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Mathematik im Alltag: Wie sich Grundschulmathematik spielerisch üben, entdecken und „erforschen“ lässt (Teil I)

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Ist die letzte Mathe-Note auf dem Grundschulzeugnis nicht ganz so gut ausgefallen wie erhofft?
Besteht hier und da noch Nachholbedarf beim Kopfrechnen, beim sicheren Auf- und Abrunden von großen Zahlen oder beim Verständnis für Bruchteile von Metern, Litern und Kilogramm?
Dann bieten die Sommerferien vielleicht Zeit, Ruhe und Gelegenheit, einiges spielend aufzuarbeiten!?

Ohne Lehrbuch, ohne Mathe-Heft, in das Reihe für Reihe Zahlenkolonnen geschrieben werden sollen! Stattdessen wird anschaulich gelernt, alltagsnah und idealerweise mit viel Spaß an der Sache!

Manchmal hapert es schließlich nur an ganz kleinen „Puzzleteilen“, die zum Verständnis des „großen Ganzen“ fehlen.
Und wenn diese aufgespürt und „eingesetzt“ sind, fällt prompt vieles so viel leichter.

Einige Beispiele dafür aus tagtäglicher Elternerfahrung:

Längen, Volumina, Gewichte
Längen, Volumina, Gewichte – eigentlich doch nichts einfacher als das, hantieren wir schließlich tagtäglich damit.
Gerne werden sie kurz nacheinander im Unterricht behandelt.

Kindern bereitet es dabei erfahrungsgemäß mitunter Probleme, dass „1 Ganzes“ (sprich: 1 Liter, 1 Meter, 1 Kilogramm, 1 Tonne) nicht immer gleich viele kleinere Teile bedeuten.
1 Liter sind ganz klar 1.000 Milliliter. Aber kaum jemand spricht doch von 100 Zentilitern!
1 Meter sind aber „nur“ 100 Zentimeter, wiederum aber auch 1000 Millimeter, die im Alltag jedoch eher selten Gebrauch finden.
1 Kilogramm sind 1.000 Gramm. Und zwischen Kilogramm und Gramm scheint es nichts zu geben, abgesehen vom eher umgangssprachlichen „Pfund“?

Sind Begriffe und Unterteilungen unklar, lassen sich die Begriffe „Milli“, „Zenti“ und „Dezi“ wohl am einfachsten am Beispiel eines Meters erläutern:
Anhand eines Maßbands aus Papier, wie man es zum Beispiel zum Mitnehmen in manchen Baumärkten oder Möbelhäusern findet, lässt sich der Meter anschaulich in zehn Teile, also zehn Zehntel („Dezi“ = zehnter Teil eines Ganzen), in hundert Teile, also 100 Hundertstel („Zenti“ = hundertster Teil eines Ganzen) und mit viel Geduld, guten Augen und einer scharfen Schere (theoretisch) gar in tausend Teile, also 1.000 Tausendstel („Milli“ = tausendster Teil eines Ganzen) einteilen. Zentimeter lassen sich anschließend wieder zu Dezimetern zusammen setzen, diese zu Metern.
Wer nicht schneiden möchte, teilt optisch mit bunten Stiften ein.

Volumina und Gewichte lassen sich „in einem Abwasch“ erledigen, wenn es eine präzise Küchenwaage gibt, denn 1 Liter Wasser wiegt bekanntlich 1 Kilogramm.
Lassen Sie Ihr Kind mal 500 Milliliter Wasser ins Litermaß füllen, um festzustellen, dass diese 500 Gramm wiegen.
Umgekehrt füllen abgewogene 750 Gramm Wasser das Litermaß bis zur 3/4-Liter Markierung.
Das exakt geforderte Gewicht einzufüllen ist eine schöne Herausforderung, die sicherlich alle Kinder gerne annehmen – und Begriffe wie Gramm und Milliliter, danach auch „halber Liter“, „Viertelliter“ prägen sich dabei spielend ein.

Hat Ihr Kind diese verinnerlicht und ein Gespür für Gewichte und Volumina entwickelt, erfinden Sie Schätzaufgaben:
Wie viel wiegt dieses, welches Volumen hat jenes?
Benutzen Sie für die Volumina idealerweise Lebensmittelverpackungen, auf denen deren Inhalt angegeben ist.
Ihr Kind wird staunen, wie sehr man sich verschätzen kann, wenn dasselbe Volumen mal in runder, mal in eckiger Form verpackt ist!
Ebenso spannend: Gleiche Wassermengen in unterschiedlich geformte Gefäße (beispielsweise Blumenvasen) füllen! In der kugeligen Vase scheinen 200 Milliliter eine Pfütze am Boden zu sein. In der hohen, schmalen Vase für einen Blütenstiel erscheint die Menge ganz anders.

