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Spontaner Spaziergang oder Familien-Wandertag? „Raus ins Grüne“ tut immer gut!

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Komisch war es vor einigen Wochen, als es plötzlich so „gar nichts“ mehr da draußen gab. Kein Kino, kein Schwimmbad, kein Freizeitpark. Keine Kita mehr für viele Kinder, kein Schulunterricht – und vielleicht auch keine Arbeit mehr, die einen täglich rief.

Da blieb man zu Hause, mehr oder weniger gerne. Mehr oder weniger geduldig und entspannt. Und begann einen neuen Alltag zu leben, meilenweit entfernt von vielem, das sonst Routine darstellte. Das konnte aufs Gemüt schlagen, aber bot trotz aller Nachteile und Einschränkungen auch Chancen. Zum Beispiel die, der puren Natur plötzlich wieder viel mehr Bedeutung zu schenken!

Auch „früher“ war man womöglich gerne an der frischen Luft unterwegs. Man saß mit Freunden auf der Terrasse und mähte nach Feierabend den Rasen. Aber allzu oft kam das Genießen all des schönen Grüns und Bunts da draußen doch zu kurz.

Da bot es womöglich ein kleinen Lichtblick, sich in aller Seelenruhe plötzlich auf kleine Naturschauspiele konzentrieren zu können. Einer Ameise zuzusehen, wie sie Lasten durch die Gegend trägt. Darüber zu staunen, wie der Frühling jeden Tag den Garten, den Park, die Wiese hinter dem Haus veränderte. Jede sich öffnende Blüte dabei ein kleines Wunder.

Doch nur zu gucken? Das dürfte vielen Familien auf Dauer zu wenig Abwechslung bieten. Kinder wollen und sollen sich schließlich an der frischen Luft austoben. Und auch Eltern brauchen – derzeit vielleicht mehr denn je – mal frischen Wind, der den Kopf frei pustet. Schöne Aussichten, die ablenken von den Strapazen zwischen Haushalt und Home-Office. Und das beruhigende Gefühl von Normalität, das einem die Natur vorlebt. Denn Blüten, Bienen und Bäume, die zeigen sich in aller Regel herrlich unbeeindruckt von Krisen jeglicher Art.

Spazierengehen? „Geht“ immer!

Aus welchem Grund es einen auch immer ins Grüne zieht. Es ist immer wunderbar zu erleben, wie viel einem die Natur geben kann. Innere Ruhe, Zuversicht, Entspannung, neue Perspektiven, einen klaren Blick für das Wesentliche. Sofern man man mit wachen Augen und offenen Ohren draußen herum schlendert.

Vielleicht war und ist der Spaziergang mit der Familie darum für viele gar eine der wertvollen Neu-Entdeckungen der jüngsten Vergangenheit? Selbst für jene, bei denen das Wort zuvor eher negativ behaftet war?

Spaziergang? Das klang doch immer so nach trägem Herumbummeln, während man eigentlich Besseres zu tun hatte? Nach langweiligen Gesprächen zwischen Eltern und Großeltern nach dem Sonntagskaffee, damals in der Kindheit? Als man viel lieber mit Freunden auf dem Bolzplatz gekickt hätte. Nach endlosem Flanieren auf langweiligen Parkwegen am Ententeich entlang? Während man sich als Kind eine deutlich abenteuerträchtigere Route gewünscht hätte.

Dann ist es doch gut, dass man nun selbst Kinder hat! Und es als Eltern in der Hand hat, dem Spaziergang ein frisches Image zu verpassen. Eines, das für den Nachwuchs Abwechslung und Action bedeutet im derzeit entschleunigten bis mitunter faden Alltag. Und ganz weit entfernt ist von Tristesse und Trostlosigkeit!

Regel Nummer 1 dazu? Motivation ist alles!

Viele Eltern kennen es sicherlich: Fällt das Wort „Spaziergang“ oder „Wanderung“, werden bei Kindern die Gesichter lang. Und deren Fragen lauten: „Wie lange?“, „Wohin?“ und „Warum überhaupt?“.

Nicht zu Unrecht. Denn natürlich befürchtet der Nachwuchs, dass es in naher Umgebung nichts spannendes Neues zu entdecken gibt. Aber wohin die Reise geht, kann man zum Glück ja immer wieder aufs Neue entscheiden! Und nicht immer muss der Wandertag ja vor der eigenen Haustür beginnen.

