„Kann ich heute bei Max übernachten?“ Nicht selten schließt sich seitens der Kinder an eine gelungene Nachmittagsverabredung der Wunsch an, noch mehr Zeit mit dem besten Freund und der besten Freundin zu verbringen. Schließlich ist es doch gerade sooo schön, das Spielen macht so viel Spaß und es stehen noch so viele gemeinsame Pläne im Raum, für die die Zeit einfach nicht reichte. Da ist es doch das Naheliegende, die Spielzeit auf die Abendstunden und den nächsten Morgen auszudehnen – und dazwischen nicht selten auch noch die Nacht zum Tag zu machen.
Was Kinder allein beim Gedanken daran in größtes Entzücken und Vorfreude versetzt, stößt bei Eltern vielleicht auf weniger Begeisterung. Warum? Kurz gesagt: So viel Aufwand für eine Nacht!
Anstatt einen gemütlichen Abend einzuläuten, muss Mama oder Papa noch mal raus; das übermäßig viel scheinende Gepäck in Anbetracht der paar Stunden will ins Auto verfrachtet werden. Decke und Kissen müssen aus dem eigenen Kinderzimmer die Treppe zunächst hinunter und beim Gastgeber wieder hinauf ins dortige Kinderzimmer bugsiert werden. Schließlich will man ja keinem zumuten, für nur eine Nacht fürs eigene Kind noch ein Bett zu beziehen, wollen Bettlaken und Co. anschließend ja auch wieder gewaschen werden. Ganz wichtig: Bloß nichts vergessen! Fehlendes Schmusetuch, daheim gebliebener Lieblingsteddy, …, können die Nachtruhe massiv beeinträchtigen.
Ist der praktische Teil erledigt, das Kind gut bei seinem Schul- oder Kindergartenfreund für die Nacht „eingezogen“, haben die Gastgebereltern das Vergnügen: Die Kinder sind aufgedreht vom Toben, vom gemeinsam geschauten Film aufgekratzt, bekommen dank Chips, Zucker aus Schokolade und Limo kein Auge zu. Ist dann endlich Ruhe eingekehrt, ist es schon spät, für das Alter eigentlich viel zu spät, und in den meisten Fällen arg später als angedacht. Mit einem „fremden“ Kind im Haus ist der eigene Schlaf vielleicht weniger tief, weil man mehr als sonst ein Ohr in Richtung Kinderzimmer hat. Am nächsten Morgen sind alle müde, das ganze Hantier mit Bettzeug und Co. geht nach dem Frühstück den umgekehrten Weg wieder zurück, die Kinder neigen in den folgenden Stunden gerne zur Quengelei, weil der Schlaf fehlt und die Verabredung schließlich doch enden musste – und der Tag ist praktisch gelaufen!
Was helfen kann, das Ganze entspannter zu gestalten? Sicherlich klare Regeln, eindeutige Absprachen im Vorfeld und einige Vorbereitungen, die das kleine Alltagsabenteuer auch praktisch unkompliziert über die Bühne gehen lassen:
1 Stellen Sie klare Regeln für das gemeinsame Übernachten auf
Und seien Sie konsequent, wenn es mit deren Einhaltung nicht klappt. Regeln, die sinnvoll sind, können beispielsweise sein:
- „Vor dem Übernachten wird das Kinderzimmer aufgeräumt“ oder
- „Es wird Rücksicht auf jüngere Geschwister genommen, die früh schlafen gehen“ oder
- „Es darf ein Film geschaut werden, wenn bis zur festgelegten Uhrzeit Abendessen, Schlafanzuganziehen und Zähneputzen ohne Murren erledigt sind“.
Konsequenz muss zwar nicht gleich bedeuten, den Übernachtungsgast von seinen Eltern wieder abholen zu lassen – dafür müsste wirklich schon Arges passieren -, wenn es nicht klappt damit. Übernachtungen für einen gewissen Zeitraum in den eigenen vier Wänden danach nicht mehr zu erlauben, ist hingegen durchaus angemessen und vertretbar.
2 Lassen Sie sich nicht überreden, das Übernachten zu gestatten, wenn Ihnen partout der Sinn nicht danach steht
So sehr Kinder es sich auch wünschen und bitten: Manchmal passt es einfach nicht. Weil die Woche ohnehin so stressig oder die Nächte so unruhig waren, dass man am ersehnten Wochenende weder weitere Aufregung noch zusätzliche Arbeit in Kauf nehmen möchte. Lassen Sie sich von Ihren Kindern kein schlechtes Gewissen machen, wenn diese Ihnen dann sagen, dass andere Eltern da viiiel cooler sind als Sie und – angeblich – „immer“ das Übernachten erlauben. Woanders sind vielleicht die Bedingungen günstiger, die Voraussetzungen ganz andere. Wenn Ihre persönliche Nachtruhe leiden würde, müssen Sie sich nicht als Spielverderber fühlen, wenn Sie für Übernachtungsbesuch – zumindest für eine gewisse Zeit – nicht als Gastgeber zur Verfügung stehen, selbst wenn Ihre Kinder umgekehrt woanders willkommen sind.
