Ach ja, die Weihnachtsbäckerei. Eine jener Aktivitäten, die man sich immer wieder im Vorfeld so wunderbar ausmalt. Drinnen ertönt stimmungsvoll Weihnachtsmusik, das Haus ist festlich geschmückt, Kerzen brennen. Draußen rieseln weiße Flöckchen gen Erde. Die Kinder sind bestens gelaunt, man selbst unglaublich gut organisiert. Und schließlich steht man verzückt vor Bergen von Plätzchen, während die Küche bereits wieder wie aus dem Ei gepellt erstrahlt.
Woher diese Vorstellung kommt? Vermutlich aus der Fernsehwerbung und aus hochglänzenden Zeitschriften.
Aus jahrelanger praktischer Erfahrung sollte man es jedoch als Mutter und Vater eigentlich besser wissen. Die Realität sieht nämlich meist anders aus. Irgendeine Zutat fehlt, sodass das erste Rezept frühzeitig ausscheidet. Draußen ist es wahlweise nur novemberlich grau oder es regnet zusätzlich auch noch Bindfäden. Das erste Kind hat bald keine Lust mehr und macht sich aus dem Staub. Man selbst weiß vor lauter Schüsseln, Eierkartons und sonstigem Kram nicht wohin mit heißen Backblechen. Und am Ende bringt man womöglich alleine die Sache zu Ende und steht fix und fertig in einem Küchen-Schlachtfeld. Während die Kinder sich im größten Chaos ein Käsebrot schmieren wollen, weil sie sich am Süßen überfuttert haben.
Dennoch: Auch in diesem Jahren gibt es – natürlich! – selbstgemachte Weihnachtsplätzchen! Und dieses Mal läuft – bestimmt! – alles anders! Ordentlicher, effektiver und gleichzeitig harmonischer und besinnlicher! Schließlich ist der Nachwuchs wieder ein Jahr älter und entsprechend vernünftiger. Und man selbst als Mutter gelassener, routinierter und bestens vorbereitet dank dieses Fünf-Punkte-Schlachtplans!
1. Auf einfache, bewährte Rezepte setzen!
Neues auszuprobieren ist verlockend. Ebenso wie die Vorstellung auf nie da gewesene Plätzchen, die den Gaumen verwöhnen. Aber mal ehrlich: Weihnachtsbäckerei ist wenige Male im Jahr. Und da ist es nicht verkehrt, auf Bewährtes, Erprobtes zu setzen. Dann mäkelt später keiner über „seltsame“ Zutaten und „komischen“ Geschmack. Und darüber, dass fehlt, was vor Weihnachten traditionell gefälligst dazu gehört!
Fazit? An mehr als einer neuen Plätzchensorte pro Jahr sollte man sich besser nicht versuchen. Aber wenn man dabei ein richtig gutes, gelingsicheres Rezept entdeckt, sollte man dies gleich ausdrucken und laminieren. Für das hauseigene Weihnachtsrezeptebuch, das alle Jahre wieder zum Einsatz kommt.
2. Vorab alle Zutaten und Equipment auf Vollständigkeit hin checken!
“Mehl? Haben wir doch immer genug im Haus!” Denkt man noch und stellt danach sogleich fest, dass dies doch zum ersten Mal nicht der Fall ist. Ärgerlich, wenn man deswegen noch mal extra zum Supermarkt flitzen muss. Schier katastrophal, wenn Sonntag ist und man keine gut sortierte Tankstelle in der Nähe hat. Oder ein nahes Nachbarland mit Sonntagsöffnung. Die einzige Rettung dann? Man findet nette Nachbarn, die gerne mit ihren Vorräten aushelfen.
Besser ist aber allemal: Vorab gewissenhaft Einkaufslisten zu schreiben, zu überprüfen und dann beim Einkauf alles akribisch abzuhaken. Und: Besser zu viel zu kaufen als zu wenig! So droht kein Plätzchen-Mangel, wenn mal eine Ladung verbrennt oder sich ein faules Ei in die Packung gemogelt hatte.
Die gleiche Umsicht gilt natürlich für alles, das man sonst an Zubehör zum Backen so braucht. Sind die Backbleche gespült, gibt es ausreichend Backpapier? Stehen die Keksdosen parat? Ist sonst alles griffbereit, sauber und heile? Mit rostigen Metallförmchen und haarenden Backpinseln möchte schließlich niemand ausstechen und verzieren.
3. Ausreichend Zeit einplanen und sich nicht zu viel vornehmen!
Es gibt einfach ungeschriebene Gesetze bei der Weihnachtsbäckerei. Die möchte man alle Jahre wieder vielleicht nicht wahr haben. Und dennoch bewahrheiten sie sich stets auf Neue.
1. Irgendwann haben die Kinder keine Lust mehr und man steht alleine in der Küche.
2. Das Backen dauert viel länger als geplant.
Daher sollte man nie versuchen, „das bisschen Backen“ mal eben so dazwischen zu schieben. Besser wählt man einen Sonntag, an dem niemand aus dem Haus muss. Und beginnt mit zwei, drei Plätzchensorten. Ist am Ende dann tatsächlich Zeit übrig und der Stresslevel noch gering? Dann kann man spontan immer noch Vanillekipferl, Kokosmakronen oder Marmeladenplätzchen nachlegen.
4. Klare Regeln aufstellen!
Dazu gehört auf jeden Fall: Vorher und zwischendurch Hände waschen! Und – abhängig vom Alter der Kinder -: Plätzchen immer ordentlich und mit wenig Abstand zueinander vom Teigrand aus ausstechen! Und nicht aus der Mitte heraus, sodass man den Teig immer wieder zusammen kneten und ausrollen muss! Nicht drängeln, schubsen und quengeln! Weg vom Ofen, wenn die Plätzchen raus müssen! Und: Bitte nicht streiten! Und wer sich nicht dran hält? Der legt mal eine kurze Pause im Kinderzimmer ein!
5. Erwartungen nicht zu hoch ansetzen!
Ein gelungener Backtag ist einer, an dessen Ende die Plätzchen fantastisch schmecken und die Nerven nicht blankliegen. Na ja, und idealerweise sehen die fertigen Gebäckstückchen auch noch schön aus. Vor allem, wenn sie als Präsent oder Mitbringsel gedacht sind. Doch was man im Internet und Backbüchern an „Hochglanzplätzchen“ sieht, sollte man wahrlich nicht als Maßstab nehmen. Bis ein Plätzchen ins Backbuch darf, haben Backende, Dekorierende und Fotografierende sicherlich mehr als einen Anlauf gebraucht.
Handgemacht darf hingegen auch „Ecken und Kanten“ haben. Genau das macht den Charme von selbstgebackenen Plätzchen aus! Im Vergleich zu gekauften Spezialitäten, die eben doch alle gleich aussehen und schmecken. Und unterm Strich ist ohnehin viel wichtiger, dass die Kinder Spaß hatten und zufrieden sind. Dass dieses Abenteuer im Alltag die Familie einmal mehr zusammenschweißte. Und man stets mit Vorfreude anstatt mit Schrecken auf die Weihnachtsbäckerei im folgenden Jahren schaut.
Bildquelle: © unsplash.com/ Kari Shea