In der Schule lernt es hierzulande heute wie damals noch jedes Kind. Auch im Alltag geht es (noch?) nicht ganz ohne. Und dennoch scheint das Schreiben mit dem Stift in der Hand zunehmend an Bedeutung zu verlieren.
Man schreibt gerne eine E-Mail statt eines Briefs an liebe Verwandte, um sich fürs Päckchen zum Geburtstag zu bedanken. Die Messenger-Nachricht ersetzt den Notizzettel für kurze Botschaften innerhalb der Familie. Und gefühlt (?) immer weniger Menschen machen sich die Mühe, eine Postkarte aus dem Urlaub zu schicken. Aus guten Gründen, darf man sagen. Schließlich ist die Nachricht vom Smartphone nicht nur in Sekundenschnelle verlässlich beim Empfänger. Sie kostet zudem (fast) nichts. Und mittels Fotos oder Video kann sie Eindrücke der Urlaubsdestination übermitteln, mit denen manches Postkartenmotiv eben nicht mithalten kann.
Gute Gründe hin und her: Tatsache ist, dass Eltern immer weniger als „Schreibvorbilder“ dienen dürften. Und so wundert es kaum, dass Kinder ebenfalls zum Tippen tendieren und fürs Schreiben auf Tablet und Co. plädieren. Dies ist aus Kindersicht eben nicht nur schlichtweg cooler. Die mitgelieferte Rechtschreibkorrektur bietet zudem wertvolle Hilfestellung beim Verfassen orthografisch korrekter Texte. Mit etwas Übung gelingt das Tippen schnell und ohne Anstrengung. Und jeder Buchstabe erscheint dabei glasklar erkennbar in einem regelmäßigen Schriftbild auf dem Display.
Einen Text oder nur wenige Sätze hingegen gut leserlich mit Füller oder Bleistift aufs Papier zu bringen? Das bedeutet für manch ein Kind nahezu Schwerstarbeit. Und die Folgen der vernachlässigten Handschrift erstaunen kaum. Im schlimmsten Fall hagelt es eine schlechte Bewertung bei Klassenarbeiten und Tests, obwohl das Kind den Unterrichtsstoff gut beherrschte. Nützt aber nichts, wenn die Lehrkraft schlichtweg nicht entziffern konnte, was das Kind geschrieben hat!
Doch was kann helfen gegen die weit verbreitete „Sauklaue“, auch noch im fortgeschrittenen Kindesalter? Und natürlich auch später, wenn man als Erwachsener unzufrieden mit der eigenen Handschrift ist?
Ganz klar: „Ursachenforschung“ zum einen. Ziele zu definieren, inwiefern sich die Leserlichkeit verbessern soll, zum anderen. Und dann: viel, viel Üben! Fragen, deren Beantwortung Eltern und Kindern dabei hilfreich sein können:
Ermöglichen vorhandene Stifte gleichsam entspanntes und ordentliches Schreiben?
Vermutlich kennt es jeder, der schon einmal auf den „Ausprobierblöcken“ in der Kaufhaus-Stifteabteilung oder im Bürobedarf-Fachhandel herumgekritzelt hat. Manch ein Stift ist einem beim Ausprobieren sofort sympathisch. Ein anderer will einfach nicht richtig in der Hand liegen. Er kratzt womöglich auf dem Papier, das Schreiben mit ihm gestaltet sich mühsam.
Essentiell fürs Schreiben ist natürlich auch für Kinder ein guter Stift für gutes Gelingen. Und auch, wenn man natürlich von einem neuen Stift keine Wunder erwarten darf. Ein hochwertiges und wertgeschätztes, sorgsam ausprobiertes und ausgewähltes Modell kann durchaus motivieren, mit dem neuen Lieblingsstift fortan auch der Schönschrift mehr Bedeutung zukommen zu lassen.
Findet das Kind ideale Bedingungen fürs Schreiben vor und nimmt sich genug Zeit dafür?
Schreiben unter Zeitdruck kann dazu führen, dass Bögen und Schwünge weniger ausgeprägt ausfallen. Oder auch, dass Buchstaben und Wörter einfach abgeschnitten werden.
Egal ob Hausaufgaben, To-do-Liste oder Geburtstagseinladung. Für das Schreiben mit der Hand sollte das Kind immer Ruhe haben und sich Zeit nehmen. Dazu gehört auch: Vorab die Schreibfläche aufzuräumen. Dadurch nichts auf dem Tisch liegen zu haben, das die Bewegungsfreiheit beim Schreiben einschränkt. Bewusst eine entspannte Sitzhaltung einzunehmen. Und immer wieder zu überprüfen, ob der Stift richtig und nicht verkrampft gehalten in der Hand liegt.
Hat das Kind ausreichend Gelegenheit, seine Handschrift zu pflegen?
Im Grunde ist es dazu völlig egal, was das Kind schreibt! Jedes Wort, jeder Satz, mit Ruhe und Mühe zu Papier gebracht, kann helfen, die Handschrift zu verbessern. Das können Abschreibtexte zu einem Thema sein, das das Kind interessiert. So kann es neben den Hausaufgaben gezielt an Schrift, Rechtschreibung und Wortschatz arbeiten. Das kann aber auch der Einkaufszettel sein, ein Tagebucheintrag oder eine selbsterfundene Geschichte. Ein Gedicht oder der Wunschzettel vor Geburtstag oder Weihnachten. Oder aber: ein Brief! Doch an wen soll das Kind schreiben? Einfach so im Alltag? Dieser spannenden Frage widmen wir am kommenden Montag einen neuen Beitrag!
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