Nicht nur ältere Kinder, sondern auch bereits die Kleinsten in der Familie nehmen ganz genau wahr, wenn zwischen den Eltern Streit oder ein ungelöster Konflikt herrscht.
Erlebt der Nachwuchs regelmäßig unkonstruktive und aggressive Auseinandersetzungen zwischen Mutter und Vater, kann dies seine kognitive, emotionale und psychische Entwicklung in hohem Maße negativ beeinflussen. Auswirkungen zeigen sich darüber hinaus auch auf das eigene Bindungsverhalten im späteren Leben.
Um die Entwicklung des Kindes nicht zu gefährden, ist es demnach wichtig, die Beziehung zu retten. Eltern streiten so wesentlich weniger und der Nachwuchs leidet nicht.Welche Auswirkungen ständiger Streit der Eltern auf die Kinder im Detail hat, erklärt der folgende Beitrag.
Die psychischen Folgen von Auseinandersetzungen der Eltern
Die psychosoziale Entwicklung des Kindes leidet besonders stark, wenn die Kommunikation zwischen den Eltern im Zuge der häufigen Streits nicht respektvoll und konstruktiv abläuft, sondern sich vielmehr als aggressiv und eskalierend zeigt. Werden in Form von Beleidigungen oder eventuell sogar Handgreiflichkeiten Aggressionen demonstriert, wird die kindliche Psyche davon ebenso stark beeinflusst, wie durch ein passiv-aggressives Verhalten zwischen den Eltern.
In den Kindern breitet sich ein Gefühl der Hilflosigkeit aus, wenn ihre Eltern häufig streiten. Sie entwickeln große Ängste, dass die Familie an den Auseinandersetzungen zerbricht, auch, wenn sie noch gar nicht wirklich verstehen können, worum es in den Streitgesprächen geht. Diese Emotionen können von dem Nachwuchs dabei noch nicht bewusst verarbeitet werden, weshalb die psychosoziale Entwicklung unter einer derartigen Situation in hohem Maße leidet. Im späteren Leben zeigen betroffene Kinder sehr häufig Depressionen, Bindungs- und Verhaltensstörungen.
Falls Eltern bei ihrem Nachwuchs bereits Probleme in seinen Verhaltensmustern erkennen oder entsprechende Hinweise durch Lehrer oder Betreuer erfolgen, sollte nicht damit gezögert werden, Kontakt zu einem Kinderpsychologen auszunehmen. Die Eltern können ebenfalls von einer paartherapeutischen Unterstützung profitieren. So wird das Risiko, die Gesundheit des Kindes schwerwiegend zu gefährden, reduziert.
Sollte sich der Streit nicht vermeiden lassen, ist außerdem nicht darauf zu verzichten, nach diesem mit dem Kind das Gespräch zu suchen. In diesem erfolgt idealerweise erst einmal eine Entschuldigung für die Auseinandersetzung und anschließend eine Erklärung, welcher Auslöser dem Streit zugrunde gelegen hat. Auf diese Art und Weise erhalten die Kinder ein Stück der für sie überaus wichtigen Sicherheit zurück, welche durch den Streit ins Wanken geraten ist. Daneben lernt der Nachwuchs so besser, mit seinen eigenen Emotionen umzugehen und diese richtig einzuordnen.
Konsequenzen für die psychosoziale, kognitive und emotionale Entwicklung
Für Kinder ist es in der Regel noch nicht möglich, ihre Emotionen, Bedürfnisse und Erlebnisse adäquat zu formulieren und einzuordnen. Streiten die Eltern häufig, zeigt der Nachwuchs so nicht unbedingt sofort bestimmte Verhaltensweisen, sondern die Auswirkungen gestalten sich wesentlich langfristiger und beeinflussen die kognitive, emotionale und psychische Entwicklung in seinem weiteren Leben.
Viele Kinder, die häufig Auseinandersetzungen zwischen ihren Eltern erlebt haben, versuchen in Zukunft beispielsweise, aktiv in die Streitgespräche einzugreifen oder treten einen vollkommenen Rückzug an. Oft tragen die betroffenen Kinder innere Konflikte nach außen, sodass sie sich selbst in der Schule oder im Kindergarten als aggressiv oder impulsiv zeigen. Doch auch das Gegenteil kann der Fall sein – einige Kinder ziehen sich so auch emotional zurück und entwickeln depressive oder ängstliche Verhaltensmuster.
Durch die Auseinandersetzungen der Eltern verspürt der Nachwuchs Emotionen wie Wut, Trauer, Angst und Schuld. Dies zeigt sich für die Kinder als sehr verwirrend, sodass sie häufig in Frage stellen, ob sie überhaupt geliebt werden.
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