überredungskunst dies vermag.

Bildquelle: © bigstock.com/ Zwiebackesser

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