3 Lassen Sie rechtzeitig Ruhe einkehren
Mit etwas Glück sind die Kinder nach einem langen Tag so erschöpft, dass sie bereitwillig und todmüde ins Bett fallen. Oft ist aber eher das oben beschriebene Aufgekratztsein, das die Abendstimmung bestimmt. Ein simples „So, jetzt aber Licht aus und träumt süß!“ wird da kaum für plötzliche Nachtruhe sorgen. Leisten Sie Ihren Beitrag, Ruhe einkehren zu lassen. Oder versuchen Sie es zumindest. Schalten Sie rechtzeitig die helle Beleuchtung im Kinderzimmer aus beziehungsweise lassen Sie die Rollladen herunter, lesen Sie etwas vor (natürlich nichts allzu Spannendes, das den Schlaf rauben könnte, aber auch nichts sehr Lustiges, das die Kinder noch einmal richtig munter werden lässt) oder schalten Sie eine (neue) CD an, die sich als Gute-Nacht-Geschichte eignet.
4 Richten Sie eine Schlafgelegenheit für die Kinder ein, mit der alle zufrieden sind
Auch Sie selbst! Kinder wünschen sich zur gemeinsamen Übernachtung häufig etwas Besonderes, einen außergewöhnlichen Schlafplatz, vielleicht eine Portion Abenteuer. Wenn Sie Bedenken haben, müssen Sie als Eltern jedoch nicht jeder Idee nachgeben. Ist die Treppe zum Gästezimmer unterm Dach beispielsweise so steil, dass sie nachts zur Stolperfalle werden könnte, ist dies kein geeigneter Schlafplatz. Wenn Sie sich sicher sind, dass kein erholsamer Schlaf im Kinderzimmer möglich ist, weil zwei sich unbedingt eine Matratze teilen oder „wie Schiffbrüchige auf einer einsamen Insel“ einfach auf dem Fußboden schlafen wollen, legen Sie Ihr Veto genauso ein wie wenn durch kreuz und quer verteilte Matratzen kein Durchkommen mehr im Kinderzimmer ist. Die Kinderzimmertür muss sich noch problemlos öffnen lassen, ein Weg zum Fenster zwecks Lüften frei bleiben.
5 Bedenken Sie alle Eventualitäten im Vorfeld
Erklären Sie Ihrem Kind und dem Übernachtungsgast, was zu tun ist, wenn nachts jemand aufs Klo muss, Durst bekommt oder wach wird und partout nicht wieder einschlafen kann. Betrachten Sie Ihr nächtliches Haus aus Sicht eines Besuchers. Vielleicht macht die Heizung manchmal seltsame Geräusche, die das übernachtende Kind für ein Monster im Schrank halten könnte? Vielleicht knarzt die Treppe ohne erkennbaren Grund – ganz sicher jedoch, ohne dass Geister herumspuken? Wird irgendwann nachts die älteste von der Party zurück erwartet? Erwähnen Sie dies, bevor Ihr kleiner Gast einen Einbrecher vermutet. Und das fast noch nächtliche Klappern am Briefkasten ist ebenfalls kein Grund, an Eindringliche zu denken, sondern lediglich zur Freude über die angekommene Tageszeitung.
Ganz wichtig für die eigene Wochenenderholung auch: Machen Sie klare Ansagen für den nächsten Morgen! Sobald mehrere Kinder zusammen übernachten, scheint ihr Schlafbedürfnis auf ein Minimum zu sinken und selbst Langschläfer sind plötzlich morgens um halb sieben hellwach. Bevor dann der Lieblingsheld aus dem CD-Regal in ohrenbetäubender Lautstärke das ganze Hause weckt, im Kinderzimmer die Murmeln übers Parkett gerollt werden oder sich unter kräftigem Gelächter gegenseitig aus dem Witzebuch vorgelesen wird (selbstredend bei offener Kinderzimmertür), schlagen Sie den Kindern schon einmal prophylaktisch geeignete Beschäftigungen (wenigstens bis zu einer bestimmten Uhrzeit) vor.
6 Sorgen Sie für ausreichende Beleuchtung
Natürlich kann und möchte niemand bei Festbeleuchtung schlafen. Ein Nachtlicht oder mehrere, eine sanfte Beleuchtung im Flur sind jedoch besonders sinnvoll, wenn „Fremde“ nachts im Haus sind. Muss der kleine Gast plötzlich zur Toilette oder wird von Durst in die Küche getrieben, ist dafür gesorgt, dass er den Weg findet und nicht die Treppe übersieht.
7 Lassen Sie Ihrem Kind Entscheidungsfreiheit
Freund oder Freundin Ihres Kindes übernachten oft und gerne bei Ihnen, Ihrem Kind ist hingegen noch so gar nicht nach einem Gegenbesuch über Nacht? Oder umgekehrt kann Ihr Kind seinen besten Freund nicht zum Übernachten überreden, ist selbst aber schon ein „alter Hase“ in Sachen Auswärtsschlafen? So ist es nun mal: Kinder sind verschieden, manche übernachten früh, gerne und regelmäßig bei Freunden, andere schlafen nur im eigenen Bett richtig gut. Das richtige Alter für den ersten Versuch gibt es nicht. Ist Ihr Kind noch nicht so weit, bei der Oma oder woanders schlafen zu wollen, dann drängen Sie es nicht dazu! Wenn sich dann Heimweh entwickelt oder das Kind sich nicht rundum wohl und sicher in seiner Haut fühlt, ist dies keine gute Erfahrung. Und die Lust und der Mut, es ein zweites Mal zu wagen, werden vorläufig getrübt sein.
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