Warum sich nicht mal auf die Räder setzen, diese irgendwo am Waldrand parken und von dort aus weiterziehen? Oder auch mal das Auto nehmen, um einen eher versteckt gelegenen Parkplatz anzusteuern als Ausgangspunkt einer wenig frequentierten Wanderroute?

Motivierend für Kinder kann im Vorfeld dazu die Aussicht sein auf eine Rast. Auf ein Stück selbst gebackenen Kuchen. Auf Apfelschorle dazu oder gar Limonade, die es sonst vielleicht daheim eher selten gibt. Und vor allem auch der Gedanke, dass jede Wanderung mal zu Ende geht. Daher schadet es nicht, schöne Tätigkeiten nach der Rückkehr nach Hause in Aussicht zu stellen. Ein schönes gemeinsames Essen, eine Runde Lieblingsspiel. Dann klappt es vielleicht besser mit dem Schuheanziehen ohne Murren vor dem Spaziergang.

Faszinieren wird Kinder unterwegs aber sicher dann anderes. Die Ruhe im Wald, wenn man nichts hört außer Vogelgezwitscher und das Rascheln der Blätter. Die Erfahrung, stundenlang unterwegs zu sein und dabei (fast) keinen Menschen zu treffen. Die Spannung, nicht zu wissen, was hinter der nächsten Biegung wartet.

Die beste Motivation zum Weitergehen sind daher vielleicht verschlungene, abwechslungsreiche Wege. Diese wecken den kleinen Abenteurer in jedem Kind. Und plötzlich ist es der Nachwuchs, der gar nicht mehr nach Hause möchte, sondern noch einen kleinen Umweg vorschlägt. Und alle Skepsis zuvor ist sicherlich vergessen.

Regel Nummer 2: Jedem Spaziergang eine Chance geben!

Ein Elternteil liebt das Spazierengehen, das Wandern sowieso? Der Nachwuchs fand den letzten Ausflug dann doch deutlich schöner, als er zuvor befürchtet hatte? Und auch der eher lauf-faule Partner zeigte unterwegs unerwartete Begeisterung? Dann sollten beim nächsten Mal doch eigentlich alle wieder Feuer und Flamme fürs gemeinsame Rausgehen sein?! Doch dieser Schluss funktioniert häufig nur in der Theorie.

Wahrscheinlicher ist, dass sich bei dem einen oder anderen doch wieder der innere Schweinehund meldet. Dass einer sich fürs Zuhause-Bleiben ausspricht oder höchstens für eine ganz kurze Runde um den Block.

Das ist schade und das empfindet manch einer in der Familie sicherlich auch als unfair. Schließlich hegt man doch die beste Absicht, wenn man gemeinsame Unternehmungen fördern möchte. Man gibt sich womöglich viel Mühe, eine Route zu finden, die allen gefällt.

Da sollten sich doch bitte alle an die Regel halten: „Gemotzt wird nicht!“. Oder zumindest nicht schon vorher. Ist der Weg wirklich öde, zu lang oder sehr anstrengend, kann man immer noch meckern. Aber vorher sollte jeder solchen „Familienprojekten“ doch erst einmal positiv gegenüber stehen. Und nicht mit Genörgel und Gequengel vorab schon die gute Stimmung verderben.

Regel Nummer 3: Schlechtes Wetter gibt es nicht!

Sonnenschein und blauer Himmel ziehen viele Kinder zuverlässig nach draußen. Eigentlich zum Kicken auf der Wiese und zum Chillen mit Freunden. Vielleicht aber auch zum Wandern und Spazierengehen? „Sogar“ mit der eigenen Familie? Dann ist es ein schöner Vorsatz, den regelmäßigen Familienspaziergang als Ritual beizubehalten. Auch wenn Schönwetterperioden zu Ende gehen.

Denn besonders, wenn es regnet, geht man sich drinnen doch schnell gegenseitig auf den Keks. Dann tut es besonders gut, draußen auch mal ein wenig auf Abstand gehen zu können. Und trotzdem dabei das gute Gefühl zu erleben, als Familie etwas gemeinsam zu unternehmen. Auch bei Regen kann man schließlich gute Gespräche im Freien führen. Ohne Ablenkung vom Smartphone, das dabei im Alltag nur allzu oft hinderlich ist.

Und zu guter Letzt herrscht auf manch einem beliebten Weg bei gutem Wetter reichlich Gedränge. Radfahrer, Spaziergänger, Reiter, Wanderer… wo man sich vor Ort mit schöner Aussicht fortbewegt, ist schließlich kein Geheimnis. An einem Regenwettertag hingegen hat man die Chance, auf beliebten Strecken ohne Slalom durch viele Mitmenschen spazieren zu können.

