Manchmal bringt der Nachwuchs einem schier zum Verzweifeln. Beziehungsweise lässt einen ratlos zurück. Irgendwo zwischen der Hoffnung „In seinem eigenen Chaos findet das Kind sich schon zurecht“ einerseits. Und der Erkenntnis „So kann doch kein Mensch vernünftig arbeiten!“ andererseits.
Die Rede ist dabei heute speziell von Schulsachen und allem, was dazu gehört. Vom – mehr oder weniger in Ordnung gehaltenen – Ranzen oder Schulrucksack. Von Regalen und Schubladen, in denen schon so manches Arbeitsblatt anscheinend hoffnungslos verlorenging. Und vom Schreibtisch, der seinem Namen oft alles andere als Ehre macht.
Der „Schreib“-Tisch? In manch einem Kinderzimmer eher ein wahres „Allzweckmöbel“!
Denn darauf schreiben? Das dürfte in vielen Kinderzimmern oft eine Utopie sein. Vielmehr dient der Schreibtisch dort als Ablageort für alles mögliche. Für saubere Wäsche, die eigentlich in den Schrank sollte. Kleine Spielzeuge aus Schokoladeneiern, die in Einzelteilen auf ihren Zusammenbau warten. Für angefangene, abgebrochene oder vollendete Basteleien und andere Kunstwerke. Und im schlimmsten Fall für Überreste von Ess- und Trinkbarem, das klebt, krümelt, Fettflecken hinterlässt.
Noch jüngere Kinder ziehen den Schreibtisch überdies gerne ins Spiel mit ein. Sie wandeln ihn beispielsweise kurzerhand zur Höhle um. Eine große Wolldecke drüber und Zelt-Atmosphäre stellt sich ein. Und spätestens dann hat der Schreibtisch mit „Schreiben“ so gar nichts mehr zu tun.
Kinder und der liebe Ordnungssinn
Chaos macht wohl niemanden froh. Selbst wenn der eine oder andere behauptet, sich in seiner Unordnung ganz wohl zu fühlen. Tatsache ist jedoch: Chaos kostet Zeit und Nerven. Und selbst Kinder und Jugendliche manchmal schon Geld, wenn Scheine und Münzen zumindest temporär unauffindbar sind.
Chaos bedeutet eben oft: Suchen. Und das tut wohl niemand gerne. Die Zeit dafür könnte man schließlich schöner und sinnvoller nutzen. Aber Aufräumen steht auf der Liste der liebsten Freizeitbeschäftigungen bei vielen eben auch nicht sehr weit oben. Und als selbst ordnungsliebender Mensch fragt man sich, warum diese Eigenschaft nicht jedem gegeben ist. Oder wenigstens den Menschen, mit denen man unter einem Dach lebt. Und denen man tagtäglich doch eigentlich gutes Vorbild sein sollte.
Dabei ist es erstaunlich zu beobachten, dass der Ordnungssinn bei mehreren eigenen Kindern sehr ungleich verteilt sein kann. Das beginnt bei der Wahrnehmung, was überhaupt „ordentlich“ und „unordentlich“ bedeutet. Und endet bei dem Willen und dem investierten Zeitaufwand dafür, seine persönliche Umgebung in Schuss zu halten.
Doch unordentlich zu sein ist kein angeborenes Schicksal, mit dem Eltern und Kinder selbst sich unweigerlich abfinden müssen. Vielmehr kann man das Ordnunghalten lernen, üben, trainieren. Doch das gelingt nur, wenn Eltern bereit sind, ihrem Nachwuchs dabei regelmäßig und jahrelang unter die Arme zu greifen! Und ideale Voraussetzungen im Kinderzimmer zu schaffen, damit die hergestellte Ordnung nicht immer wieder zur Eintagsfliege wird. Sondern dauerhaft Chance hat, sich zu etablieren.
Schritt 1: Alles nicht Benötigte kommt außer Reichweite
Verschiedenste Dinge stapeln sich auf dem Schreibtisch? Dann mag das daran liegen, dass für all diese anderswo der passende, ausreichende und/oder leicht zu erreichende Platz fehlt.
Generell ist es nie verkehrt, Vorhandenes im Kinderzimmer auf das Minimum zu reduzieren, das das Kind aktuell tatsächlich benötigt. Sei es Spielzeug, Kleidung oder Bücher. Dann dürfte es eigentlich kein Problem sein, dieses sinnvoll angeordnet in Kästen, Regalen und Schränken sortiert und übersichtlich zu verstauen.
Schritt 2: Den Schreibtisch sinnvoll einrichten
Ordnung halten zu können erfordert das passende Rüstzeug. Kinder müssen beispielsweise Arbeitsblätter in Schulhefte einkleben oder heften. Dann ist es gut, wenn sie dies gleich erledigen können. Und nicht erst an Mamas oder Papas Schreibtisch oder in der Bastelkiste stöbern müssen. Schere, Locher, Tacker, Lineal, Klebestift, einige Heftstreifen und Klebefilmabroller sind dafür wichtige Basics.
Daneben: Radiergummi, Lochverstärkungsringe für ausgerissene Blätter, Notizzettelkasten. Unverzichtbar sind dazu natürlich Stifte wie Bleistifte, Fineliner und Textmarker. Wer mit dem Füller oder Tintenroller schreibt, sollte stets Patronen zum Wechseln parat haben.
Und für ältere Schulkinder ist schließlich ein einfacher, griffbereiter Taschenrechner nicht verkehrt. Kleine Nebenrechnungen bei den Hausaufgaben kann zwar auch das Handy lösen. Dies birgt aber immer die Gefahr, sich „mal eben“ von neuen Nachrichten und anderem ablenken zu lassen.
In unmittelbarer Nähe des Schreibtischs platziert man weitere Schulsachen so, dass auf einen Blick erkennbar ist, wo sich was befindet. Perfekt dafür: Stehsammler für Hefte, Bücher und Schnellhefter. Plus stapelbare Ablagefächer für alles noch zu Erledigende beziehungsweise alles bereits Erledigte.
Schritt 3: Ordnung halten üben
Ein einmal „entkernter“, geputzter und perfekt eingerichteter Schreibtisch ist ein schöner Anblick. Doch im Kinderzimmer nicht unbedingt einer von langer Dauer. Wichtig ist daher, am Ball zu bleiben. Sprich, jeden Abend gemeinsam zu überlegen: Was darf in den Papierkorb? Sind alle losen Blätter sinnvoll abgeheftet oder einsortiert? Was kommt in welche Schublade?
Mit der Zeit automatisieren sich viele Handgriffe und werfen keine Fragen mehr auf. Ordnung ist eben doch reine Übungssache.
Schritt 4: Dinge auf dem Schreibtisch stets auf ein Minimum reduzieren
Ein Schreibtisch ist ein guter Arbeitsplatz, wenn er Kindern Platz und Übersicht bietet. Und diese zu erhalten erreicht man mit einem liebevollen Blick für die kleinen Details und entsprechende Schlüsse daraus.
Ein Tacker ist beispielsweise sinnvoll, um Blätter einander zuzuordnen. Die Päckchen mit den Ersatz-Tackernadeln gehören jedoch ebenso wenig auf den Schreibtisch wie mehrere Klebestifte. Oder mehrere Radiergummis oder ein ganzer Stapel Heftstreifen für etwaiges Abheften. All das kommt konsequent in Schubladen. Und zwar idealerweise solche, die man mit passenden Ordnungssystemen bestückt hat.
So bleibt auf dem Schreibtisch wirklich nur das, das wirklich im Einsatz ist. Platzräuber hingegen haben keine Chance, sich breit zu machen.
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