Das, was hinterm Komma steht…
Schwierigkeiten können auftauchen, wenn es an die Nachkommastellen geht. Vielleicht argumentiert Ihr Kind dabei auch folgendermaßen:
Warum ist 1,5 Liter mehr als 1,25 Liter, obwohl letzteres eine „25“ hinterm Komma hat und ersteres „nur“ eine „5“? Wäre das Komma weg, wäre 15 doch auch weniger als 125!
Zeichnen Sie eine Tabelle, die je eine Spalte für Zehntel, Hundertstel und Tausendstel hinter dem Komma enthält und erklären Sie Ihrem Kind, dass nach dem Komma beliebig mit Nullen „aufgefüllt“ werden kann, ohne dass dies den eigentlichen Wert der Zahl verändert.
Erfinden Sie kleine Rechenaufgaben, die dieses verdeutlichen und verinnerlichen lassen: 1,25 Liter plus 1,25 Liter sind 2,50 Liter – schreiben würde man jedoch 2,5 Liter, denn die Null am Ende „tut nichts zur Sache“.

Geometrie
Welches Würfelnetz in der Ebene ergibt zusammengebastelt tatsächlich einen dreidimensionalen Würfel? Nachbauen und nachbasteln sind perfekte Methoden, um Aufgaben aus dem Bereich Geometrie im wahrsten Sinne begreifbar zu machen.
Wofür im Alltag bei den Hausaufgaben die Zeit fehlt, kann an einem sonnigen Nachmittag auf der Terrasse mit Papier, Lineal, Schere und Klebe vielleicht einmal von der grauen Theorie in die lebendige Praxis umgesetzt werden.
Vielleicht gibt es auch noch im Keller oder auf dem Dachboden bunte Bauklötze aus Kleinkindzeiten? Mit ihnen lässt sich ideal üben zu ermitteln, aus wie vielen Steinen ein Gebilde besteht, auch wenn einige der Bauteile aufgrund der Perspektive verborgen sind.

„Was ist der Unterschied zwischen einem Parallelogramm und einer Raute?“
„Was ist der Radius eines Kreises, was der Durchmesser?“
Solche Dinge sind Basiswissen, die Ihr Kind immer wieder brauchen wird. Es ist daher wichtig, dass diese felsenfest verinnerlicht sind, damit keine Wissenslücken mit durch seine Schulzeit und auf die weiterführende Schule geschleift werden.

Hapert es, fangen Sie in einer ruhigen Stunde einfach noch mal zusammen „bei Null“ an.
Betrachten Sie jede geometrische Form und Fläche einmal einzeln mit ihren speziellen Eigenschaft, finden Sie Gemeinsamkeiten mit und Unterscheide zu anderen Formen.

Erstellen Sie mit Ihrem Kind doch mal zusammen ein Plakat, das im großen Format wichtige Zusammenhänge und Regeln aufzeigt. Wie dies genau gestaltet wird, da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt!

Vielleicht möchte Ihr Kind nur malen, vielleicht aber auch Dreieck, Trapez und Kreis aus buntem Tonpapier ausschneiden?
Geben Sie ihm dazu typische „Mathematiker-Werkzeuge“ wie Zirkel und Geodreieck an die Hand, um den geschickten und zielgerichteten Umgang mit diesen zu trainieren.

Vielleicht hat Ihr Kind anschließend sogar Lust, mit Hilfe seines fertigen Geometrie-Posters einen kleinen Vortrag für seine Eltern und Geschwister vorzubereiten, deren geometrisches Grundwissen vielleicht auch einer kleinen Auffrischung bedarf?
Kurz und gut: Je intensiver Sie beide sich damit beschäftigen, desto größer wird der Lerneffekt sein, vor allem dann, wenn das Poster später eine präsente Stelle an der Kinderzimmerwand erhält.

Weiter geht es übermorgen mit mehr Tipps zum Verinnerlichen und Wiederholen des Grundschul-Mathestoffs!

Bildnachweis: ©Gerd Altmann/Pixabay.de
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