Regel Nummer 4: Niemand muss die redensartliche „Katze im Sack“ kaufen

Ein schöner Waldweg hat sicherlich manche Überraschung im Gepäck. Im Herbst sind es große Flächen mit frisch gefallenem Laub, durch das kleine Kinder mit Begeisterung rascheln. Auch ein echter Fliegenpilz am Wegesrand entgeht keinem neugierigen Entdecker. Ebenso wie das Klopfen eines Spechts oder der imposante Ameisenhaufen, auf dem es faszinierend wimmelt. Wasserläufe, Wasserfälle, kleine Brücken machen ebenso immer Freude. Und so merkt der noch junge Nachwuchs womöglich gar nicht, wie die Zeit vergeht. Und wie viele Kilometer er zurück legt.

Je älter Kinder jedoch werden, desto präziser wollen sie erfahrungsgemäß wissen, wie das Vorhaben konkret aussieht. Und lassen sich tendenziell weniger gerne im Vorfeld darauf ein, später auf unbekannten Wegen für unbestimmte Zeit unterwegs zu sein.

Lassen Sie den Nachwuchs daher doch einfach an Ihrer Planung teilhaben. Vielleicht möchte er selbst im Internet nach schönen Wanderwegen schauen und Ausflugsziele vorschlagen? Die Aussicht, mit dem ausgesuchten Ziel später Eltern und Geschwister begeistern zu können, motiviert bestimmt ungemein!

Übernehmen Sie selbst die Auswahl der Strecke, ist es hingegen nie verkehrt, dem Nachwuchs die „Eckdaten“ mitzuteilen. Wald oder Feld? Wie viele Kilometer? Welche zu erwartenden oder auch nicht zu erwartenden Highlights?

Natürlich sollte man sich dann später unterwegs auch so gut wie möglich an seine Vorgaben halten. Denn so beugt man zuverlässig Enttäuschungen vor. Und das ist richtig und wichtig. Denn dann wird vor dem nächsten Ausflug vermutlich kein Kind große Skepsis an den Tag legen. Und unterstellen, dass die Wanderung bestimmt wieder viel länger dauert als versprochen… .

Regel Nummer 5: Erst planen, dann los wandern!

Je länger man unterwegs ist und sich von daheim entfernt, desto mehr Gedanken sollte man sich im Vorfeld machen. Besonders wenn man sich mit kleinen Kindern auf den Weg macht. Selbstredend erfordert ein halbstündiger Spaziergang auf bekanntem Terrain weder aufwändige Planung noch viel „Gepäck“. Größere Touren sollte man jedoch nicht gänzlich unvorbereitet starten.

Essentielle „Basics“ im Familienrucksack sind dabei Snacks und Getränke. Denn Hunger und Durst stellen sich bei Bewegung an frischer Luft früher oder später garantiert bei jedem ein.

Ein Navi, eine Wanderkarte oder eine entsprechende App auf dem Smartphone sind überaus hilfreich, wenn man unbekannte Wege beschreiten möchte. Noch besser ist, sich von daheim schon mal einen Eindruck zu machen, was einen unterwegs erwartet. Mit großen Kindern ist es schließlich schon anstrengend, wenn der Wanderweg sich plötzlich als Seitenstreifen einer Landstraße entpuppt. Mit kleinen Kindern gerät dies aber zu einer wahren Zitterpartie jedes Mal, wenn man ein Auto heran brausen hört. Auch wenig einsichtige Schnellstraßen überqueren zu müssen ist Stress pur.

Ebenso ist es anstrengend, wenn der Weg durch extreme Steigungen und Gefälle geprägt ist. Nicht alles kann man zwar im Voraus perfekt einschätzen. Sich ein Höhenprofil von einer geplanten Route anzeigen zu lassen, kann aber unangenehmen Überraschungen vorbeugen.

Zu guter Letzt ist manches im Gepäck nie verkehrt. Pflaster für kleine Wunden oder Blasen an den Füßen beispielsweise. Taschentücher, eine Salbe gegen Insektenstiche und feuchte Tücher zum Reinigen der Hände gehören ebenfalls dazu. Und ein paar Süßigkeiten! Für Momente, in denen die Motivation zum Weitergehen bei den Kleinsten irgendwo auf dem Weg verloren gegangen zu sein scheint.

Bildquelle: © unsplash.com/ Kevin Gent

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